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Franz Liszt schillerte in seiner kompositorischen Vielfalt

Untertitel
Gotthard Kladetzky, Klavier im Musikstudio und Galerie Gabriele Paqué
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Es ist ein großes Unterfangen für jeden Pianisten, ein Liszt-Programm zu spielen, und erfordert deshalb auch größte Spielfertigkeit, Bravour, Raffinesse und emotionales Einfühlungsvermögen in diesen besonderen Komponisten der Romantik. Gotthard Kladetzky war noch ein Schüler von Claudio Arrau, und die nicht mehr so ganz jungen Musiker wissen sofort, woher der Wind weht. Ein Konzert mit Klasse und fulminanten Klängen war dann auch zu hören.

Kladetzky begann das Konzert mit der „Anneés de pèlerinage“ und verzauberte den Zuhörer sogleich mit der betörend anmutenden Einleitung, die den Zuhörer durch den weichen Klang der Musik hinweg träumen lässt. Kladetzky spielte das Stück sehr inniglich und gefühlvoll. Das nächste Stück „Deuxième Anneé: Italie“ zeigte sich mit seinem leidenschaftlichen Motiv ganz anders. Sehr viel aufgewühlter, auch wenn es wieder sehr ruhig endete. Danach brachte Kladetzky noch die „Tre sonetti di Petrarca“ (47; 104 und 123) zu Gehör. Kladetzky spielt höchst konzentriert, manchmal auch versonnen der Musik nachlauschend, in allen Facetten nachfühlend und sehr emotional während des gesam-ten Konzertes. Dies war auch schon bei den Sonetten zu hören, wo ihm keine Schwierigkeit zu groß ist, während er in die Welt des Klangs und der Emotionen eintaucht. Als nächstes Stück folgte „Après une lecture de Dante“, in der Liszt das gleiche Motiv einmal als „Himmel“ erscheinen lässt, aber auch als „Inferno“ verarbeitet. Vor der Pause spielte Kladetzky die „Fantasia quasi Sonata“. Die unheimlichen Akkorde am Anfang lassen den Zuhörer bereits aufhorchen. Die tiefen schweren Bässe mit dem aufdringlichen und nachdrücklichen Thema bis hin zur höchsten Virtuosität charakterisieren den „typischen“ Liszt auf höchster emotionaler Ebene. Ein Feuerwerk der Musik, dramatisch, wobei der Klang den Raum gänzlich einnimmt. Ein wilder Sturm fegt über die Zuhörer hinweg und endet in einem „Heiligenschein“ eines Trillers im Diskant. Großartig gespielt und interpretiert von G. Kladetzky. Ein Meister der alten Schule, was sich durch das gesamte Konzert durchziehen sollte.

Die zweite Hälfte des Programms zeigte Liszt als Bearbeiter. Bei dem „Totentanz“, hier die Soloversion, thematisiert Liszt eins seiner eigenen Werke. Es gibt die Version für Klavier und Orchester sowie für zwei Klaviere. Kladetzky spielte das technisch höchst anspruchsvolle Stück sehr brilliant und mit innerer Hingabe. Die Zuhörer waren schier fassungslos, denn man meinte, zwei Klaviere zu hören. Danach gab es noch die „Sechs polnischen Lieder von Frédéric Chopin (arrangiert von Franz Liszt)“. Diese Stücke gehören sicher zu den nur sehr selten zu hörenden Werke von Liszt. Sie besitzen alle sehr unterschiedliche Charaktere. Mal leicht beschwingt im Dreivierteltakt, volkstümlich, verliebt, schaurig oder wie betrunken. Kladetzky konnte die einzelnen Stücke sehr gut charakterlich wiedergeben.

Zum Abschluss spielte Gotthard Kladetzky noch die „Six Grandes Études d´après Paganini“. Sie gelten in der Fachwelt allgemein als einige der schwierigsten Werke, die jemals für das Klavier komponiert worden sind. Eine übermenschliche Herausforderung, der sich aber Kladetzky in größten Teilen gewachsen sah.

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