Dies ist ein Erfahrungsbericht des Anfangsjahres des Querflötenunterrichtes aus der Praxis in einer Grundschule. Heute werden Kinder weitgehend von Twitter, Facebook, überhaupt vom Internet und Computer bestimmt. Schon in der Grundschule ist der Computer ein selbstverständliches Medium geworden.
Dies ist ein Erfahrungsbericht des Anfangsjahres des Querflötenunterrichtes aus der Praxis in einer Grundschule. Heute werden Kinder weitgehend von Twitter, Facebook, überhaupt vom Internet und Computer bestimmt. Schon in der Grundschule ist der Computer ein selbstverständliches Medium geworden.
Das bedeutet, dass das Lernverhalten der Kinder nicht mehr mit dem der Eltern, geschweige denn der Großeltern, vergleichbar ist und schon die Grundschülerinnen und Grundschüler andere Lern-erwartungen und Erfolgsansprüche als vorherige Generationen hegen. Die heutige Generation ist auf möglichst schnellen und perfekten Erfolg „programmiert“ und möchte diesen auch sichtbar machen. Das erfordert von den Pädagoginnen und Pädagogen, gerade in der Anfangszeit des Instrumentalspiels frühe Erfolgserlebnisse zu vermitteln, die auch Ansporn für das gesamte Umfeld sein müssen (Eltern, Geschwister, Lehrer, Freunde).
Nicht ausbleibende kleine Rückschläge müssen mit Hilfe des Umfeldes verarbeitet werden, die Kontinuität des Lernens (tägliches Üben) muss gefördert werden. Hier ein praktisches Beispiel: Drei Mädchen im Alter von zehn Jahren (4. Schuljahr) bildeten nach einem mehrmonatigen „Instrumentenkarussell“ eine Querflöten-Dreiergruppe, die zunächst seitens der Musikschule auf ein halbes Jahr begrenzt war, danach aber auf Wunsch der Kinder unbegrenzt fortgesetzt wurde. Seitdem wird der Unterricht reibungslos erteilt und wahrgenommen, obwohl die Kinder nach dem 1. Halbjahr in drei unterschiedlichen Schulformen – die Schulen sind an verschiedenen Orten – unterrichtet werden. Aufgrund der großzügigen Haltung der Grundschule darf der Querflötenunterricht weiter dort, also ganz in der Nähe der Wohnorte der Kinder, erteilt werden.
Inhalte des erstenUnterrichtsjahres
Zunächst erlernten die Kinder einen kleinen Tonraum von f’ bis h’. Für die Tonbildung wurden nur kleine Hilfen erteilt (Haltung, Ansetzen), um natürliche Veranlagungen zu wecken und fördern zu können.
Da keine Notenkenntnisse, geschweige denn Kenntnisse der Notenwerte, vorhanden waren, wurden nur lange (helle) und kurze (dunkle) Töne verwandt, die Kinder sollten eigenständig als Hausaufgabe aus den Tönen f’ bis h’ sowohl mit langen als auch kurzen Tönen, eine Melodie erfinden und aufschreiben. Diese Aufgabe wurde hervorragend erfüllt. Von vornherein wurde standardmäßiges Notenpapier verwandt.
Natürlich registrierten die Kinder, dass sie nicht kindlich behandelt wurden, sondern gleich das Gefühl vermittelt bekamen, „vollwertige“ Flötenschüler zu sein. Glücklicherweise wurde das durch den Umstand unterstützt, dass schon am Anfang auf Flöten mit gebogenen Köpfen oder andere kindgerechte Modelle wegen der Körpergröße verzichtet werden konnte.
Das Ansetzen der Flöte und die Zuordnung der Finger auf die entspreche den Klappen war kein Problem.
In der 4. Stunde wurde das fis’ und das erste dreistimmige Lied (nur lange/kurze Töne) eingeführt. In der 6. Unterrichtsstunde kam das gis’ dazu, und der Wechsel eines e-Moll und E-Dur-Dreiklangs wurden trainiert ohne Nennung oder weitere Erläuterung der Tongeschlechter.
Zur 7. Stunde waren also die Töne d’ bis h’ und die Halbtöne gis’ und fis’ bekannt. Melodien mit diesen Tönen sollten „laut“ und „leise“ geübt werden. Nebenbei kam der Ton b’ hinzu. Hausaufgabe: die Töne in ihrer Reihenfolge aufschreiben. Dabei stellte sich heraus, dass der Übereifer begrenzt war. Also wurden mehrere zweistimmige, vom Lehrer konzipierte Lieder eingebracht, die doppelt besetzt zum Vorspiel für die Eltern vorbereitet wurden. Diese Maßnahme stachelte den Ehrgeiz der Kinder so sehr an, dass immer wieder auf kleine Ziele hin gearbeitet wird.
Nach dem 1. Vierteljahr wurde neben neuen Tönen (c“, d“) auch mit Notenhälsen und Notenwerten gearbeitet. Die Kinder komponierten sogenannte „Vorstellungsmelodien“, die zum geplanten Klassenvorspiel mit Schülerinnen aller Altersgruppen aufgeführt wurden. Zu den Sommerferien (nach 20 Stunden) fand dieses Vorspiel statt, das auch ein dreistimmiges Lied, „Farben des Sonnenuntergangs“, von den Kindern selbst komponiert, enthielt.
Offiziell war der Unterricht an der Ganztagsschule jetzt beendet, aber die Kinder entschieden sich für die unbegrenzte Fortsetzung, obwohl die Schulformen wechselten, was bis heute räumlich von der Grundschule unterstützt wird (s.o.). Nach den Sommerferien wurden erste Versuche, Töne zu überblasen, erfolgreich unternommen, obwohl der Schulwechsel an die Realschule und das Gymnasium das wöchentliche Üben zunächst einschränkte.
Seitdem nimmt das exakte Zählen der Notenwerte einen ziemlichen Raum ein. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies im Gruppenunterricht bei mehrstimmigem Spiel sehr normal ist. Aus diesem Grund wurden die Pausenzeichen in den Unterricht aufgenommen und kleine Kanons geübt. Letzteres ist sehr erfolgreich, weil so das Gefühl für Takt und Rhythmus gestärkt wird. Zur Vorbereitung für Weihnachten wurden die ersten gedruckten Noten benutzt und auf diese Weise fünf mehrstimmige Weihnachtslieder erlernt. Das derzeitige pädagogische Ziel, die Überblastechnik zu lernen und zu beherrschen, wurde dabei berücksichtigt und vorangetrieben. Inzwischen wurde der Tonraum zum Ende des 1. Jahres (nach 36 Unterrichtsstunden) bis h“ erweitert. Das große Ziel besteht nun darin, den Fortschritt in einem klassenübergreifenden Vorspiel im Mai 2013 zu präsentieren.
Aus dem gesamten Verlauf des Gruppenunterrichts an der Ganztagsschule kann schon jetzt geschlossen werden, dass die Kinder aufgrund ihrer individuellen Begabung und Leistung für einen späteren Einzelunterricht geeignet sind.