In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegebenen Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen in den Jahren 2014 und 2015 antworteten Schulleitungen auf die Frage, ob sie Schwierigkeiten haben, zusätzliches Personal zu gewinnen, mit über 53 Prozent mit ja.
Die Frage, ob Probleme bei der Finanzierung bestehen, wurde zwischen 37 Prozent bei Gymnasien und 50 Prozent bei Grundschulen bejaht. Über 42 Prozent des außerschulischen pädagogischen Personals ist ehrenamtlich tätig. Diese Zahlen betreffen selbstverständlich nicht nur die Musik, sondern deutschlandweit alle im Ganztag tätigen Pädagogen. Allerdings sind musisch-künstlerische Fächer sehr beliebt und verbreitet: über 90 Prozent der befragten Schulen bieten sie an.
Diese Zahlen zeigen etwas Erfreuliches: Musik und Kunst spielen im Ganztagsunterricht eine wichtige Rolle. Nur der Sport mit über 95 Prozent hat eine höhere Akzeptanz. Aber diese Befragung weist auch auf das Problem hin, wie schwierig es ist, geeignete Pädagogen zu finden. Es gibt viele Hindernisse. Da sind zum einen die fehlenden Geldmittel, die manchen Schulleiter dazu verleiten, lieber Ehrenamtler zu beauftragen – zum Beispiel wohlmeinende Musikliebhaber –, als ausgebildeten Musikpädagogen ein faires Honorar zu zahlen. Zum anderen erscheint vielen Musikern die Organisation des Ganztagsunterrichts als ein undurchschaubares Dickicht. Wie soll zum Beispiel ein freiberuflich tätiger Musikpädagoge gewährleisten können, dass er im Krankheitsfall einen Ersatzkollegen garantieren kann?
Der Tonkünstlerverband versucht, dieses Dickicht für seine Mitglieder zu lichten. Er plant eine Webseite, auf der vor allem die privaten Musikinstitute ihre Angebote im Ganztag vorstellen können. Auf seiner Regionalkonferenz wird er zusammen mit den Regionalverbänden Angebote für Kooperationen entwickeln, die Musikunterricht von hoher künstlerisch-pädagogischer Qualität, aber auch eine verlässliche Vertretung im Krankheitsfall gewährleisten. Daraus sollen modellhaft Kooperationen verwirklicht werden. Die so gewonnenen Erfahrungen werden dann den Mitgliedern des Verbandes zur Verfügung gestellt.
Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die Schulleitungen erkennen, wie wichtig ein guter Musikunterricht ist, um Begeisterung und Freude zu wecken bei den Schülern – aber auch bei den Eltern, wenn sie zum Schulkonzert kommen. Aber es muss ebenso klar sein, dass ein solcher Unterricht auch angemessen zu honorieren ist. Qualität hat ihren Preis. Dies weiß eigentlich jeder!