Das Buch, das der Titel beschreibt, ist Band 69 der Reihe Komponistinnen und Komponisten in Bayern, erschienen im Allitera Verlag ist herausgegeben vom Tonkünstlerverband Bayern. Dieser Band befasst sich mit Leben und Werk des Komponisten Horst Lohse.
Ein Buch, das alles enthält
Dass sich in einem Buch, das das Lebenswerk eines Komponisten würdigt, ein gut gegliedertes Werkverzeichnis befindet, sowie ein aussagekräftiger Bildteil, versteht sich fast schon von selbst. In diesem Buch finden wir auch noch einen Kurzlebenslauf in Form einer Chronik, eine Diskografie und ein beeindruckendes Literaturverzeichnis. Damit ist jetzt noch gar nichts über die einzelnen Kapitel des Buches gesagt, die für den Leser eine Hauptsache sind.
Den Hauptteil des Buches bilden musikwissenschaftliche Analysen. Allein durch die zahlreichen abgedruckten Notenbeispiele wird dem Leser deutlich, mit welch komplizierter Musik man es hier zu tun hat. All diese Aufsätze beziehen in ihre Analysen ein, durch welche Werke aus Literatur und bildender Kunst der Komponist inspiriert wurde. Die Autoren Michael Herrschel, Birger Petersen, Jörg Krämer, Klaus Hinrich Stahmer und Franzpeter Messmer sind bewundernswert kenntnisreiche Musikwissenschaftler, die durch extreme Genauigkeit dem Leser einen Eindruck von der Gedankenwelt und Vielfältigkeit der Musik Horst Lohses vermitteln. Man hat nach der Lektüre dieser Kapitel den Gedanken, jetzt unbedingt diese Musik einmal hören zu wollen, was ich für ein sehr gutes Zeichen halte.
Die Kompliziertheit der beschriebenen Musik wird auch noch auf jene andere Weise deutlich, die Oliver Fraenzke in seinem Kapitel benennt. Es ist eine genaue und ausführliche Lebensbeschreibung von Horst Lohse, in der vom Autor gewürdigt wird, in welcher Weise der Komponist Werke anderer Kunstrichtungen in Musik gesetzt hat. Oliver Fraenzke wagt es auf gewissenhafte Weise, dem Leser das Phänomen der Synästhesie (gleichzeitige Wahrnehmung und Verarbeitung verschiedener Sinnesreize) deutlich zu machen. Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Komponist Texte in sein Schaffen mit einbezieht, aber Werke der bildenden Kunst in Musik zu setzen ist etwas, was sich der Leser wahrscheinlich nur sehr schwer vorstellen kann. Das Buch versucht, dem Leser diese Fähigkeit, Bilder in Musik zu setzen, zu vermitteln; mit Erfolg, wie ich meine.
Zuguterletzt sei noch ein Interview mit Horst Lohse erwähnt, das Franzpeter Messmer geführt hat und das ebenfalls Teil des Buches ist. Es ist immer eine gute Idee, den beschriebenen Komponisten selbst zu Wort kommen zu lassen. Horst Lohse erzählt aus Stationen seines Lebens, unter anderem über seine sehr spezielle Art der Inspiration. Dass ihm klar ist, dass er über eine ungewöhnliche Fähigkeit der Verknüpfung von unterschiedlichen Künsten verfügt, zeigt ein Zitat, das er zu Ende des Interviews tut: „Ob jetzt jeder, der sich meine Musik anhört, das empfindet, was ich mir vorgestellt habe, das bezweifle ich.“ – Das Buch unternimmt mit Erfolg den Versuch, dem Leser eine Ahnung zu verschaffen von einer ungewöhnlichen Begabung.
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