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Ein Abend zum Staunen – mit offenen Ohren

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Erfreulich viele Zuhörer folgten Anfang Oktober der Einladung zu einem Abend mit zeitgenössischer Musik ins Bechstein-Centrum Hannover, das zum wiederholten Mal die Pforten bis weit nach Geschäftsschluss öffnete, um dem Verband eine vorzügliche Bühne zu bereiten.

Moto Harada begann den Abend mit seinen von traditioneller japanischer Musik beeinflussten Klangbildern nach Van Gogh. Im Duo mit Gesa Riedel (Cello) öffneten sich auch dem ungeübten Hörer neuer Musik sogleich die beglückten Ohren.

Deutlich avantgardistischere Klänge prägten das folgende „Inparlando“ von Christoph Keller. Norbert Körner (Cello) stieg mit diesem eindrucksvollen Solowerk in die Tiefen eines inneren Dialogs. Im sensiblen Zusammenspiel mit dem Komponisten selbst erklangen später im Programm die formal und klanglich sehr reizvollen „6 Interludes für Cello und Klavier“.

Mit drei Stücken aus „Diaphainon“ von Brigitte Schäfer, brachten Julia Habiger-Prause (Klavier) und Pierre-Yves Locher (Klarinette) den Raum zum Glühen. Hier trafen kompositorische Dichte und enorme musikalische Klangphantasie kongenial aufeinander.

Nach einer kurzen Pause stellte sich Martin-Aike Almstedt als ideenreicher Meister der Tonsprache vor. Mit seinem Klavierstück „Trauer um Sisirami“ zeigte er keinesfalls ein schlichtes Lamento, vielmehr deutete sich in seiner Musik eine spirituelle Überwindung  des Themenkomplexes Trauer/Verlust an. Sehr spannungsreich interpretierte hiernach Amei Schneider die beeindruckende Cello-Suite „Canto I“ von Helmut W. Erdmann und verlieh dem Werk durch ihr vielseitiges Spiel alle nur erdenklichen Aspekte von Cantabilität.

Mit äußerst geistreichen Klavierstücken von Peter Florian beendete Julia Habiger-Prause den Abend schließlich mit einem Zitat des berühmten Tristanakkords, eben einem der Schlüsselmomente auf dem Weg in die musikalische Moderne. Kurz: Ein Abend zum Staunen – mit offenen Ohren!

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