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Kolumne

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Vergesst die Basis unseres Musiklebens nicht!
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Im Herbst wird der bayerische Landtag über den Haushalt 2017/18 entscheiden – und damit auch über die vom Tonkünstlerverband Bayern erbetene Erhöhung der Förderung für freiberufliche Musikpädagogen und Private Musikinstitute. Dabei handelt es sich um einen jährlichen Mehrbetrag von einer Million. Das erscheint zunächst viel.

Doch allein die Erbpacht, die für den geplanten neuen Konzertsaal in München gezahlt werden muss, soll jährlich 600.000 Euro betragen und muss 50 Jahre lang bezahlt werden; die Baukosten werden wohl einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen. Ich halte einen neuen Konzertsaal in München für dringend notwendig. Doch es wäre falsch, wenn gleichzeitig bei einem verhältnismäßig geringen Betrag an der Basis gespart würde. Kulturelle Leuchttürme motivieren und begeistern. Aber wenn ihnen die Basis fehlt, drohen sie einzustürzen; wenn es nämlich kein musikverständiges Publikum mehr gibt, nützt auch der beste Konzertsaal nichts.

Die Basis des Musiklebens sind die vielen Menschen, die von Musikpädagogen für das eigene Musizieren und Musikhören begeistert werden. An den Privaten Musikinstituten werden nahezu 19.000, an den öffentlichen Musikschulen über 190.000 Schüler unterrichtet. 2013 konnte in Bayern ein in ganz Deutschland einmaliges Fördersystem für die außerschulische Musikausbildung ins Leben gerufen werden, das vom allein arbeitenden freiberuflichen Musikpädagogen über die Privaten Musikinstitute, zu denen sich freiberufliche Musikpädagogen zusammenschließen können oder an denen (wenn sie größer sind) Honorarlehrkräfte unterrichten, bis zu den öffentlichen Musikschulen mit fest angestellten Musikern reicht. Die Privaten Musikinstitute haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass Bayern dem im Musikplan angezielten flächendeckenden Musikunterricht ein gutes Stück nähergekommen ist. Unter anderem um diese erfolgreiche Entwicklung weiterführen zu können, ist eine Erhöhung dringend notwendig.

An den bayerischen Musikhochschulen werden hervorragende Musikpädagogen ausgebildet. Viele von ihnen landen nach dem Studium in prekären Arbeitsverhältnissen. Es ist nur dann sinnvoll, dass der Staat in das Studium investiert, wenn er Strukturen schafft, die dann auch ein sinnvolles Arbeiten und eine halbwegs stabile Existenz ermöglichen. Die Zeiten, als Sklaven die ägyptischen Pyramiden bauten, sind jedenfalls vorbei. Kulturpolitik hat die Aufgabe, eine glanzvolle kulturelle Außendarstellung und die Festigung und Stärkung der Basis in ein Gleichgewicht zu bringen. Für diese schwierige Aufgabe wünscht der Tonkünstlerverband den Landtagsabgeordneten bei ihren anstehenden Entscheidungen die Einsicht, dass die blühenden bayerischen Kulturlandschaften nur weiterbestehen, wenn ihre Wurzeln gepflegt werden.

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