Werte Kolleginnen und Kollegen, heiß war‘s: zu wenig Niederschläge, staubtrockene Böden, Ernteausfälle, Dauerschwitzen und Dauerdurst. Dafür gibt‘s demnächst erstklassige Weine. So wie 1540. Da war sogar der Rhein ausgetrocknet. Und da gab es weder Kraftwerke, Diesel noch zubetonierte Landschaften.
Heute sind ja vor allem die Dieselfahrzeuge an allem schuld. Fahrverbote in Hamburg (eine Straße) und ab nächstem Jahr in Stuttgart (komplette Innenstadt) – mit gravierenden Folgen für uns Musiker: Soll sich die dieselfahrende Kontrabassistin nach dem Konzert um 23 Uhr mit ihrem Instrument an der Bushaltestelle „vergnügen“? Oder kauft ihr vielleicht ein Sponsor ein abgasfreies Neufahrzeug? Und was ist mit Tausenden Konzertbesuchern, mit Dirigenten, Solisten, Chören und Orchestern, mit nächtlichen Besuchern der Gastronomie? Knapp ein Drittel derer fahren bundesweit ältere Dieselfahrzeuge.
Ja, wir brauchen Sponsoren! Aber wollen wir einen Lebensmittelkonzern mit Sitz in Genf, der die Salzburger Festspiele unterstützt – mit Geldern aus der Ausbeutung von Kindern in Afrika und Wasserprivatisierungen weltweit? Oder einen Autokonzern aus Ingolstadt, der einen Chor finanziert und dessen Chef wegen Dieselmanipulationen im Knast sitzt? Da scheint eine Unterstützung durch öffentliche Zuwendungen angebrachter. Doch das sind Steuergelder. Und diese werden auch von Waffen-, Chemie- und Pharmaunternehmen und der Autoindustrie bezahlt. Aber wenigstens sind da auch unsere Einkommens- und Lohnsteuer mit dabei, vergleichsweise in marginaler Höhe. Also nicht ganz so schlimm.
Zu viel des Nachdenkens kann auch wirr machen. Wahrscheinlich ist‘s die Hitze. Im Herbst wird‘s besser. Hoffentlich.
Herzlichst, Ihr Cornelius Hauptmann