Banner Full-Size

Kolumne

Untertitel
Wirtschaft gegen Künstlersozialkasse oder wie man die Medien manipuliert
Publikationsdatum
Body

Eigentlich gibt es eine gute Nachricht zur Künstlersozialkasse: 2017 kann der Abgabesatz von 5,2% auf 4,8% gesenkt werden. Dies ist für Unternehmen und Kulturveranstalter gut, da sie so entlastet werden, aber auch für die Künstlersozialkasse und die bei ihr versicherten Künstler, da so die Akzeptanz dieser in der ganzen Welt einmaligen Einrichtung gesichert erscheint.

Diese positive Entwicklung ist eine Folge der Petition des Deutschen Tonkünstlerverbandes im Jahr 2013 zur Stabilisierung der KSK durch regelmäßige Betriebsprüfungen.

Eigentlich alles bestens oder? Nein, die Wirtschaft, genauer der Hauptgeschäftsführer der hessischen Unternehmensverbände, Volker Fasbender, holt zum Gegenschlag aus; er behauptet: die KSK kostet zu viel, da sie ein Bürokratiemonster (gemeint sind wohl die lästigen Betriebsprüfungen) und ein „deutscher Sonderweg“ sei. Seine Behauptungen, deren Richtigkeit Martin Hufner in seinem nmz-Blog widerlegt hat, wurden unreflektiert von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und vom Spiegel übernommen.

Allerdings muss man gerechterweise hinzufügen, dass die Süddeutsche Zeitung immerhin über die schlechte wirtschaftliche Lage von Künstlern berichtet. Doch sie prangert die Künstlersozialkasse als ein „Privileg für Künstler und Journalisten“ an, ganz im Sinn der Unternehmerverbände – und Privilegien gehören abgeschafft, denkt ein jeder. Sind also Künstler und Journalisten privilegiert, die sich dem Schönen und der Wahrheitssuche widmen dürfen und dafür in ihrer Mehrheit mit einen Einkommen auskommen müssen, das weder für eine ordentliche Krankenversicherung, geschweige denn für eine ausreichende Altersabsicherung reicht, während zum Beispiel freiberuflich arbeitende Ärzte oder Rechtsanwälte sich mit Krankheiten und Rechtsfällen abquälen müssen und nicht wissen, ob sie ihr Geld für einen Porsche oder ein Ferienwohnung in Mallorca ausgeben sollen? Ich weiß, es gibt auch viele nicht so gut verdienende Ärzte, die sich für ihre Patienten aufarbeiten, und Rechtsanwälte, die als Pflichtverteidiger ein mageres Salär erhalten. Aber die Lage von Künstlern ist in der großen Breite prekär, weil Kunst nicht kommerziell ist.

Dass in unserer Gesellschaft ein Raum möglich ist, der geistigen Dingen frei oder weitgehend frei von wirtschaftlichen Verflechtungen dient, und dass die Menschen, die dort arbeiten, wenigstens über die Runden kommen können, dafür ist die Künstlersozialkasse geschaffen worden und dafür muss sie erhalten werden, gerade weil der hessische Unternehmerverband dagegen ist und weil er sehr erfolgreich einige wichtige Zeitungen im Sommerloch 2016 manipuliert hat.

Print-Rubriken
Unterrubrik