Vom 10. bis 13. April fanden neben den zentralen Konzerten in München, Augs-
burg und Würzburg weitere Veranstaltungen mit Musikern des Landesverbandes in Ansbach, Coburg, Bamberg, Fürth, Nürnberg und Regensburg statt. Die Konzerte boten mit ihren Programmen mit Werken bayerischer Komponisten des DTKV und den Darbietungen von Lehrenden und Schülern den Zuhörern einen hervorragenden Einblick in die effektive Arbeit des Berufsverbandes – die Verzahnung von professionellen, renommierten Musikern mit Nachwuchskünstlern und Ausbildenden aller instrumentaler Sparten.
Die Festschrift zum Jubiläum dokumentiert auf anschauliche Weise und mit fundierten Artikeln untermauert, die künstlerische und pädagogische Arbeit des Verbandes seit 1948: Neben einem Rückblick über 60 Jahre Musik in Bayern erfährt der Leser die Arbeit in der Kulturpolitik durch ein Interview mit Staatsminister Dr. Goppel, über die Bemühungen des DTKV um eine Besserstellung der Lehrbeauftragten an den Hochschulen für Musik, über die Bedeutung der Musikerziehung sowie die Fortbildung von Musiklehrern und viel über die Förderung Neuer Musik.
Eine besonders zu erwähnende Publikation zum Jubiläum ist die Herausgabe eines „ Münchner Klavierbuches“ mit Neuer Klaviermusik für den Klavierunterricht.
Dr. Hewig (1. Vorsitzender des LVBT) schreibt im Vorwort zur Notenausgabe: „Zeitgenössische Musik entwickelt sich nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Selten nimmt sie Rücksicht auf den Musikunterricht. Um dem Mangel an neuer Unterrichtsliteratur abzuhelfen und eine Brücke zwischen Komponisten und Nachwuchsinterpreten zu schlagen, hat der Landesverband Bayerischer Tonkünstler einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben und um Einsendung von Werken gebeten, die geeignet sind, Anfänger und Fortgeschrittene mit der Vielfalt der Ideen heutiger Komponisten bekannt zu machen. Ziel des Wettbewerbs war unter anderem, das Spektrum von Neuer Musik zu erweitern und auch solche Musik anzubieten, die der heutigen Jugendkultur nahe steht und geeignet ist, festgefahrene Vorurteile gegen die moderne E-Musik abzubauen.“
Die Auswahl traf eine Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Klaus Hinrich Stahmer, und man darf konstatieren, dass dieser Jury eine hervorragende Zusammenstellung gelungen ist.
Gut spielbare kleine Stücke Neuer Musik in der Kategorie „leicht“ bis „mittelschwer“ dürften tatsächlich ein Novum in der Neuen Klavierliteratur darstellen. Insgesamt beinhaltet das Münchner Klavierbuch 31 Kompositionen von den Komponisten Dieter Kanzleiter, Edwin Kammerer, Michael Proksch, Franz Tröger, Rolf Wilhelm, Heiko Kröner, Graham Waterhouse, Karl Haus, Roland Leistner-Mayer, Alexander Sternemann, Jens Kaiser, Elke Tober-Vogt, Wilfried Hiller, Klaus Hinrich Stahmer, Wolfram Oettl, Christine Appelt, Herbert Baumann, Ernst Bechert, Claus Kühnl, Wilhelm Killmayer, Andie Heyer, Lorenz Schmidt, Roger Janotta, Christian Glowatzki, Joachim F.W. Schneider, Richard Heller, Jörg Widmann, Harald Genzmer, Moritz Eggert, Peter Michael Hamel und Werner Heider. Ein kurzer Kommentar vor jedem Stück gibt Einführungen in die Intention der Komposition und Informationen zum Komponisten.
Prof. Stahmer beschreibt die Entstehung der Publikation im Artikel „Neue Musik für den Unterricht“:
„ Bei genauerem Hinsehen lässt sich immer wieder konstatieren, dass es in der Regel kein tiefer gehendes Interesse für moderne Musik gibt, jedenfalls keines, das mit der gleichen Liebe zur Musik einhergeht, die man „seinem“ Bach oder Mozart entgegen bringt. Da fehlt das Verhältnis auf Augenhöhe. Der Komponist einer zeitgenössischen Komposition ist fast immer ein Sonderling und Außenseiter, jedenfalls einer, der nicht seine Spieler und Hörer „bedient“, sondern herausfordert, und zu diesem findet der Hörer in der Regel nur schwer den Zugang, und noch viel schwerer der Nachwuchsmusiker … Mit der Maßgabe, eine Druckausgabe von 64 Seiten herzustellen, die – geordnet nach Schwierigkeitsgrad – in ihrer Vielseitigkeit den individuellen Ideen der jüngeren und älteren Autoren gerecht werden und die auch einem zögernd abwartenden Schüler „Lust auf mehr“ machen könnten, traf die Jury, nach entsprechendem Ausprobieren am Instrument, ihre Wahl ... Von zwei kleinen Besonderheiten beim Auswahlverfahen berichtet Prof. Stahmer zudem, die die Bandbreite der Einsendungen zu diesem Projekt verdeutlichen: Eine Komponistin sandte einen „Hofbräuhaus-Rag“ ein, der sich in einem Münchner Klavierbuch dringend finden sollte, und eine neunjährige Schülerin (des Lehrers Wolfgang Zoubek, gest. 2007) gab drei Kostproben ihres Könnens ab, die eine aufstrebende, begabte Komponistin erkennen lassen, aber ebenso wie der oben genannte Rag nicht berücksichtigt werden konnten.
Besonders gut war die Idee, einige Stücke des Klavierbuches im Festkonzert am 10. April im Künstlerhaus am Lenbachplatz vorzustellen. Jakob Ruderer und Katharina Müller am Klavier spielten „Fingerkarussel“ von G. Waterhouse, „Die Waage“ von W. Hiller, „Albumblatt“ von R. Heller, „Vom Klang des Lebens“ von P.M. Hamel und „Run“ von W. Heider und gaben so einen lebendigen Eindruck dieser neuen pädagogischen Kompositionen.
Das Münchner Klavierbuch ist eine herausragende Idee des Verbandes und eine überaus gelungene Publikation. Es setzt nicht nur neue Maßstäbe, sondern bietet mit seinem Vorbildcharakter für andere Landesverbände einen enormen Anreiz.
Münchner Klavierbuch. Neue Klaviermusik für den Unterricht, herausgegeben vom LV Bayerischer Tonkünstler, Verlag Vogt & Fritz, Schweinfurt, VF 755