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Ein CD-Cover zu modernen Flötenkompositionen. Flöte spielt Dorothea Hofmann.
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Musikalische Alchemie

Untertitel
Flötenexperimente, die klangliche Grenzen sprengen – neue CD
Vorspann / Teaser

„Gold & Sulphur” – ein geheimnisvoller Titel, der reichlich Raum für Dorothea Hofmanns „Modern Flute Compositions“ lässt. Die 2024 erschienene CD präsentiert tiefgründige Kompositionen, interpretiert vom Querflötenensemble „JaDe“ und dem Blockflötenquartett „:wood u:“.

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Das erste Werk, „Fadenspiele – Drei Sterne“, stellt drei geometrische Formen in den Mittelpunkt und basiert auf einem numerischen Themenmotiv. So besteht das melodische Thema des „Pentagramms“ aus fünf Tönen, des „Heptagramms“ aus sieben Tönen und des „Oktagramms“ aus acht Tönen. Dorothea Hofmann versteht es meisterhaft, diese auf den ersten Blick einfache Idee tiefgründig umzusetzen. Ineinander verschlungene Melodien verweben sich und brennen sich mit ihren wiederkehrenden Themen tief in das Gedächtnis der Zuhörer ein. Wilde Läufe wechseln sich mit kurzen Staccati und ruhigen Haltetönen ab, wodurch ein zauberhaftes Glitzern vor dem geistigen Auge entsteht. 

Die drei Querflöten werden abwechslungsreich eingesetzt, zeigen neben begleitenden rhythmischen Patterns auch solistisch kantable Linien.
Das nachfolgende Werk „Rêverie“ könnte als Highlight der CD bezeichnet werden, nicht zuletzt wegen des einzigartigen Instruments, einer 3D-gedruckten Traversflöte. Auch wenn dies experimentell wirken mag, klingt diese Flöte erstaunlich ähnlich wie ihr hölzernes Pendant. Die akustische Vielfalt des Instruments lässt eine träumerische, sommerliche Landschaft erahnen. Dorothea Hofmann überschreitet hier nicht nur die Grenzen des Vorstellbaren durch den Einsatz dieses 3D-Drucks, sondern lässt die Grenzen zwischen Gehörtem und Realität verschwimmen. Auch die bildhafte Beschreibung des Werks im Booklet trägt dazu bei, dass man beim Hören tatsächlich den Geschmack von Sommerfrüchten im Mund zu spüren meint. Ein Werk, das die menschlichen Sinne anspricht und die Barrieren der auditiven Wahrnehmung verwischt.

Ein weiteres Werk, „Come l’oro…“, verbindet choralartige Kompositionsweisen mit modernen, neuartigen Staccati-Klängen. Auch wenn die Kombination aus Neuer Musik und Alter Musik manche Skepsis hervorrufen mag, demonstriert die Komponistin, dass diese Verbindung durchaus möglich ist. Dieses Werk sowie „Gäbe es keine Sonne, so wäre es Nacht – Szenen für Blockflötenquartett“ zeigen, wie vielseitig die Blockflötenfamilie sein kann. Das immer noch vereinzelt bestehende Vorurteil, dass die Blockflöte nur ein Kinderinstrument sei, wird hier endgültig widerlegt. Der weite Ambitus und die artikulatorische Vielfalt der Stimmen vereinen minimalistische Klänge mit rhythmischer Komplexität.

Abgerundet wird die CD durch „Sulfuric Sketch I und II“ für moderne Tenorblockflöte. Genauso wandelbar wie das Element Schwefel (Sulphur), sind die Flötenklänge, die sich durch beide Stücke ziehen.

Die CD ist mit ihren experimentellen Klängen und historischen Elementen eine musikalische Meisterleistung der Komponistin und der Interpreten. Die Vielseitigkeit der Werke, die durch musikalisch alchemistische Herangehensweisen verbunden werden, beweist Hofmanns einzigartigen Umgang mit Musik. Die CD ist daher ein Muss nicht nur für jeden Flötenliebhaber.

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