Hauptbild
Andreas Burzik, ein Mann mittleren Alters, steht im Pullover, Hemd und Jeans in einem Kammermusiksaal an einer Flipchart.

Andreas Burzik fasst am Flipchart zusammen. Foto: Nicolas Zanner

Banner Full-Size

Im Flow ist Üben nicht Üben

Untertitel
Spielerisches Üben, immer Musik machen, den Klang genießen und jede Bewegung fühlen
Vorspann / Teaser

Der Titel klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch genau das verspricht die durch den Tonkünstlerverband Bayern e.V. am 16. März 2024 im Rubinsteinsaal München veranstaltete Fortbildung „Üben im Flow und Flow im Unterricht – Eine ganzheitliche, körperorientierte Übemethode für alle Instrumente und Gesang und ihre Anwendung im Unterricht“ von Andreas Burzik – sowohl für zu Hause, für den Proberaum wie auch für den Unterricht. 

Publikationsdatum
Paragraphs
Text

Allerdings ist dies kein leeres Versprechen: Das Gefühl von Flow erfährt jeder Teilnehmer schon während des Kurses. Sei es dadurch, dass man die Möglichkeit wahrnimmt, zusammen mit Andreas Burzik, der während des Kurses auf ein sympathisches „Du“ besteht, ein selbstmitgebrachtes Musikstück vor den anderen Kursteilnehmern im „Flow zu üben“; oder man bemerkt am Ende des sechseinhalbstündigen Kurses einfach nur, wie schnell die Zeit verflogen ist. 

Andreas Burzik ist ein Pionier des Flows in der Musik. Während seines Geigenstudiums in Bremen faszinierte ihn dieses Gefühl so sehr, dass er zehn Jahre nach seinem Studium und jahrelanger Unterrichtspraxis noch ein Studium der Psychologie anhängte und anschließend eine wissenschaftliche Studie über Flow-Erfahrungen bei Orches­termusikern verfasste. 

Aber wer oder was ist eigentlich dieser „Flow“? Um die Beschreibung dieses Gefühls zu erarbeiten, sammelte Andreas Burzik gemeinsam mit den Kursteilnehmern Erfahrungen. Dabei fielen Begriffe wie: Schwerelos, Ekstase, Verschmelzung von Raum und Zeit, Freude, körperliche Weite, Resonanz und bildliche Darstellungen wie Surfen. Er fasste diese zusammen in ein selbstvergessenes Eintauchen in ein engagiertes und doch müheloses Tun und einer tiefen Versunkenheit in eine Aufgabe.

Und warum ist Flow beim Üben so wichtig? Diese Übungsmethode soll auf keinen Fall klassische Methoden ersetzen, sondern als Ergänzung dienen, um auf die ureigenen körperlichen Instinkte zurückzugreifen, und um den eigenen probierenden und improvisierenden „Spieltrieb“ anzuregen. 

Um dieses Gefühl beim Üben erleben zu können, hatte jeder Kursteilnehmer die Möglichkeit, durch Andreas Burzik angeleitet, dieses Erlebnis zu spüren.

Dafür mussten allerdings erst drei notwendige Voraussetzungen gegeben sein:

  1. Klarheit der Ziele und unmittelbare Rückmeldung 
  2. Konzentration auf ein begrenztes Feld
  3. Das Verhältnis von Anforderung und Fähigkeit 

Auch der psychologische Aspekt, dass das Spielen mit Angst und übertriebenem Ehrgeiz oder Ungeduld, sowie übersteigerter Perfektionsdrang das Flow Gefühl behindern, muss berücksichtigt werden.

Das Üben im Flow folgt vier Grundprinzipien: Einen besonderen Kontakt zum Instrument, die Entwicklung eines subtilen Klangsinnes, ein Gefühl der Anstrengungslosigkeit im Körper sowie einen spielerischen, fließenden Umgang mit dem zu studierenden Material. 
Um dies wahrnehmen zu können, legt der Dozent besonderes Augenmerk auf die Sinne Hören und Fühlen, wobei das eigene Körpergefühl als dritte Sinneskraft hinzutritt. Nach diesen Prinzipien konnten die Schüler bereits in erste kleine Flow Erfahrungen eintauchen. Die Anschauungsbeispiele beschränkten sich aus Zeitgründen lediglich auf Geige und Flöte, allerdings konnten sich die Prinzipien dank des Handouts und der Tafelbilder einfach auf alle Instrumente übertragen lassen, so dass wirklich jeder etwas mitnehmen konnte. Bei der abschließenden Feedbackrunde war die Begeisterung der Kursteilnehmer noch einmal deutlich zu spüren und jeder hatte etwas gefunden, was er in seinen Unterrichts­alltag oder seine Überoutine mit aufnehmen kann.

Print-Rubriken
Unterrubrik