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Entwicklung auf vielen Ebenen

Untertitel
Christoph J. Kellers neue Suite „Evoluzione“ aufgeführt
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Musik als Entwicklung auf vielen Ebenen – so ließe sich Christoph J. Kellers neue Suite für Streichorchester (2011) charakterisieren. Schon der Titel weist darauf hin: „Evoluzione“.

Die vom kultivierten, wohlklingenden Ostfriesischen Kammerorchester (Leitung: Christoph Otto Beyer) im Alten Gymnasium Oldenburg uraufgeführte Suite besteht aus fünf Sätzen, die jeweils durch Veränderungen leitender Elemente gekennzeichnet sind. Beispielhaft seien die modifizierenden Abwärts-Skalen im Eingangssatz oder die charakteristischen Verwandlungen der Solovioline (glänzend gespielt von Mechthild Karkow) im dritten Satz genannt, ebenso wie das gezielte Aufbrechen des musikalischen Flusses im vierten Satz sowie die unentwegt variierende Rhythmik im Finale.
Doch auch über Satzgrenzen hinweg entwickelt Keller hin zu einem organischen Ganzen, etwa durch mehrmalige Verwendung von Choralzitaten („Aus tiefer Not“). Dabei entsteht die für Keller typische, zugängliche Klangwelt. Er selbst assoziiert sein Werk mit dem „Werdegang und den Lebensstationen eines Menschen“. Dass Streichinstrumente mit ihren zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten und Farbvarianten dem Modulationsreichtum des Vokalen nahe kommen, passt zu jener Aussage des Oldenburger Komponisten, der in diesem Sinne ein sehr menschliches, hörenswertes Werk geschaffen hat.
Den Rahmen bildeten zwei Werke der Wiener Klassik: Das Ostfriesische Kammerorchester ließ auch in Haydns Sinfonie Nr. 64 A-Dur „Tempora mutantur“ Spielkultur und geschicktes Phrasieren hören. In Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur KV 320 spielten Geigerin Mechthild Karkow und Bratschistin Petra Wolff als Solistenpaar von hoher Güte. Beide gestalteten gemeinsam und intensiv, beide trafen die Mozartische Leichtigkeit punktgenau. Auch dafür gab es am Schluss großen Applaus. 

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