Die bayerischen Lehrbeauftragten an Musikhochschulen und an Universitäten im Bereich Musik backen keine kleinen Brötchen, wenn es um geringe Bezahlung und nicht vorhandene soziale Absicherung geht. Ihre Beteiligung am bundesweiten Aktionstag war aufwendig organisiert. Während es an der Nürnberger Hochschule und der Universität Erlangen Infostände gab, lockte in Würzburg ein Bläserquintett in der Fußgängerzone zu Information und Diskussion. In München waren Infostände am Stammsitz der Hochschule und im Kulturzentrum Gasteig aufgestellt.
Ein Konzert mit Musik aus vier Jahrhunderten wurde von einem Ensemble aus Studenten, Lehrbeauftragten und Professoren mit Louis Andriessens „Workers Union für jedes laute Ensemble“ beendet. Zuvor sprachen Hochschulpräsident Bernd Redmann, Isabell Zacharias (SPD) und Thomas Goppel (CSU), Mitglieder im Hochschulausschuss des Bayerischen Landtags. Vor allem Goppel, ehemaliger Kultusminister und nun Präsident des Bayerischen Musikrats, fand klare Worte: Gemeinsam müssten Kulturpolitiker und eine hoffentlich erstarkende Musik-Lobby dafür sorgen, dass die akademische Musikausbildung „nicht aus dem Gedächtnis gerät. Wenn drei Schlager gesungen werden, gibt’s einen riesigen Aufstand, wenn der FCBayern spielt, gibt’s einen riesigen Aufstand.“
Aber wenn es um Hochkultur gehe, dann bekomme er oft zu hören: „Das ist doch ein Klüngel, damit wollen wir nichts zu tun haben.“
Maruan Sakas, Lehrbeauftragtenvertreter im Senat, schildert deren Situation: „Es kann passieren, dass du in einem Raum einen Lehrbeauftragten hast, der einen Geigenstudenten auf seine Bachelorabschlussprüfung vorbereitet, der kriegt 30 Euro. Im Nebenraum ein hauptamtlicher Dozent, der kriegt in etwa 60 und dann ein Professor, der weit über 100 Euro die Stunde bekommt.“ Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sieht anders aus.
Bemerkenswert ist Goppels Botschaft, dass im Doppelhaushalt 2015/16 eine größere Finanzspritze für die akademische Musikausbildung eingeplant ist. Darin gibt es einen Posten von zusätzlich einer Million Euro pro Jahr, der „vorbehaltlich der Zustimmung des Bayerischen Landtags eigens für die Vergütung von Lehraufträgen und Gastdozenten“ (bay. Kultusministerium, PM 373) vorgesehen ist. Nach 15 Jahren Stagnation soll dieser Etat von drei auf vier Millionen Euro jährlich anwachsen. Das eigentlich Prekäre der Arbeitsverhältnisse ist damit jedoch nicht aus der Welt geschafft, für Festanstellungen mit sozialer Absicherung müssten ganz andere Töpfe angepackt werden. Wenn sich an der „Tagelöhnerei auf höchstem Fachniveau“ (Volker Hagedorn, Die Zeit) wirklich etwas ändern soll, muss insbesondere das Problembewusstsein der Politik geschärft werden. Doch Maruan Sakas meint: „Aus Sicht der Politik ist der Lehrauftrag ein sehr bequemes und billiges Mittel, hochqualifizierte Leute an die Musikhochschulen zu binden. Und das funktioniert wunderbar, denn wenn einer sagt, zu den Bedingungen mag ich nicht arbeiten, dann steht der Nächste bereit. Viele sagen, dass der Lehrauftrag für sie ein existentieller Einkommensanteil ist, auch wenn das nur 700 Euro im Monat sind.“