In Entringen, einem Teilort von Ammerbuch nahe Herrenberg, wurde in diesem Sommer 2020 der Corona-Pandemie auf ganz eigene Weise getrotzt. Das sehr beliebte Freibad dort inmitten einer schönen Landschaft musste wegen der Hygiene-Auflagen geschlossen bleiben. Da kam der in Entringen wohnenden freischaffenden Geigerin Cornelia Lörcher-Breuninger eine glänzende Idee, die den Sommer unvergessen machte.
Mit ihrer Geige stieg sie ins leere Becken und probierte die Akustik aus. Ein durchschlagendes Erlebnis. Bald darauf rief sie zusammen mit der Schwimmmeisterin Martina Riester eine Konzertreihe ins Leben. Die Bürgermeisterin Christel Halm gab sogleich ihre Zustimmung. Man lud Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Region ein, dort in vier Metern Tiefe zu musizieren. Zuhörer nicht nur aus Ammerbuch, sondern von weit her wurden neugierig gemacht und die Bilder gingen förmlich um die Welt (München und New York).
Das Eröffnungskonzert am 21. Juni und das Abschlusskonzert am 11. September spielte Cornelia Lörcher-Breuninger mit Friedemann Breuninger im Duo Unison. Zwischen diesen beiden Terminen gab es fast jeden Sonntag ein bis zwei Konzerte unterschiedlichster Art: darunter ein Alphorn-Ensemble, eine Trommelgruppe, das Ammerbucher Kammerorchester, ein Duo Gitarre/Flöte, ein Duo Cello/Kontrabass und ein Cellist solo.
Das Publikum saß auf dem glatten Boden wohlgeordnet mit Abstand auf den vorgezeichneten Strichen, wo sonst die Schwimmer ihre Bahnen ziehen. Die ersten Reihen ansteigend, das war sehr geschickt. Man musste Sitzkissen mitbringen und trittfeste Schuhe, auch eine Kopfbedeckung wegen der Sonne. Das Wetter hat ja glücklicherweise mitgemacht, und kaum ein Konzert musste ausfallen.
Es fiel auf, wie intensiv zugehört wurde, so als zöge die Musik in diesem außergewöhnlichen Ambiente die Menschen ganz besonders in ihren Bann. Die vorgeschriebene Zahl von höchstens 99 Gästen war in einigen Fällen erreicht. Man bezahlte zehn Euro, die eine Hälfte des Erlöses kam dem Freibad zugute, die andere den Künstlern. Dank eines ganzen Teams von ehrenamtlichen Helfern, die an der Kasse saßen, den Vorverkauf machten oder beim Einstieg ins Becken halfen, war dies alles möglich. Die Schwimmmeisterin hatte die Regie und musste zwischendurch auch mal den Bauer auf der Wiese nebenan vom lautstarken Mähen abhalten. Für ihre neue Aufgabe als Impresario setzte sie sich engagiert und beherzt ein. Beim nächsten Mal kennt sie sich in der Musikszene richtig gut aus.
Allerdings wünscht sich dieses nächste Mal ja keiner, denn in der kommenden Saison sollen sich wieder die Schwimmer im Becken tummeln, auch wenn das Kult(ur)bad Entringen in einem Wettbewerb der aus der Not geborenen Ideen sicher einen 1. Preis verdient hätte.