Banner Full-Size

Kolumne

Untertitel
Kann ich Musik studieren?
Publikationsdatum
Body

Deine Erfolge bei „Jugend musiziert“ bestätigen deine Begabung, durch die Mitwirkung im Landes- und Bundesjugendorchester kennst du bereits professionelle Herausforderungen und trotz einer internationalen Konkurrenz, die mit umfassenderer Vorbildung das Zugangsniveau zum Studium nach oben schraubt, hast du die Eignungsprüfung bestanden. Gratulation!

Aber es geht weiter, denn nur „Wer in der Musik vortrefflich werden will, muß ferner eine unermüdete unaufhörliche Lust, Liebe, und Begierde, weder fleiß noch Mühe zu ersparen, und alle bey dieser Lebensart vorkommenden Beschwerlichkeiten, standhaft zu ertragen, bey sich empfinden“ (J. J. Quantz, 1752). Und die Berufsaussichten? Junge geförderte und gefeierte Solisten merken sehr bald, dass die Welt nicht auf sie gewartet hat, und zu den Chancen auf eine Stelle in einem Orchester oder Berufschor antwortet die Statistik: Den mehr als 2.000 künstlerischen Absolvent/-innen deutscher Musikhochschulen jährlich (Tendenz steigend) stehen rund 200 Stellen (Tendenz fallend) gegenüber. Ein wachsendes Heer potenzieller Bewerber/-innen sucht Alternativen…

Überdurchschnittlich sein genügt nicht für eine Karriere. Wesentlich sind weiche Faktoren wie Ausstrahlung, Empathie und besonders Glück (nicht Zufall), auf das man vorbereitet sein muss, wenn sich unkonventionelle Nischen und unerwartete Wege auftun

Ein künstlerisch-pädagogischer Werdegang als Alternative? Immer noch habe ich den Satz meines ehemaligen Lehrers Hermann Gschwendtner (Schlagzeuger bei den Münchner Philharmonikern) im Ohr: „Der Pädagoge ist der Künstler!“ Und tatsächlich, eine lebendige künstlerisch-pädagogische Arbeit verlangt volle Kreativität, also künstlerische Qualitäten. Mit dieser Maxime sollte Stand (Ruf und Entlohnung eingeschlossen) des Instrumental- und Gesangspädagogen in der Musikwelt wie auch in der Gesellschaft eine neue Wertigkeit erfahren.

Um das, wofür wir brennen, anderen Menschen nahe zu bringen, empfinde ich keinen qualitativen Unterschied: Ob konzertierend oder eigenschöpferisch, musikpädagogisch oder forschend… Ich plädiere für Offenheit und Flexibilität, für Patchworking im großen Pool der Musik. Nicht allein, weil sich Arbeitsmöglichkeiten auftun, vielmehr, weil wir uns hier künstlerisch entwickeln.

Print-Rubriken
Unterrubrik