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Musik ist die Sprache für alle

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Die Pianistin Alice Sara Ott im Gespräch
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Nein, Alice Sara Ott ist nicht eine von den jungen KünstlerInnen, die unnahbar und auf einem anderen Stern lebend wirken – ganz im Gegenteil! Eingeladen vom Tonkünstlerverband Bayern kommt sie zum Meis- terkurs Klavier nach einer vierstündigen Autofahrt ins tief verschneite Alteglofsheim und zeigt sofort ihren unglaublichen Charme, ihre Herzlichkeit und Präsenz. 16 Tastentalente im Alter zwischen 11 und 18 Jahren treffen sich zum Meisterkurs Klavier, der Prof. Karl-Heinz Kämmerling, dem Nestor der Klavierpädagogik, gewidmet und nun von seiner langjährigen Assistentin, der Pianistin Vassilia Efstathiadou übernommen wurde.

Nein, Alice Sara Ott ist nicht eine von den jungen KünstlerInnen, die unnahbar und auf einem anderen Stern lebend wirken – ganz im Gegenteil! Eingeladen vom Tonkünstlerverband Bayern kommt sie zum Meisterkurs Klavier nach einer vierstündigen Autofahrt ins tief verschneite Alteglofsheim und zeigt sofort ihren unglaublichen Charme, ihre Herzlichkeit und Präsenz. 16 Tastentalente im Alter zwischen 11 und 18 Jahren treffen sich zum Meisterkurs Klavier, der Prof. Karl-Heinz Kämmerling, dem Nestor der Klavierpädagogik, gewidmet und nun von seiner langjährigen Assistentin, der Pianistin Vassilia Efstathiadou übernommen wurde.

Alice Sara Ott besuchte selbst als Teilnehmerin viele Jahre den Meisterkurs mit Prof. Kämmerling, bei dem sie auch in Salzburg am Mozarteum studierte. Die griechische Pianistin, die einen großen Teil der hervorragenden Schüler Kämmerlings an der Hochschule für Musik Hannover übernommen hat, verbindet mit Alice Sara Ott ein freundschaftliches, fast familiäres Verhältnis. Anlass des Gesprächs war, die junge Pianistin an ihre ehemalige Wirkungsstätte zurückzuholen und bei einem Gespräch den Kursteilnehmern, aber auch Pressevertretern die Plattform für einen gegenseitigen Austausch anzubieten.

Moderation: An eine Begegnung mit Ihnen als Kursteilnehmerin kann ich mich noch gut erinnern. Sie spielten während des Kurses eines Ihrer ersten Konzerte in der Philharmonie und ihr Professor begleitete Sie zum Konzert nach München. Welche Gefühle verbinden Sie heute damit und was hat Ihnen Karl-Heinz Kämmerling mit auf den Weg gegeben?

Alice Sara Ott: Er hat mir das Gefühl gegeben, mich mit der Musik ausdrücken zu können und meinem Publikum zu vermitteln, dass wir alle eine Sprache sprechen. Die Kommunikation zwischen Publikum und Musiker muss funktionieren, es ist ein „Geben und Nehmen“. Wenn das harmonisiert, dann erleben wir ein schönes, ein unvergessliches Konzert.

Kursteilnehmerin: Wann hast du mit dem Klavierspielen angefangen und wann hast du dein erstes Konzert gespielt?

Ott: Eigentlich wollte ich schon mit drei Jahren Klavier spielen, aber daran war nicht zu denken. Meine Mutter war dagegen. Den ersten Klavierunterricht erhielt ich dann mit vier Jahren. Es folgte mit fünf Jahren mein erster Klavier-Wettbewerb und das erste Konzert spielte ich mit sieben.

Kursteilnehmerin: Hast du Lampenfieber vor dem Konzert?

Ott: Lampenfieber vor einem Konzert? Nein, aber vor der Führerscheinprüfung im letzten Jahr hatte ich schreckliche Angst. Ich war so nervös, meine Hände, meine Beine zitterten wie wild. Ich konnte kaum das Pedal im Auto bedienen.

Moderation: Illusion und Realität. Wie weit sind diese beiden voneinander entfernt?

Ott: Dazu gibt es eine nette Geschichte aus St. Petersburg. Das Konzert, das auf CD aufgenommen wurde, spielte ich im Marijnsky Theater. Es gab zwei New Yorker Steinways, beide in einem verheerenden Zustand. Der gute Flügel stand in der St. Petersburger Philharmonie, aber die beiden Institutionen verstehen sich nicht. So musste der Klavierstimmer, den wir aus Hamburg mitgebracht hatten, eine Nachtschicht einlegen und Wunder vollbringen. Dennoch verstimmte sich der Flügel fast jede halbe Stunde, eine absolut stressige und unglaubliche Situation. Dazu kam, dass die Probe ständig von Putzfrauen oder Feuerwehrleuten gestört wurde. Mein Gedanke war nur noch, alles gut zu Ende zu bringen.

Moderation: Das russische Publikum war von ihrem Mussorgsky-Zyklus hingerissen.

Ott: Ich wurde während des Konzerts zwei Stunden nicht gestört – es war wunderbar! Es war für mich eine große Ehre, dort spielen zu dürfen. Mussorgsky in Russland vor einem russischen Publikum zu spielen, ist eine große Herausforderung und das mit diesem Flügel, eine ganz besondere dazu.

Kursteilnehmer: Machst du Sport oder wie hältst du dir deine Finger vor dem Konzert warm?

Ott: Oh, ich bin ein Sportmuffel. Allerdings spiele ich vor meinen Konzerten mit dem Rubik’s Cube und halte so meine Hände warm. Ich brauche keine Handschuhe hinter der Bühne, ich habe immer meinen Zauberwürfel dabei.

Moderation: Konzerte auf der ganzen Welt, ständiges Reisen, CD-Einspielungen und vieles mehr. Wie gehen Sie damit um und wie beugen Sie einer Überforderung vor?

Ott: Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bin sehr glücklich darüber. Dennoch gibt es sehr wohl Grenzen, auf die man achten sollte. Meine Familie und mein Leben in Berlin holen mich sehr schnell zurück und darüber bin ich sehr dankbar. Man sollte auf das innere „Ich“ hören und wissen, wann es vielleicht zu viel wird. Eine gewisse Bescheidenheit tut manchmal gut.

Moderation: Nochmals zurück zum neuen Album „Pictures – Live from St. Petersburg“, das im Januar erschienen ist. Es präsentiert neben Mussorgskys Zyklus virtuoser Klavierminiaturen auch Schuberts weniger bekannte Sonate in D-Dur. Wie ergab sich der Bezug zu dem russischen Komponisten?

Ott: In meiner Klasse am Mozarteum in Salzburg hatten wir teilweise fast 70 Prozent russische Studenten, die häufig dieses Werk spielten. Wir diskutierten, manchmal stritten wir fast miteinander und die politische Sichtweise floss mit ein. Es war mir immer wichtig, dass ich dabei bin und so musste ich einfach irgendwann diesen Zyklus spielen.

Moderation: Die Kursteilnehmer haben nach Ihrem Lieblingsstück gefragt. Die Recherche ergab, dass Sie „Für Elise“ sehr gern mögen. Ist das richtig und dürfen wir das heute von Ihnen hören?

Ott: Für eine CD-Einspielung in Japan habe ich „Für Elise“ als Zugabe eingespielt und war in das Stück sofort verliebt. Ich hoffe, dass ich meine Begeisterung für dieses Stück auf die Kursteilnehmer übertragen kann.

Moderation: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Man spürt das Romantische in ihrer Seele und möchte nicht aufhören, Ihrem virtuosen und anmutsvollen Anschlag zu lauschen. Alice

Sara Ott – ein Erlebnis – auf der Bühne und im Gespräch.

Der nächste Meisterkurs Klavier mit Vassilia Efstathiadou findet vom 13. bis 17. Januar 2014 statt.

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