Banner Full-Size

„Ich kann jedem nur empfehlen, 90 zu werden“

Untertitel
Ein Geburtstagskonzert zu Ehren Linde Dietls
Publikationsdatum
Body

Dass 90 nur eine Zahl und kein Alter ist, beweist Linde Dietl. Mit breitem Lächeln und strotzend vor Energie saß sie in der ersten Reihe und genoss die vielseitigen Beiträge, die am 15. Januar 2023 im Münchner Rubinsteinsaal zu ihren Ehren dargeboten wurden.

Linde Dietl gehört zu den prägendsten Figuren des Bayerischen Tonkünstlerverbandes und der Tonkünstler München, bekleidete dort die Rolle der Ersten beziehungsweise der Stellvertretenden Vorsitzenden und wurde 2021 zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Sie initiierte den Hausmusiktag und machte Schülerkonzerte zum unentbehrlichen Bestandteil des Verbandswesens. Aktiv setzte sie sich für Jugend Musiziert ein und war gern gesehene Jurorin, welche Ausdruck und Klang priorisierte, dabei nie vergaß, dass die Freude an der Musik zuoberst gelten sollte. Als Pianistin war sie international gefragt, begeisterte als Klavierpädagogin einen umfangreichen Schülerkreis – die Tätigkeit als Lehrerin führt sie bis heute in ungebrochenem Eifer fort. Auch am Vormittag des 15. Januars waren es in erster Linie ehemalige sowie noch aktive Schülerinnen und Schüler Linde Dietls, die das Konzert unter dem Motto „Ein vielseitiges Geburtstagsständchen“ gestalteten.

Nicht die technische Perfektion steht für die Pädagogin Linde Dietl im Vordergrund, sondern die lebendige Vermittlung der Musik, womit eine gesamte Persönlichkeitsentwicklung einhergeht. Unter den musizierenden Gratulanten waren mehrere Heranwachsende quer durch die Altersstufen, die ihr bei Linde Dietl erarbeitetes Repertoire vortrugen. Hier faszinierte die bei allen Teilnehmenden spürbare Begeisterung an der Musik und Leichtigkeit der Darstellung. Nicht ein einziges Mal musste das Ohr ein „Hacken“ oder „Hauen“ erdulden, stattdessen flossen die Melodien natürlich und wohlgeformt aus dem Flügel. Selbst die Allerjüngsten besaßen bereits ein Gespür für Rhythmik und lebendigen Puls der Musik. Übrigens spielten sie ausnahmslos auswendig. Eine ehemalige, mittlerweile erwachsene Schülerin, traute sich nach fünf Jahren Abstinenz vom Klavier wieder auf die Bühne und demonstrierte eindrücklich, dass einst Gelerntes nicht entschwindet, sondern mit der notwenigen Leidenschaft verbunden auch nach langer Zeit noch zum Strahlen gebracht werden kann.

Umrahmt wurde das Konzert durch Kammermusik, welche eine besondere Leidenschaft Linde Dietls darstellt. Die beiden Musiker Bernhard Hanke und Tobias Stork spielten vierhändig vier der „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms und Anne Schätz, die zwar nie Schülerin Dietls war, mit ihr aber in jahrzehntelanger Freundschaft verbunden steht, gesellte sich in zwei Trio-Formationen. Einmal spiegelte sie gemeinsam mit der Klarinettistin Bettina Faiss und der Cellistin Uta Zenke-Vogelmann Linde Dietls lebensbejahende Energie durch den Kopfsatz aus Beethovens Gassenhauer-Trio, dann gratulierte sie nach drei der „fünf Stücke op. 56“ César Cuis, gemeinsam mit der Violinistin Ursula Billig-Klafke und dem Flötisten Hans Billig, durch eine Kombination aus „Happy Birthday“, „Für Elise“ und dem „Entertainer“ aus der Feder von Dietrich „Piano“ Paul – ein schmissiges, aberwitziges wie gerissenes Finale für einen wortwörtlich vielseitigen wie vielsaitigen Vormittag. Die Jubilantin selbst versprach bereits: Zum 100. sehen wir uns wieder.

 

 

Print-Rubriken
Unterrubrik