Am 1. März 2006 veranstaltete der DTKV Bremen das 1. Schulkonzert 2006 in Bremens zentralem Konzerthaus, die Glocke. Dieses Konzert konnte nur durch eine breite Kooperation der Musikschaffenden in Bremen entstehen. DTKV-Mitglied Imke Howie hatte im Juni 2005 die Idee, mit ihren Bläserklassen der Gesamtschule Bremen Ost ein zeitgenössisches Werk aufzuführen. Der Bremer Komponist und ebenfalls DTKV-Mitglied Stefan Lindemann widmete sich dieser Aufgabe. Zu den Bläserklassen der Gesamtschule Ost wurde das Streichorchester des Ökumenischen Gymnasiums Bremen sowie der Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ Bremen als weitere Klangkörper gefunden.
Stefan Lindemann hatte die Idee, das Honorar der Komposition auf jeden mitspielenden Schüler zu berechnen. Den endlichen Betrag steuerte dann die Waldemar Koch Stiftung bei und übernahm somit die Kosten für die Auftragskomposition. Imke Howie hatte sich zudem vorgenommen, dass der 1. Kapellmeister des Bremer Theaters, Florian Ludwig, das Dirigat der zeitgenössischen Komposition übernehmen sollte. Diese Aufgabe nahm Florian Ludwig gerne an. Seit Herbst 2005 probten alle Klangkörper unter ihren jeweiligen künstlerischen Leitern (Streichorchester des Ökumenischen Gymnasiums unter Barbara Dreier, der Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ unter DTKV-Mitglied und Landeskirchenmusikdirektor Ansgar Müller-Nanninga) und die Bläserklassen der GSO unter Imke Howie. Ab Januar übernahm dann Florian Ludwig die Probenarbeit und die Kinder und Jugendlichen wurden durch Musikerinnen und Musiker der Bremer Philharmoniker tatkräftig unterstützt.
Kooperation
Die Glocke Veranstaltungsgesellschaft Bremen war von Anfang an als Kooperationspartner für dieses Projekt gewonnen worden. Die beiden Beauftragten für Kinder- und Jugendarbeit Maike Berndt (Glocke) und Marko Gartelmann (Bremer Philharmoniker) unterstützten das Projekt, an dem sich mittlerweile 160 junge Musikerinnen und Musiker beteiligten, nach Kräften. Die Bremer Philharmoniker schieben damit auch eine Tradition der Schulkonzerte in Bremen wieder an, die sie durch weitere Konzerte in diesem Jahr in pädagogischer und organisatorischer Form nachhaltig entwickeln werden.
Am 1. März um 11 Uhr begann dieses 1. Schulkonzert 2006 in der Glocke. Das Wagnis, zeitgenössische Musik mit Jugendlichen einzustudieren und aufzuführen, wurde noch da-durch erhöht, dass das Konzert für Schulkinder der 3. bis 6. Klassenstufen empfohlen war. Im Publikum saßen 1.200 (!) Kinder zwischen 8 und 12 Jahren zusammen mit Bremens Bildungssenator Willi Lemke. Den Spannungsbogen durch das Konzert spannte Roland Vanecek aus Wiesbaden, der mit seinem Susaphon jederzeit das jugendliche Publikum in eine besondere musikalische Erlebniswelt führen konnte.
Zuhören und Mitmachen
Das Konzert war künstlerisch darauf angelegt, die Schülerinnen und Schüler durch verschiedene Musikstile zum Zuhören und manchmal auch Mitmachen zu bringen.
Den Anfang machte das Streichquartett der Bremer Philharmoniker mit Scott Joplins „Entertainer“. Faszinierend, dass nach der Begrüßung 1.200 Kinder dem eher zarten Klang des Streichquartetts mucksmäuschenstill zuhörten. Danach folgten Variationen über „Mein Hut der hat drei Ecken“ aus dem Karneval von Venedig mit dem Solotrompeter der Bremer Philharmoniker, Stefan Ruf, begleitet von den Bläserklassen der Gesamtschule Ost unter der Leitung von Imke Howie. Den Solopart in Kabalewski’s Violinkonzert übernahm der 14-jährige Minh Nguyen, begleitet vom Streichorchester des Ökumenischen Gymnasiums unter Leitung von Barbara Dreier.
Hundertfaches Staunen der Kinder im Publikum, dass einer von ihnen zehn Minuten lang und auswendig als Sologeiger auf einer großen Bühne sich auszudrücken vermag.
Nach dem Violinkonzert stellte sich der Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ unter der Leitung von Ansgar Müller-Nanninga mit einem Gospel und einem Rap musikalisch vor. Viele Kinder im Publikum nahmen den Rap als Anlass, in entsprechende Bewegung zu kommen.
„maCINE“
Der Höhepunkt des Konzerts wurde von allen Klangkörpern gemeinsam musiziert. Stefan Lindemanns Komposition „maCINE“ zeichnet musikalisch nach, was im Titel schon angedeutet ist. Die Musik hat Elemente von Filmmusik in abgewandelter Form. Durch die bildliche Klangsprache gelang es unter der Leitung von Florian Ludwig sowohl den ausübenden jungen Musikern in Chor und Orchester als auch dem zuhörenden Publikum, fremdartige Klänge in einen sinnstiftenden Hörzusammenhang zu stellen.
Klangbilder wie „Aus der Tiefe“ wurden für die Kinder mittels zeitgenössischer klanglicher Elemente zu einem eigenen musikalisch-bildlichen Erlebnis. Dem Alter der Kinder im Publikum entsprechend führte Roland Vanaecek durch das Konzert. Er fesselte und weckte die Bereitschaft der Kinder, zuzuhören immer wieder. Dazu gehörte auch eine kleine Italienischstunde für den Kehrvers des italienischen Liedes „Funiculi Funicula“, das der Tenor Uwe Salzmann unterstützt vom gesamten Orchester und den Kindern im Publikum mitreißend als Rausschmeißer nach 60 Minuten darbot. Bejubelte Zugabe war das rockige „Oye como va“ von Carlos Santana, gespielt wieder vom gesamten Orchester.
Als Veranstalter dankte der Deutsche Tonkünstlerverband und der Verein der Freunde und Förderer der Tonkunst e.V. allen Kooperationspartnern, ohne die dieses Konzert nicht hätte stattfinden können. Der Eintrittspreis war bewusst so gestaltet worden, dass an diesem Morgen gerade auch Kinder die Bremer Glocke besuchen konnten, die in ihrem normalen Lebensumfeld sicher nicht den Weg in einen „klassischen Musentempel“ finden würden. Dies ist natürlich nur dadurch möglich geworden, dass sich alle Künstler und Kooperationspartner für dieses Schulkonzert sehr engagiert gezeigt haben!
Diese Kooperation ist für den DTKV Bremen Erfüllung seiner Ziele in höchstem Maße gewesen. Förderung des Musiklebens an der Basis durch Förderung junger Musiker, Förderung der zeitgenössischen Musik sowie das Zusammenführen von Sinfonieorchestern, Schulmusikern, Instrumentalpädagogen und Freiberuflern. Alle Fäden für die Kooperation liefen in der Geschäftsstelle des DTKV (Martin Lugenbiehl) zusammen. Gleichzeitig war dieses Highlight neben der 56. Bremer Hausmusikwoche 2005 mit 33 Konzerten im November die Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden des DTKV Bremen, Markus Menke.