In ruhevoller Konzentration und feinfühliger Zugewandtheit zwischen Lehrendem und Meisterschülern fand in der Kreisjugendmusikschule Stade der diesjährige Meisterkurs der Klaviertage Unterelbe mit Professor Bernd Goetzke statt.
In ruhevoller Konzentration und feinfühliger Zugewandtheit zwischen Lehrendem und Meisterschülern fand in der Kreisjugendmusikschule Stade der diesjährige Meisterkurs der Klaviertage Unterelbe mit Professor Bernd Goetzke statt.
Im Unterricht, zu dem sich sieben Studenten aus verschiedenen Ländern und zwei sehr junge Klavierschüler aus Buxtehude eingefunden hatten, ging es immer wieder um die klare Darstellung der Architektonik von Musikwerken ohne forcierte Agogik oder Dynamik, um sinnvolle Darstellung von musikalischen Zusammenhängen, verknüpft mit dem Bewusstmachen feinster Strukturen und Details im musikalischen Gewebe. Kein Widerspruch dazu ist, dass Goetzke die hervorragend ausgebildeten Kursstudenten immer wieder ermutigt, sich frei zu fühlen, z.B. bei Beethoven-Sonaten: „Wenn es begründet ist und in den Zusammenhang passt, darf man sich die Freiheit leisten, verschiedene Tempi zu machen.“ Oft gibt Bernd Goetzke zu bedenken, ob eine sparsamere Nutzung von Ausdrucksmitteln nicht letztlich die stärkste Wirkung habe. „Man darf von der Musik nicht zu viel fordern, nicht mehr mit ihr machen als sie will.“ Bei Beethovens op. 27, 1: „Bei crescendo oder subito piano ist zu fragen: Ist es eine große Sache oder nur eine angedeutete? Ich würde relativ wenig machen, um die eindeutig positive Ausstrahlung nicht zu stören.“ Beim Menuett in Schuberts c-Moll-Sonate fragt er: „Kannst du es weniger expressiv spielen? Es darf auf keinen Fall getrieben oder ehrgeizig klingen. Sei nicht ungeduldig beim zweiten Akzent; versuche ihn als Dehnung umzudeuten. Die linke Hand muss hier der rechten Hand mehr Zeit lassen.“ Der plastischen Führung von Basslinien wie auch der liebevollen Darstellung von Mittelstimmen gilt seine besondere Aufmerksamkeit: „Ich liebe diese unscheinbaren Stimmen, die sonst keiner hört.“ Goetzke gibt viele Hilfestellungen fürs Üben. In langsamem Tempo lässt er z.B. rechts eine Oberstimme mit Armgewicht und gleichzeitig die Mittelstimmen mit getupftem Staccato spielen. Akkorde lässt er so üben, dass die Oberstimme bei etwas zu frühem oder zu spätem Einsatz des 5. Fingers zum Leuchten gebracht wird – „aber ganz unangestrengt …“ Zu staccato-Oktaven sagt er: „Ich bin dagegen, hier den 4. Finger zu benutzen; das fesselt die Hand, dann zieht man leicht das Handgelenk nach oben und blockiert. Mit dem 5. Finger ist es transparenter, und es kommt leichter Bewegung rein.“ Bei Oktaven rät er: „Ich bin dafür, Oktaven wenn möglich immer mit den Fingern zu führen, mit Duettgefühl.“ Große Aufmerksamkeit widmet er einem differenzierten Pedalgebrauch. Vielgestaltigkeit des Klanges, frei von willkürlichem Forcieren ist bei Bernd Goetzke selbstverständliche Voraussetzung für stimmige Werkinterpretation. Immer wieder fasziniert bei seinen eigenen Demonstrationen am Flügel, wie vollendet logisch und lebendig er, was er im Unterricht verbal so klar und anschaulich vermitteln kann, zum Klingen bringt.