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Kolumne

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digital vision
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Gerade mal ein Jahr ist es her, dass ein neuartiges Virus in China eine kurze Meldung in den Nachrichten wert war. Und dann im März das Undenkbare: Das Virus ergreift Besitz von unserer durchstrukturierten Welt. Lockdown! Nicht nur, aber vor allem Selbststständige im Kultur- und Bildungsbereich fielen in den Abgrund. Wer konnte, griff nach dem rettenden Strohhalm: Digitalisierung! Geisterkonzerte, live gestreamt oder auf YouTube für die Weltöffentlichkeit konserviert. Online-Wettbewerbe und Online-Festivals… Was hätten wir gemacht, wäre das 20 Jahre früher geschehen? Welche Formate werden sich etablieren oder wieder verschwinden? Was bringt die Zukunft?

Nahtlos konnten wir vielfach den Instrumental- und Gesangsunterricht online fortführen – davor für viele von uns ein Unding. Die jungen Schülerinnen und Schüler – ohnehin digital erprobt – waren dabei, übten mehr als gewohnt (vielleicht aus Langeweile), da sonst nichts los war. Eltern dankten uns Musikpädagogen, dass wir die einzigen waren, die in der Zeit des phlegmatischen Müßiggangs dem Nachwuchs Struktur in den Alltag brachten… Als der Unterricht dann aber wieder in Präsenz stattfand, waren wir alle glücklich. Die spontane gegenseitige Inspiration ist online nicht zu ersetzen. Und technische Probleme wiesen uns zusätzlich in die Schranken: Die zeitliche Verzögerung bei der Übertragung verhindert jede Form von Zusammenspiel, besonders schmerzlich für Gruppenunterricht, Ensemblespiel, Chorgesang…

Die mindere Klangqualität, Aussetzer und Ruckeln durch ein überlastetes und schlechtes Netz nervten und verhindern die nuancierte Arbeit und den konzentrierten Unterrichtsverlauf. Was wir brauchen: Klang in Studioqualität, Übertragung ohne Latenz, eine Plattform, die von der Früherziehung bis zur Meisterklasse und auch für Ensembles im Laien- wie im Profibereich Verwendung findet, bedienungsfreundlich, datenschutzkonform und bezahlbar ist. Es gibt bereits vielversprechende Entwicklungen. Wenn die Probleme gelöst sind und dazu das nötige schnelle und flächendeckende Internet zur Verfügung stünde (mit freundlichen Grüßen an Dorothee Bär und Andreas Scheuer), wäre online zwar nie der Ersatz, aber die ideale Ergänzung zu live. Quarantäne, Erkältung, gebrochener Fuß, Schüleraustausch, Auto kaputt… ohne etwas zu versäumen, könnte der Unterricht online stattfinden, könnte man sich der Gruppe, der Chor- oder Ensembleprobe online zuschalten.

Lebenslanges Lernen: vor Jahresfrist für viele noch ein absolutes No-Go, heute bereits Berufsalltag…

Edmund Wächter, Präsidiumsmitglied

 

 

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