Episode 1: Ende des letzten Jahrhunderts sendete das ZDF die beliebten Weihnachtsserien für Kinder und Jugendliche. 1987 stand Anna, eine junge Ballerina im Mittelpunkt. „Anna - der Film“ kam im Jahr darauf in die Kinos und die Ballettschulen platzten aus allen Nähten. „Let’s Dance“ – Fortsetzung folgt seit 2006 auf RTL.
Kolumne
Episode 2: Ein paar Jahre darauf (1990) strukturierte das ZDF mit „Ron und Tanja“ („Eine Schülerliebe“) die Weihnachtsferien. Tanja übte zwischendurch Querflöte, wollte Musik studieren. Das klappte erstmal nicht, dafür verknallte sie sich in den Flötenlehrer – schließlich Happy End und die Nachfrage nach Flötenunterricht stieg ins Unermessliche.
Episode 3: In Caroline Links Kinodebüt „Jenseits der Stille“ (1996) lernt Lara als Tochter gehörloser Eltern Klarinette, findet dabei zu sich selbst und löste einen nie dagewesenen Klarinetten-Boom aus.
Episode 4: Vor einigen Jahren klagte ein Schulmusiker, er könne für seinen Schulchor kaum noch Mitglieder gewinnen. Dann nannte er das Vorsingen „Casting“ und das Problem war gelöst. Möglicherweise hat „Deutschland sucht den Superstar“ (RTL seit 2002) auch etwas Gutes? Vielleicht halfen auch „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (Kinofilm 2004). Jedenfalls singen Jugendliche wieder, was nicht immer cool war.
Die Beispiele zeigen, welchen Anschub Medien in der Musik leisten können. Zwar gibt es viele interessante Ansätze der Musikvermittlung, besonders für Kinder und Jugendliche – Jeki, Klassenmusizieren, Community Music, Musikvermittlungsinitiativen der Orchester und viele weitere Musikalisierungs-Programme. Sind sie auch nachhaltig? Die Breitenwirkung der Medien haben sie nicht. Nur verlieren die Leitmedien an Bedeutung, vor allem bei Jugendlichen. Ihnen bieten wechselnde und immer neue Social-Media-Kanäle Orientierung. Hier müssten Influencerinnen und Influencer für gute Musik begeistern, also für Musik mit einer gewissen Komplexität, die noch beim zweiten und dritten Mal spielen oder hören neue Welten öffnet (was nicht auf „klassische“ Musik beschränkt ist). Sonst verlieren wir zusehends unser Schülerklientel und unser Publikum. Was nützen dann faire und angemessene Honorare, für die wir uns weiterhin mit Nachdruck einsetzen.
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