Das Ziel ist fast erreicht, der erste Band der Neuen Schriftenreihe „Musik in Theorie und Praxis“ des DTKV NRW steht kurz vor der Fertigstellung, und mit ein bisschen Glück wird der Band noch zur Musikmesse in Frankfurt vorgestellt werden können.
Der erste Band der Schriftenreihe trägt den gleichen Titel wie der Kongress des DTKV, der am 6. Oktober 2018 in Düsseldorf stattgefunden hat: „Lust auf Neues? Wege der Vermittlung neuer Musik“.
Die Ergebnisse waren von so überzeugender Qualität, dass der Landesvorstand des DTKV NRW mit dem wissenschaftlich-künstlerischen Leiter des Kongresses, Prof. Dr. Wolfgang Rüdiger, überein kam, die Kongressbeiträge zu publizieren und darüber hinaus beschloss, mit diesem Band eine eigene Schriftenreihe zu eröffnen.
Als herausragender Referent des Düsseldorfer Kongresses hatte Dieter Schnebel, der Wegbereiter der Experimentellen Musik, hoch betagt – aus Lust an Neuem! – seine Teilnahme zugesagt. Leider konnte er sein Versprechen nicht einlösen, da er im Mai desselben Jahres verstorben war. Dennoch war sein Geist lebendig. Besonders in den Beiträgen seiner ehemaligen Schüler Prof. Daniel Ott (der seinen Lehrstuhl an der UdK in Berlin übernommen hat) und Silke Egeler-Wittmann.
Beide haben mit ihren Beiträgen einen Einblick in seine Denkweise vermittelt: Daniel Ott auf einer analytischen Ebenen zu Schnebels Vermittlungskonzepten, und Silke Egeler-Wittman hat zum Gestaltungsprozess mit Gegenständen des Alltags eingeladen, der bis zur Bühnenversion geführt wurde. Im Buch selbst berichtet sie in vielen Beispielen von ähnlicher Arbeit mit Schülern und setzt damit die Arbeit von Dieter Schnebel an der gleichen Schule fort.
Aber auch in den übrigen Beiträgen geht es im Sinne Schnebels um die Idee des experimentellen Zu-/Umgangs zur/mit Musik, um das offene Werkkonzept, bei dem Musiker zum unkonventionellen Einsatz ihrer Instrumente/Stimmen zu Aktionen im Raum aufgefordert werden in der Überzeugung, dass auf diese Weise ein fließender Übergang zwischen Musik und Leben entstehen kann.
Es ist ein Kongressband entstanden, der ganz im Sinne Schnebels Freiräume des Denkens und Musizierens anbietet, die zur Befreiung von Konventionen besonders in der pädagogischen Arbeit verhelfen können.
Noch einige Anmerkungen zu den Beweggründen, eine eigene Schriftenreihe ins Leben zu rufen.
Als DTKV Landesverband verstehen wir uns nicht nur als Sprachrohr nach außen, wenn es darum geht, die sozialen Interessen unserer Mitglieder in der politischen Arena zu artikulieren, sondern wollen auch die innere Netzwerkbildung durch kulturelle Selbstorganisation von Musiker*innen unterstützen. Natürlich ist hier zuallererst an die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten vor Ort in den Kommunen zu denken, die das künstlerisch-kreative Rückgrat des Verbandes sind. Darüber hinaus hat sich aber auf Landesebene der wissenschaftlich- künstlerische Kongress des DTKV-Landesverbandes NRW als turnusmäßig wiederkehrendes Format herauskristallisiert.
Ab 2009 befassten sich Kongresse in Münster, Bonn, Dortmund, Köln und Essen mit Themen wie der Bedeutung der modernen Gehirnforschung für den Instrumentalunterricht, dem Zusammenspiel von Musik und Körper oder mit der Rolle des Atems und Atmens in der Musik.
Im Laufe der Zeit wurde eine immer deutlichere Profilierung und Strukturierung zur Musikpädagogik erkennbar, aus der inzwischen eine programmatische Zielvorgabe erwachsen ist. Der DTKV-Kongress NRW versteht sich als systematisches Forum für die Verknüpfung von Musiktheorie und musikalischer Praxis, von Wissenschaft und künstlerischem Tun. Als feste Einrichtung des DTKV NRW und mit dessen finanzieller und logistischer Unterstützung findet der Kongress inzwischen alle zwei Jahre statt. Es beteiligen sich Referenten aus den eigenen Reihen, aber auch weitere Experten der Musikszene und der Fachwelt, die sich im Austausch oder in gegenseitiger Ergänzung aktuellen Themen der Musikpädagogik widmen. Für die teilnehmenden Kolleg*innen bietet der Kongress eine willkommene Anregung, die Ansätze der eigenen Arbeit zu aktualisieren, zu bereichern und zu inspirieren.
Auch Ergebnisse der künftigen Kongresse sollen in dieser Reihe einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus soll die Reihe aber auch für andere Sammelbände oder für Monographien offen sein, die aus der Arbeit der Mitglieder des DTKV NRW erwachsen und sich dem Leitgedanken einer möglichst engen Vermittlung von musikalischer Theorie und musikalischer Praxis verpflichtet wissen. Als Herausgeberin, die von Seiten des Landesvorstandes des DTKV NRW die Reihe betreut, denke ich an ein breites Spektrum, das auch einer interessierten Öffentlichkeit das vielseitige Profil unserer Arbeit und das seiner Mitglieder widerspiegelt.