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Mit Musik eintauchen in die Geschichte

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Weihnachten bei den Schimmelmanns – eine CD-Empfehlung
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Wie hat eine Familie im 18. Jahrhundert Weihnachten gefeiert? Gab es damals schon einen Weihnachtsbaum? Welche Musik wurde gespielt? Ein Erzählkonzert, das Uta Leber vor vier Jahren erstmals aufführte, lässt uns eintauchen in das Weihnachten einer norddeutschen Adelsfamilie: „Weihnachten bei den Schimmelmanns“. Von diesem Erzählkonzert ist jetzt eine CD erschienen. Die perfekte Einstimmung in die Vorweihnachtszeit.

Man schrieb den 18. Dezember 1767. Das holsteinische Dörfchen Woldenhorn lag den ganzen Tag schon in graue Regenschleier gehüllt. War es noch dämmerig oder schon wieder dämmerig? Irgendwo schlug eine kleine Glocke Fünf. Oben im Schloss, in der Bibliothek knisterte und knackte gemütlich ein Feuerchen im Kamin.“

So beginnt die Geschichte, die uns ins Ahrensburg des 18. Jahrhunderts entführt. Damals hieß der Ort am nordöstlichen Stadtrand von Hamburg noch Woldenhorn und war Teil des dänischen Reiches. Im Herrenhaus, das 1585 als Schloss Ahrensburg erbaut wurde, wohnte seit 1759 die Familie Schimmelmann.

„Für meine Konzertprogramme suche ich immer nach Bezügen zu den Orten, wo ich mit meinen Mitmusikern auftrete. Als ich mich näher mit dem Ahrensburger Schloss beschäftigt habe, stieß ich auf die Schimmelmanns. Das Schloss war ihr Sommersitz, im Winter bezog die Familie ihr Palais in Kopenhagen. Es ist überliefert, dass die Familie viel musizierte, das war für mich natürlich ein schöner Anknüpfungspunkt“, erzählt Uta Leber. „Viel habe ich in den Stadtarchiven herausfinden können und in Büchern über Ahrensburg und über die Schimmelmanns. Im Landesarchiv in Schleswig habe ich auch Briefwechsel der Familie entdeckt zwischen dem Baron Schimmelmann und Friedrich dem Großen.“

Rund um diese Familiengeschichte hat Uta Leber eine Erzählung gesponnen, die auf tatsächliche Begebenheiten Bezug nimmt. Protagonist  ist der Sohn der Schimmelmanns, der elfjährige Friedrich Traugott, der mit seinen Geschwistern sehnsüchtig die Rückkehr des ältesten Bruders erwartet, der rechtzeitig zum Weihnachtsfest nach zwei Jahren Bildungsreise durch England und Frankreich nach Hause kommt.

„Als endlich die Kutsche mit dem Schimmelmannschen Wappen vom Alten Markt her über die Straße nach Lübeck auf den Schlossweg einbog, sprang Traugott auf und eilte ins Treppenhaus. Den Bruchteil einer Sekunde hielt er inne, aber dann schlitterte er mehr, als dass er ging, die glattgebohnerten Holzstufen hinunter, am doppelläufigen Geländer leicht mit der Hand abgestützt. Er konnte und vor allem er wollte seine Freude nicht zügeln.“

Umrahmt wird die Erzählung von  Musik aus dieser Zeit mit Werken von Franz Benda, Friedrich II., Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach, aber auch mit damals modernen Klängen eines Carl Stamitz, die Uta Leber an Cembalo und Orgel mit ihren Kollegen Ulrich Stiegler (Querflöte), Timo Rößner (Tenor) und Birte Schultz (Violoncello) facettenreich darbietet. Mal ist die Musik Teil der Handlung, mal bringt sie uns gedanklich zur festlichen Stimmung während des Heiligabendgottesdienstes oder dem anschließenden Festmenü und der Bescherung unter dem damals in Mode gekommenen Weihnachtsbaum.

„Es gibt ja auch so etwas wie glückliche Zufälle. Nachdem wir uns schon für einige Werke entschieden hatten, entdeckte ich bei meinen Recherchen, dass Telemann 1767 gestorben ist und  daraufhin Carl Philipp Emanuel Bach sein Amt in Hamburg übernahm. In welchem Jahr das genau gewesen ist, wusste ich nicht aus dem Kopf. Aber als ich auf die Jahreszahl stieß, war mir klar, dass die Geschichte in dem Jahr spielen müsse“, erzählt Uta Leber.

Ganz nebenbei taucht die Begebenheit in der Geschichte auf im Gespräch der Baronin Schimmelmann mit ihrem ältesten, soeben heimgekehrten Sohn Ernst.

„Und noch etwas: im Juni ist Telemann gestorben.“ „Ach ja? Weiß man schon, wer nun das Amt des Städtischen Musikdirektors und Kantors am Johanneum bekleiden wird?“ „Telemanns Patensohn Carl Philipp Emanuel Bach ist als Nachfolger im Gespräch. Er steht ja seit über fünfundzwanzig Jahren beim preußischen König in  Diensten. Vielleicht ist ihm ein Wechsel von der Spree an die Elbe nicht unwillkommen.“ Und so reihte sich noch eine Neuigkeit an die andere und der Abend verging im Nu.

Uta Leber liest die von ihr ausgedachte Geschichte mit vielen stimmlichen Nuancen, die einen als Hörer ganz eintauchen lassen in die Dialoge und in die weihnachtliche Stimmung. Friedrich Traugott erträumt sich ein Weihachten auf dem Schloss, das es so wohl nie gegeben hat. Die Familie reiste in den Wintermonaten nach Kopenhagen, eine beschwerliche Reise damals. Zwei Wochen war die Familie mit der Kutsche unterwegs, das Gepäck wurde bereits zuvor über Lübeck und die Ostsee verschickt. Wie gerne wäre Friedrich Traugott in Ahrensburg geblieben!

All das lässt uns diese stimmungsvolle Geschichte nacherleben und auch die ausdrucksstark und schwungvoll dargebotene Musik tut ihr Übriges. Eine wunderschöne Einstimmung auf die Advents- und Weihnachtszeit!

„Weihnachten bei den Schimmelmanns“

Erzählkonzert mit Musik von Bach, Vivaldi, Corelli, Friedrich II., Benda, Stamitz u.a.

© 2014 Uta Leber Musikkreationen Zu beziehen über uta.leber [at] musikkreationen.de (uta[dot]leber[at]musikkreationen[dot]de)

 

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