Der Komponist Klaus Wüsthoff, zu dessen 99. Geburtstag seine Familie eingeladen hatte, betrat den Festsaal der Kirchengemeinde Berlin-Schlachtensee und steuerte zielstrebig auf den Flügel zu, um von dort aus, mit flinken, über die Tasten fliegenden Händen und munterem Gesang, die Gäste zu begrüßen.
Zu Ehren des Jubilars wurden mehrere Grußworte vorgetragen, in denen nicht nur der vielfältige Lebenslauf von Klaus Wüsthoff beschrieben wurde, sondern vor allem auch die spektakulären kompositorischen und pädagogischen Aktionen des Komponisten sowie auch seine ehrenamtliche Tätigkeit in Verbänden. Hierzu sprachen Vertreter des GEMA-Vorstands sowie des Deutschen Tonkünstlerverbandes. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier ließ eine ehrenvolle Rede verlesen, die mit den Worten endete: „Als nachkommende Generation stehen wir voll Respekt vor Ihrem Lebenswerk. Aus Ihrer langen, auch von dramatischen Verwerfungen geprägten Biografie speist sich ein Fundus von Wissen und Erfahrung, den Sie ummünzen in beispielhaftes Engagement als moderner, aufgeklärter Europäer.“#
Ein Fest ohne Musik mit und von dem Komponisten wäre undenkbar und so erklang der Liederzyklus „Im Kinderland“, vorgetragen von der Sängerin Andrea Chudak, am Flügel begleitet von Max Doehlemann, eine dramaturgisch gestaltete Folge von Liedern nach Texten von Georg Offik, die die Zuhörer mit großer Begeisterung aufnahmen. Doehlemann wirkte jedoch nicht nur als Liedbegleiter, sondern beschrieb in animierender Weise die Wochen und Tage, in denen er, gemeinsam mit Wüsthoff, die Biografie des Komponisten erstellte. Allein beeindruckend das Werkregister mit Orchesterwerken, Opern, Ballettmusiken, Kammermusik und Chorwerken, Musicals, Filmmusik, Chansons und Schlager sowie über 1.000 Werbespots. Nahezu 100 Jahre Leben mit und für die Musik – ein spannendes Abenteuer.
Vor allem Kindern das Singen nahezubringen, war und ist nach wie vor Wüsthoffs großes Anliegen . Mehrere Wettbewerbe hat der Komponist gemeinsam mit dem Tonkünstlerverband initiiert – jeweils mit den kindgerechten „Kuscheltierliedern“ als Grundlage startete 2007 der bundesweit erfolgreiche Wettbewerb für Kinderchöre, wenige Jahre darauf „Familien singen“ sowie der Kita-Wettbewerb ideell unterstützt durch die Schirmherrschaften der amtierenden Kultusminister*innen ( van der Leyen, Neumann, Grütters ).
Ein politisch engagierter Komponist, der mit der Zeit geht, vertont natürlich auch eine Melodie um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen. Da gab es die „Klimaglocken“, die in allen Bundesländern erklangen und einen Film, das „Gretakonzert“, der innerhalb der Feier seine Uraufführung hatte. Zum guten Abschluss forderte Klaus Wüsthoff die Gäste auf, widerum am Flügel spielend, mit ihm gemeinsam sein neues „Europalied“ zu singen: „Wir woll’n Europa sein, wünscht unser Land! Stimmt in das Lied mit ein … Einigkeit, Recht und Freiheit, Frieden und nie mehr Krieg! Wir woll’n Europa als einig Land versteh’n … wir woll’n Europa sein“. – Eine würdige Feier, vom 99-jährigen Komponisten aktiv mitgestaltet – das war wahrlich ein beeindruckendes Erlebnis.