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Klangbrücke zwischen Deutschland & Polen

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Abschlusskonzert des neuen Wettbewerbs mit zwei vielversprechenden Preisträgern
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Der Landesverband Bayerischer Tonkünstler leistet zum Bialas-Jahr 2007 einen sinnvollen und originellen Beitrag: Er rief den deutsch-polnischen Streichquartettwettbewerb „Klangbrücke“ für Ensembles aus, die sich mit der Interpretation zeitgenössischer Musik beschäftigen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München und gefördert von der GEMA-Stiftung, der Kulturstiftung des Bundes, dem Kulturforum Östliches Europa und dem Kulturfonds Bayern konnte ein anspruchsvoller Wettbewerb realisiert werden, der – wie Prorektor Prof. Edgar Krapp von der Münchner Musikhochschule in seiner Begrüßungsrede feststellte – gerade bei den gegenwärtigen politischen Irritationen zwischen den beiden Ländern eine wichtige Funktion erfüllt. Musik wird hier zu einer Brücke, die das gegenseitige Verständnis weckt.

Streichquartettspiel und die Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik müssen gefördert werden, betonte der Vorsitzende des Landesverbandes Bayerischer Tonkünstler Dr. Dirk Hewig in seinem Grußwort; denn Kammermusik und moderne Musik werden im heutigen Musikbetrieb vernachlässigt. Deshalb sind neue Impulse wichtig. Durch Konzerte der Preisträger-Ensembles in Städten wie Breslau, Würzburg, Berlin und Bergisch Gladbach können sich die jungen Künstler einem breiten Publikum vorstellen. Durch die Begegnungen der jungen Wettbewerbsteilnehmer und der Jury kamen sich polnische und deutsche Musiker auf vielfältige Weise näher, freute sich Dr. Hewig.

Dass musikalisch-menschliche Brücken zwischen den beiden durch eine schlimme Vergangenheit einander entfremdeten Ländern entstanden, wurde im Preisträger-Konzert spürbar, in dem ein Ensemble aus Deutschland, das Jade-Quartett, und das polnische Wroclaw Modern Quartet aus Breslau spielten. Zuerst trug das Jade-Quartett sehr expressiv und mit einer breiten Palette von Ausdrucksmöglichkeiten Leoš Janáceks 2. Streichquartett „Intime Briefe“ vor. Die jungen, in Stutt-gart ausgebildeten Musiker aus Taiwan, Korea und China erstaunten durch ihre Virtuosität, ihr perfekt aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel und durch einen „Sound“, der neben einem romantisch schmelzenden Ton ebenso harte und zerklüftete Klangflächen kennt.

In der folgenden Laudatio beschäftigte sich Prof. Dr. Klaus Hinrich Stahmer mit dem Leben und Werk von Günter Bialas. Bialas, so zeigte Stahmer, verwirklichte in seinem eigenen Leben eine Brücke zwischen Polen und Deutschland. Er wuchs in Kattowitz und Breslau auf und fand nach dem Krieg in München eine zweite Heimat. Stahmer beschrieb Bialas als glücklichen Menschen trotz der schrecklichen Zeit, in der er lebte. Er stellte seine umfassende Liberalität als Kompositionslehrer, aber auch als Mensch heraus. Sein Spätwerk war die Erfüllung seines künstlerischen Wegs und zeugt von einer erstaunlichen Frische und Lebendigkeit. Stahmer machte deutlich, was für ein wichtiges Vorbild das Leben und Werk von Günter Bialas für diesen deutsch-polnischen Wettbewerb sind.

Das polnische Preisträgerensemble, das Wroclaw Modern Quartet, spielte darauf George Crumbs „Black Angels“ für elektronisch verstärktes Streichquartett, Gläser und Tamtam aus dem Jahr 1970. Die vier jungen Damen musizierten mit großer Klangentdeckerlust. Dabei erwiesen sie sich nicht nur als kompetente Streichinstrumentenspieler, sondern überzeugten auch als Schlagzeuger und Glasklangbeschwörer. Es war beglückend, aus mehr als dreißigjährigem Abstand ein einst provozierendes Werk als unterhaltsame und publikumswirksame Musik wieder zu entdecken. Da tauchten zum Beispiel Gambenklänge der alten Musik auf, wenn die Violinen mit dem Bogen auf dem Griffbrett gestrichen wurden. Und dann hörte man wiederum Anklänge von elektronisch verfremdeter Rockmusik wie sie 1966 von The Velvet Underground gespielt wurde. Das Wroclaw Modern Quartett erinnert in seiner Aufgeschlossenheit für neue Streichquartettklänge und Verbindungen zur Popularmusik an das amerikanische Kronos Quartett.

Bei der anschließenden Preisverleihung überreichte Dr. Dirk Hewig dem Wroclaw Modern Quartett den mit 2.500 Euro dotierten zweiten Preis und dem Jade-Quartett den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis. In den jeweiligen Begründungen der Jury, die Dr. Hewig verlas, wurden die beiden Ensembles vorgestellt: Das Wroclaw Modern Quartet erspielte sich beim 8. Internationalen Wettbewerb für Kammermusik in Krakau einen 3. Preis und gibt seither in Polen zahlreiche Konzerte. Das Jade-Quartett gewann beim deutschen Hochschulwettbewerb den 1. Preis und kann bereits auf einen ausgefüllten Konzertkalender verweisen.

Zum Abschluss spielte das Jade-Quartett das 4. Streichquartett „Assonanzen“ von Günter Bialas. Dabei überzeugte es durch sein klares, durchsichtiges und jeden Ton gestaltendes Zusammenspiel. Das im Alter von 79 Jahren entstandene Werk wirkte in der Interpretation des Jade-Quartetts als Teil des großen, zeitlosen klassischen Repertoires.

Die Organisatoren des deutsch-polnischen Wettbewerbs „Klangbrücke“ können mit dem Erfolg zufrieden sein: Sie entdeckten zwei außerordentliche Ensembles, die große Chancen auf eine Karriere haben und auf deren weitere künstlerische Entwicklung man gespannt sein darf, und sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung. Günter Bialas wäre sicherlich über dieses Unternehmen glücklich gewesen.

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