„We must feel the same way about a composition.“ Mit dieser simplen Aussage brachte der Pianist Arthur Rubinstein die grundlegende Voraussetzung für ein erfolgreiches Triospiel auf den Punkt.
„We must feel the same way about a composition.“ Mit dieser simplen Aussage brachte der Pianist Arthur Rubinstein die grundlegende Voraussetzung für ein erfolgreiches Triospiel auf den Punkt. Es reicht eben selbst bei Ausnahmemusikern nicht aus, nur den eigenen Part solistisch zu interpretieren. In den Proben suchten er und seine Partner nach Verknüpfungen zwischen ihren unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten und rangen um eine gemeinsame Interpretation.
Mit genau diesem Problem hatten auch die Mitglieder des Trio Orfeo, Sylvia Hewig-Tröscher, Urs Stiehler und Hartmut Tröndle, bei ihrem Konzert „Musica da Camera“ am 28. November in der Versicherungskammer Bayern zu kämpfen – mit unterschiedlichem Erfolg. Vor allem zu Beginn des Konzerts brauchten sie einige Zeit, um in das Haydn-Klaviertrio in C-Dur (Hob. XV:27) hineinzufinden. Dabei merkte man durchaus, dass sie grundsätzlich präzise aufeinander eingespielt sind und im guten Sinne routiniert zusammenspielen. Aber vielleicht verließ sich vor allem Urs Stiehler an der Violine ein bisschen zu sehr auf die-se Routine, denn ein gemeinsames Musizieren fand in den ersten beiden Sätzen des Haydn-Trios kaum statt. Erst der dritte Satz, das „Presto“, brachte die Wendung: hellwache Musiker, die mit Spaß an der Sache in ihrer gemeinsamen Interpretation dieser transparenten, spritzigen Musik zu einer musikalischen Einheit verschmelzen.
Mit dieser guten Energie setzte auch Sylvia Hewig-Tröscher allein am Klavier mit „Eurydike“ von Wilfried Hiller das Konzert weiter fort. Sensibel und gleichzeitig zupackend interpretierte sie Hillers Musik, die den dramatischen Moment, in dem Orpheus und Eurydike einander unwiederbringlich verloren haben, mit den lyrischen Zeilen des gleichnamigen Rilke-Gedichts kombiniert und in Musik übersetzt.
Höhepunkt des Abends war sicherlich Hillers „Niobe“. Thema dieses Trios ist die Sage der Niobe, die die Titane Leto beleidigt und für diesen Frevel teuer bezahlen muss: Leto lässt Niobes vierzehn Kinder töten. Auch ihr Gatte Amphion stirbt, und Niobe selbst versteinert vor Schmerz. Hillers Werk beschreibt die Trauer und Versteinerung der Niobe in vier Teilen: „Klagegesang“, „Fragment einer Arie“, „Versteinerung“ und „Traum vom verlorenen Paradies (Amphions Gesang)“, die nahtlos ineinander übergehen.
Das Motiv der Klage, die lyrischen Passagen, liegen meist in den Streichern, oft unisono oder sich ergänzend; das Klavier bildet dazu das kontrastierende Element, das die Dramatik von Niobes Verzweiflung bis ins Unmenschliche, Unerträgliche vorantreibt. Mit ihrem eindringlichen, anrührenden Spiel machten die Musiker das Leid Niobes für die Zuhörer erfahrbar, aber auch den versöhnlich-melancholischen Traum am Ende des Stücks.