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Lobpreisungen für einen großen Künstler

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Die Bremer Kantorei St. Stephani zum 90. Geburtstag von Mikis Theodorakis
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Mikis Theodorakis gilt als größter griechischer Komponist des 20. Jahrhunderts und feierte am 29. Juli seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass würdigte die Bremer Kantorei St. Stephani unter ihrem Leiter Tim Günther das Wirken Theodorakis’ mit einem großen Konzert sowie einer CD-Produktion.

Für die Aufführung des berühmten „Canto General“ konnte neben dem Bariton Patros Pandis mit Maria Farantouri die Altistin gewonnen werden, die als Maßstab bei Theodorakis-Interpretationen gelten kann, hat sie doch viele Werke ihres Landsmannes weltweit aufgeführt und wurde als „Stimme Griechenlands“ zu einem Symbol für Aufrichtigkeit, Hoffnung und Widerstand. Seit 2002 arbeitet sie regelmäßig mit der Bremer Kantorei St. Stephani zusammen. Tim Günther, der neben der Leitung der Kulturkirche St. Stephani auch dem DTKV Bremen vorsteht, leitete seine Kantorei, den Chor „Ensemble d´accord“ sowie ein eigens zusammengestelltes Projektorchester. Beide Konzerte, die unter der Schirmherrschaft des griechischen Generalkonsulats und in Kooperation mit dem Instituto Cervantes veranstaltet wurden, fanden am 12. und 13. Juli 2015 vor großer Publikumskulisse statt.

Die Solisten beeindruckten durch die Vielfalt ihrer Ausdrucksvaleurs, insbesondere Maria Farantouri begeisterte durch ihre überaus warme und kraftvolle Stimme. Das Orchester konnte durch eine kluge Mischung aus sanfter Zurückhaltung – die Akustik einer Kirche ist immer problematisch – sowie schwungvoller Präzision, vor allem in den folkloristisch-perkussiv geprägten Abschnitten, glänzen.
Der Canto General wurde zu einem der weltweit erfolgreichsten Musikwerke des 20. Jahrhunderts. Das literarische Niveau des Dichters Pablo Neruda, die kompositorische Kraft des Komponisten Mikis Theodorakis und die inspirierende Interpretation der Sängerin Maria Farantouri waren so stark, dass der Canto General für Generationen zum musikalischen Synonym für Gerechtigkeit, Frieden und Völkerfreundschaft wurde – ungebrochen bis heute.

Die zweite Huldigungsaktion ist die Veröffentlichung eines Livemitschnitts des Volksoratoriums „Axion esti – Lobgepriesen sei“, wieder mit der Kantorei St. Stephani sowie dem Ensemble d´accord unter der Leitung von Tim Günther, dem Sinfonie- und Folkloreorchester „Axion Esti“ sowie Armin Kolarczyk, Bariton, und Stephan Uhlig, Volkssänger. Die Rezitation wird von Thomas C. Zinke durchgeführt.

Uraufgeführt 1964 in Griechenland, versucht Theodorakis hier auf der Basis von Texten des späteren Literaturnobelpreisträgers Odysseas Elytis eine Erweiterung des klassischen westlichen Orchesters, in dem er Folkloreinstrumente hinzuzieht und die Musik in ihren Melismen und Rhythmen stark an altüberlieferte griechische Volksmusik anlehnt. Er selber formuliert das wie folgt: „Der Unterschied besteht darin, dass ich vorher einfach versucht habe, unsere nationale Tradition in den Rahmen der westlichen Musik hineinzustellen, indem ich zu diesem Zweck alle technischen Mittel und alle Formen benutzt habe, die diese uns hinterlassen hat, vom Gregorianischen Gesang über Bach bis zu Schönberg, Strawinski, Bartók und Schostakowitsch. Damit folgte ich nur dem Beispiel unserer nationalen Schulen. Hingegen habe ich mit ‹Axion Esti› versucht, ein Klanggewand zu nähen, das von der neo-hellenischen Musikwelt herkommt.“

„Axion Esti“ thematisiert die universellen Themen menschlichen und gesellschaftlichen Lebens: Herkunft und Ziel, historische Wurzeln und gegenwärtige Verantwortung, Bedrängnis und Hoffnung. Im Gegenüber von „jetzt ist …“ und „… doch ewig steht“ wird die Spannung aufgenommen zwischen dem so oft fehlgeleiteten menschlichen Handeln und dem „Eigentlichen“, der „ursprünglichen Bestimmung“, der „Verheißung“, die in fast allen Leitbildern über das Leben von Menschen in der Welt und mit der Schöpfung eine fundamentale Rolle spielt. Gemeinsam ist ihnen die Erkenntnis, dass Unfrieden und Vernichtung aus Ungerechtigkeit erwächst, die von Menschen gemacht und uns so oft als „alternativlos“ dargestellt wird. Dies gilt es zu bekämpfen.

Dieser gewissermaßen hohe idealistische Ton wird unterstützt durch die deutsche Übertragung von Dirk Mandel, hinter dessen Pseudonym sich die ostdeutsche Autorin, Sängerin und Kulturfunktionärin Doris Claudia Mandel verbirgt. Die Übertragung aus dem Griechischen erfüllte sicherlich den klassenkämpferischen Tonfall, der für die DDR in den frühen 1980er-Jahren prägend war, wirkt heute allerdings ein wenig überzogen. Gleichwohl ist die überaus vielgestaltige Musik Theodorakis’ das Element, welches das Werk trägt und in der Erinnerung der Zuhörer Spuren hinterlässt. Erst recht, wenn es eine derart engagierte Wiedergabe erfährt, wie auf der CD der Kulturkirche St. Stephani Bremen.
 

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