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Musik, welche die innere Welt ausdrückt

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Mandala-Quartett führt Werke von Gloria Coates und Dorothee Eberhardt auf
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Wie kann man heute Streichquartette komponieren, die einerseits der Gattung gerecht werden, andererseits aber das vorgegebene Schema verlassen? Wahrlich keine leichte Aufgabe für einen Komponisten und so mancher hat sich da schon verirrt – entweder zerfiel das Ensemble in vier Solisten oder die Formen und Klangschemen der großen Meister waren überdeutlich zu hören.

An diesem Abend im kleinen Saal des Münchners Gasteig konnte zeitgenössische Tonkunst vom Feinsten erlebt werden. Die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde e.V. München (GEDOK) stellte zwei renommierte Komponistinnen mit ihren Werken vor:
Die in München lebende Amerikanerin Gloria Coates und die Münchnerin Dorothee Eberhardt.
Die Quartettkompositionen von Gloria Coates erregten auf internationalen Festspielen bereits mehrfach großes Aufsehen. Von den inzwischen acht Streichquartetten der Komponistin war das String Quartet No. 6 mit den Sätzen I. Still, II. Meditation und III. Evanescence zu hören.
„ Still“ erschließt ausgehend von einem einzigen Sforzato-Ton eine eigene Klangwelt, die dem Stück innewohnt. Tatsächlich wächst aus einer Tonformation als Introduktion ein Klangspektrum, das dem langsamen Öffnen einer Blüte gleicht. Die hier eingebetteten, schlichten Melodien erhalten aber ihre besondere Brillanz dadurch, dass die Instrumente der 1. Violine und der Viola um einen Viertelton höher gestimmt sind, als die der übrigen Quartettpartner. Hierdurch entsteht bei aller Stille und Schlichtheit eine unheimliche, mysteriöse Atmosphäre.

Der zweite Satz repräsentiert die Kunst der kontinuierlichen Glissandi, die zu den Meisterstücken der Komponistin gehört. Es entsteht ein Klangmeer, das dem Hörer zwischen Shärenharmonie und Alltagsgeräuschen alle Assoziationsbereiche öffnet, wenn er sich darauf einlässt. Die Kontinuität wird durch eine interne klare kontrapunktische Struktur vorgegeben, eine, von der Musik des Barock adaptierte, sich rastlos fortbewegende Klangschiene.

„ Meine Musik drückt meine innere Welt aus. Ich kann sagen, das, was auch immer ich erfinde, es ist meine aufrichtige Suche nach der Wahrheit, und dass die Musik aus verborgenen Teilen meines Selbst kommt, sowohl emotional als auch intellektuell“ sagt die Komponistin zu ihrem Musikstil in einem Interview.

Auch die „Sonata für Violin solo“ (2000) basiert mit seinen Sätzen Prelude – Fantasia – Berceuse – Hornpipe auf alten barocken Formen und lotet in den Sätzen die Modulationsfähigkeiten des Soloklanges der Geige aus.

Gloria Coates, geboren in Wausau, Wisconsin (USA), gewann schon im Alter von zwölf Jahren ihren ersten Kompositionswettbewerb. Zu dieser Zeit improvisierte sie am Klavier mit Clustern, ungewöhnlichen Dissonanzen und Obertönen.

Etwas später wurde Alexander Tscherepnin ihr Mentor, der ihr Schaffen bis zu seinem Tode 1977 unterstützte. Sie absolvierte ihre Kompositionsstudien an der Louisiana State University und an der Columbia University und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Kompositionsaufträgen bedacht. Ihr Werk umfasst Orchesterwerke, darunter 15 Sinfonien, Kammermusik, 8 Streichquartette, Solo-, Vokal-, Chor- und elektronische Musik. Ihre Werke wurden von weltberühmten Interpreten aufgeführt und für Rundfunksender eingespielt.
„ Music on Open Strings“ war 1978 das meistdiskutierte Werk des Warschauer Herbstes und seit 35 Jahren das erste Orchesterwerk einer Frau, das bei der Münchner Musica Viva aufgeführt wurde.

Die Werke der Münchner Komponistin Dorothee Eberhardt sind bekannt für ihre rhythmische Raffinesse, für scheinbar irreguläre Tonstrukturen voller innerer Logik und mathematischer Konsequenz, für Korrespondentien traditioneller und instrumentalspezifischer Art.

Das an diesem Abend zu hörende 2. Streichquartett von 2003 der Komponistin eröffnete eine neue Variante der musikalischen Korrespondenz.

Das dreisätzige Streichquartett zählt die Komponistin selbst zu einem Werk des Übergangs, da sie circa ab 2003 eine neue Ausrichtung in ihren Personalstil einflocht. War die Musik früherer Jahre vorwiegend linear und kontrapunktisch gedacht und oft mit starken rhythmischen Konturen versehen, so ist die Musik ab 2003 plastischer konzipert. Klänge erscheinen nun als bewegte Gestalten und Gebilde, deren einzelne Parameter – Rhythmus, Intervalle, Zusammenklänge, Klangfarben – sämtlich vom konkreten Gebilde abstrahiert werden können und mit anderen – neuen oder bereits da gewesenen – Parametern kombiniert werden. Alle Teile können auf diese Weise miteinander vernetzt oder verlinkt werden. In der Gestaltung erscheint das Musikstück kohärent, ohne dass auf Wiederholungen oder Sequenzen zurückgegriffen werden muss. Diese neue Art des Komponierens war vor allem im zweiten Satz des Streichquartetts zu hören, während der letzte Teil sich mit der Orientierung an Beethovens op. 50 Nr. 3 an klassische Muster anlehnte.

Im Duo „Steps“ für Violine und Violoncello waren alle Formen der dialogischen Korrespondenz zwischen hohem und tiefem Streichinstrument genutzt. Die rhythmische und melodische Bandbreite eröffnete dabei eine große Palette unterschiedlicher Klangformationen.

Dorothee Eberhardt wurde 1952 in Memmingen geboren und erhielt bereits als Kind Akkordeon- und Klavierunterricht, später kamen Saxophon und Klarinette als Instrumente hinzu. Nach dem Abitur studierte sie in Würzburg und Tübingen Orientalistik, Philosophie und Griechisch und promovierte 1979 zum Dr. phil. Ab 1980 studierte Dorothee Eberhardt in London Musikwissenschaft, Komposition und Klarinette an Universität und Trinity College, war freiberuflich für Musikverlage tätig und arbeitete nach Abschluss ihrer Studien als Komponistin und Musikpädagogin.

Das Werkregister umfasst Kammermusik und Orchesterwerke. Die Kompositionen wurden bislang in Deutschland, Großbritannien, Österreich, der Schweiz, in den USA und der Tschechischen Republik aufgeführt. Ihr erstes Streichquartett erhielt einen Preis beim Chard Festival of Women in Music. Das Mandala-Quartett mit den Musikern Gertrud Schilde (1. Violine), Nora Farkas (2. Violine), Mario Korunic (Viola) und Philipp von Morgen (Violoncello) überzeugt durch professionelle Kompetenz sowie durch hervorragende solistische Leistungen.

Ein interessantes Konzert mit Neuer Musik, das durch die Erläuterungen der Moderatorin abgerundet wurde.

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