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Kammermusik, Kinder-Musiktheater, Orchesterwerke

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Dem Komponisten Gisbert Näther zum 65. Geburtstag
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Bereits mehr als 180 Opuszahlen umfasst das Œuvre des Komponisten Gisbert Näther zum Zeitpunkt seines 65. Geburtstags, den er in diesem Sommer feiern konnte. „Komponieren ist für mich eine Gratwanderung zwischen Handwerk und Experiment, Tradition und Zukunftsvision, konstruktivem Denken und Inspiration. In meinen Stücken sind diese Kräfte unterschiedlich gewichtet“, sagt er zu seiner Herangehensweise an die Kunst des Tonsetzens. Und in der Tat sind in seinem mehr als vier Jahrzehnte währenden Berufsleben eine stattliche Anzahl von Werken verschiedenster Gattungen entstanden, die einen beachtlichen Erfolg aufweisen können, sprich: viel gespielt werden.

Da Werke für Kinder zu den Genres gehören, die ihm besonders am Herzen liegen, wundert es nicht, dass kaum ein Wettbewerb „Jugend musiziert“ stattfindet, ohne dass Stücke von Gisbert Näther zur Aufführung gelangen. Den bisher höchs­ten Bekanntheitsgrad jedoch dürfte mit „Max und Moritz“ ein Werk des Genres Kinder-Musiktheater erlangt haben. Dieses Werk nach der bekannten Bubengeschichte von Wilhelm Busch wurde 1996 vom Kindermusiktheater Potsdam und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg uraufgeführt. Bereits 1996 folgte die Premiere einer Ballett-Version an der Deutschen Staats-oper Berlin als Auftakt für Ballett-Fassungen an anderen Theatern – so zum Beispiel jüngst in slowenischer Sprache in Ljubljana.

Vita

Geboren wurde Gisbert Näther im Jahr 1948 in Ebersbach, einer auch durch hochwertigen Klavierbau bekannten Region der Oberlausitz; (Löbau: FÖRSTER, Seifhennersdorf: BECHSTEIN). Nach dem Abitur studierte Näther in Dresden an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ die Fächer Horn und Komposition. Nach dem Staatsexamen wirkte er als Hornist in der Jenaer Philharmonie und am Potsdamer Hans-Otto-Theater. 1981 wechselte er zum DEFA-Sinfonieorchester – heute „Deutsches Filmorchester“ –, dessen Mitglied er bis heute geblieben ist. Näther hat für traditionelle Kammermusik-Besetzungen komponiert, aber auch für weniger alltägliche – zum Beispiel ein Werk für zwölf Fagotte. Außerdem enthält sein kompositorisches Repertoire nicht wenige Stücke für Schulmusik. Nach 1992 entstanden Werke für großes Orchester, mit und ohne Solisten, uraufgeführt unter anderem von der Deutschen Oper Berlin, von den Berliner Symphonikern und dem Deutschen Filmorchester. Neben erfolgreichen Werken für Kammermusik-Besetzungen und für großes Orches­ter wurden und werden insbesondere die Stücke für Kinder – zum Beispiel in Form von Kinderkonzerten – immer häufiger und mit Erfolg aufgeführt. So neben dem oben bereits erwähnten Werk „Max und Moritz“ insbesondere:
• das als Auftragskomposition der Hofer Symphoniker entstandene Werk „Bremer Stadtmusikanten”, welches außer für Kinderkonzerte später ebenfalls für Ballett-Fassungen verwendet wurde,
• die Auftragskomposition der Deutschen Oper Berlin: Musik zu „Der kleine Prinz“, welche zum Beispiel im Jahr 2014 im Gewandhaus Leipzig eine weitere Aufführung durch das Gewandhausorchester erfahren wird,
• auf Anregung der Orchester, welche alle vorhandenen Kinderstücke – vor allem in der Kinderkonzert-Version schon gespielt hatten – das Werk „Die verhexte Musik“.

Kinder-Musiktheater

Die Uraufführungen neuer Kinder-Musiktheater-Werke Näthers erfolgten im Jahr 2011 quasi im Doppelpack: zunächst am 29. Mai 2011 die Oper für Kinder „Schneerot“ (Text: Ulla Theissen) in der brandenburgischen Stadt Prenzlau, gefolgt am 3. Oktober 2011 von der Oper für Kinder und Erwachsene „Der schwarze Schwan und das Mondsichelmädchen“ (Text: Andrea Conrad/italienische Übersetzung: Marie-Luise Döring) in der italienischen Stadt Perugia (siehe nmz 3/12, Seite 51). Für 2013 stehen im Genre Kinder-Musiktheater die Uraufführungen erneut im Doppelpack an: Die Oper „Konrad, das Kind aus der Konservenbüchse“ wird ihre Uraufführung am 23. November 2013 am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, erleben, das Ballett „Es war einmal“ einen Tag später, also am 24. November 2013, in Zwickau. Näheres hierzu an dieser Stelle in der nmz in einer späteren Ausgabe.

Preise und Auszeichnungen

In den zurückliegenden Jahren sind Gisbert Näther eine stattliche Anzahl von Preisen und Auszeichnungen zuteil geworden. So wurde ihm im Jahr 1996 der „Wilhelm-Busch-Preis“ für das oben bereits erwähnte Musiktheater-Werk „Max und Moritz“ verliehen. Schon ein Jahr später erhielt er den Kompositionspreis im Trickfilm-Kompositionswettbewerb des Landes Brandenburg. Es folgte im Jahr 2001 der Jugendmusikschulpreis der Stadt Hameln (Niedersachsen). Gleich zwei Mal wurde Gisbert Näther bei der Saxoniade der 1. Preis zuerkannt: im Jahr 2004 für „Ares“ sowie im Jahr 2006 für „Schoolyard“ für sinfonisches Blasorchester. Auch der begehrte Medienpreis „Leopold“ des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) wurde Näther gleich zwei Mal verliehen: 2005 für „Max und Moritz“ sowie 2009 für „Die verhexte Musik“.

Werk

Trotz aller Erfolge und Auszeichnungen ist Gisbert Näther stets „auf dem Teppich“ geblieben: Sich selbst in Szene setzen oder Aufhebens um die eigene Person machen, war nie sein Ding. Und da es insoweit kaum Einlassungen Näthers über sich selbst und sein Werk gibt, lohnt es um so mehr, das Wenige, das es gibt, zur Kenntnis zu nehmen. So schrieb er zu einzelnen Gattungen seines umfangreichen Œvres folgende Zeilen:

Kammermusik
‚Bitte schreib mir doch mal ein Stück für …‘ – Das war der Zünder für fast alle meiner Kompositionen für Kammermusik. Da es sich um Kompositionen für ganz bestimmte Anlässe handelt, ist die Bandbreite groß. Es gibt Unterhaltendes, aber auch Experimentelles, traditionelle Besetzungen oder eher ungewöhnliche.

Orchester
Da ich selbst im Orchester sitze, hat es mich schon immer sehr gereizt, Werke für große Besetzungen zu komponieren. Ich hatte großes Glück, für meine Uraufführungen gute Orches­ter zu haben zum Beispiel das der Deutschen Oper Berlin unter Rafael Frühbeck de Burgos und Rudolf Piehlmayer, die Berliner Symphoniker unter Alun Francis, das Philharmonische Orchester des Staatstheater Cottbus unter Reinhard Petersen,oder die Hofer Symphoniker unter Howard Golden. Gleiches gilt für die Solisten, wie etwa Claudia Stein (Flöte), das ‚Berliner Fagottquartett‘, Götz Bernau (Violine) und Jörg Wachsmuth (Tuba). Ich bin sehr froh darüber, dass der größte Teil meiner Orchesterwerke Auftragswerke sind, angeregt durch die entsprechenden Solisten und Anlässe.

Oper
Dieser Kunstform in ihrer Komplexität nähere ich mich mit viel Respekt, da sehr viel dazu gehört, auf dieser Plattform bestehen zu können. Vor allem bin ich abhängig von einem guten Libretto, welches auch irgendwie zu mir passen muss, damit mir was einfällt.

Kinderstücke
Ich kann nicht sagen, dass ich bei der Arbeit an den Stücken immer die Kinder als Zielpublikum vor Augen hatte. Ich habe diese so komponiert, wie es meiner Meinung nach dem Inhalt entspricht und mir gefällt. Mit großer Spannung habe ich dann den Aufführungen beigewohnt und mich über die begeisterten Kinder sehr gefreut.

Unterrichtsliteratur
Als Orchestermusiker kenne ich natürlich viele Kollegen. Einige unterrichten inzwischen an Musikschulen und so ergibt es sich ganz von selbst, dass die Bitte kommt, ein Stück für eine bestimmte Besetzung in einem entsprechenden Schwierigkeitsgrad zu schreiben.
Ich komme solchen Wünschen immer gerne nach. Das Orches­ter der Musikschule Potsdam, dessen Leiter (Jürgen Runge) ein Horn-Kollege ist, hat von mir schon einige Werke uraufgeführt, die ich für dieses Orches­ter geschrieben habe. Doch auch hier sind die Grenzen fließend. Ich durfte erleben, dass es auch Berufsorchester nicht verschmähen, diese Stücke in ihr Konzertprogramm aufzunehmen.

Blasmusik
Mit dieser Gattung hatte ich anfangs ein Problem. Als ‚ernster‘ Komponist wollte ich nicht unbedingt diese Art Unterhaltung bedienen. Doch als Mitglied der Blechbläservereinigung ‚Borgsdorfer Kreis‘ war irgendwann mal ein Stück fällig.
Der ‚Dissonanzenmarsch‘ hatte eine sehr gute Resonanz und meine danach entstandenen Stücke für sinfonisches Blasorchester wurden teilweise durch Wettbewerbspreise gewürdigt. Mir ist inzwischen klar, dass es nur gute und schlechte Musik gibt – egal welches Genre.

Bearbeitungen
Obwohl ich viel lieber komponiere, komme ich aus vielerlei Gründen oft in die Situation, Stücke für eine bestimmte Besetzung bearbeiten zu dürfen. Den Hauptanteil bilden die Bearbeitungen für Hornquartett und Blechbläserquintett. Der Grund – ich bin Mitglied im ‚Potsdamer Hornquartett‘ und bei den ‚Potsdamer Turmbläsern‘.“
Soweit der Komponist zu seinen Werkgattungen. Näheres findet sich auf der Homepage http://gisbertnaether.de/

Verbandsleben

Gisbert Näther ist langjähriges Mitglied im Deutschen Tonkünstlerverband (DTKV) sowie im Deutschen Komponisten-Interessenverband und im Brandenburgischen Verein Neue Musik.
Im DTKV-Landesverband Brandenburg e.V. ist er überdies nicht nur das (seit Landesverbandsgründung 1994) dienstälteste Präsidiumsmitglied – bereits seit 28. Februar 2003 bekleidet er das Amt des Landes-Schatzmeisters – sondern er bildet auch den ruhigen Pol, den sicheren Fels in der manchmal stürmischen Brandung des Verbandslebens. Seine natürliche Autorität basiert sowohl auf immenser Sachkenntnis des Musiklebens (insbesondere auch des Landes Brandenburg und der jungen Bundesländer), verbunden mit höchster menschlicher Integrität, als auch auf seiner unaufgeregten Art, Probleme zu erkennen, zu analysieren und einen angemessenen, geeigneten Lösungsweg zu finden.
All dies, verbunden mit der Grundhaltung, dass die Übernahme eines Vereinsamtes an allererster Stelle Dienst an der Sache bedeutet, hat dazu beigetragen, dass ihm Respekt entgegengebracht wird und er allseits ein hohes Ansehen genießt.

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