Es gibt sie wieder – die Konzerte. Und doch fühlt sich der Besuch fast ein wenig seltsam an. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen sind zwar inzwischen aufgehoben, dennoch ist das Publikum teilweise ausgedünnt und will noch nicht so richtig kommen. Daran muss noch gearbeitet werden.
Ein Live-Konzert erreicht alle Sinne. Man spürt die Musik, man riecht die Umgebung, man nimmt den Raum, in dem die Vorführung stattfindet, die anderen Menschen im Publikum und die Musiker*innen als Ganzes wahr. Als ein Erlebnis für alle Sinne. Ich konnte in der letzten Woche das Werk von Ludwig van Beethoven „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“ in Es-Dur, WoO32 für Viola und Violoncello hören und es war ein phänomenales Gefühl, dies live erleben zu können. Die Dynamik, der Humor und die Spritzigkeit des Stückes ging auf das Publikum über und es war ein unvergleichbares Gefühl. Spürbar war auch, mit welcher Begeisterung die Musiker*innen dabei waren – wie groß die Sehnsucht unserer Künstler*innen war und ist, endlich wieder ein gemeinsames Klangerlebnis zu schaffen. Viele unserer Mitglieder sagten mir: „Der Fokus muss auf dem Analogen bleiben. In dem Moment, in dem ich die Chance bekomme, vor Publikum wieder live zu spielen, lege ich los, auch wenn es nur wenig Personen sind, die mir zuhören“.
Was wurde in den letzten zwei Jahren alles abgesagt und ersatzlos gestrichen. Die finanzielle Situation unserer Künstler*innen ist nach wie vor schlecht.
Die Aufträge gehen nur langsam ein, Anträge auf Hilfsprogramme werden weiterhin gestellt und es zeigt sich, die Aktivierung der Konzertlandschaft wird Zeit brauchen. Holen wir uns das Publikum zurück, zeigen wir, dass die Unberechenbarkeit, die Überraschung, die Nähe zum anderen unerlässlich ist und wir durch unseren Konzertbesuch die Sehnsucht nach dem Live-Auftritt stillen und damit auch die soziale Lage der Künstler*innen verbessern und sie aus ihrer schweren Zeit herausholen. Lassen wir diese Sehnsucht zu und freuen uns auf ein Erlebnis für alle Sinne.
Herzlichst, Ihre Andrea Fink