Lyrisch schwelgende Werke für Flöte und Harfe ließen den Kleinen Konzertsaal im Gasteig am Sonntag, den 13. März, erklingen. Zentrales Thema des von Susanne Weinhöppel und Elisabeth Weinzierl gestalteten Abends war „Die Lust der Natur“, welches sich in Kompositionen für Soloinstrument, Duobesetzung und Stimme wiederfand.
Begonnen wurde mit dem 2019 entstandenen Werk „Die wilde Insel/ Villta Eyjan“ von Dorothee Eberhardt. Eine Meerestrommel, die das Rauschen des Ozeans imitierte, brachte die Zuhörer direkt an den Strand der Insel. Tief mystische Klänge der Harfe, gespielt von Susanne Weinhöppel, wurden mit rhythmisch schreitenden Tönen der Flöte kombiniert. Der geheimnisvolle Charakter der Wildnis war im Saal spürbar und wurde fortwährend von unbändigen Sechzehntelbewegungen der Flöte durchbrochen. Die Harfe übernahm abwechselnd die Rolle des Solo- und Begleitinstruments. Whistle Tones, die Elisabeth Weinzierl der Flöte entlockte, gepaart mit sich ablösenden Legato- und Staccato-Passagen, fanden in einem abschließenden Meeresrauschen beruhigend ein Ende.
Mit Marguerite Roesgen-Champions „Suite Française“ ging die Reise weiter nach Frankreich. Glitzernde Harfenklänge, die mit schwelgenden Flötenlinien verschmolzen, ließen eine friedliche Landschaft erkennen. Ein zweiter, geheimnisvoller Satz mit seinen tiefen pulsierenden Tönen und Glissandi in der Harfe wurde von einem tänzerischen „Rondeau“ abgelöst, das das Werk beendete.
Anschließend standen auf dem Programm zwei Chansons, Eigenkompositionen Weinhöppels. „Fremde Stadt“, eine Vertonung des Textes von Oskar Maria Graf, ließ ein Leben geprägt von Heimweh erahnen. Graf ging 1938 nach New York ins Exil und kehrte, trotz großer Sehnsucht nach Bayern, niemals gänzlich zurück. Mystische Akkordbrechungen der Harfe unterstrichen den emotional von Weinhöppel selbst vorgetragenen Gesangspart. „Reiselied“ mit Text und Musik von Susanne Weinhöppel vereinigte eine tief sehnsuchtsvolle Stimme mit treibenden Melodien in der Harfe.
Ida Gotkovskys Komposition „Eolienne“ in fünf Sätzen wurde kammermusikalisch herausragend vorgetragen. Von wilden auf- und absprudelnden Läufen im „Lyrique“, leicht fröhlich hüpfenden Staccati im „Intermezzo“, intensivem Vibratoeinsatz im „Intense“, niemals endenden Sechzehntelketten im „Perpetuum Mobile“ bis zu orientalisch klingenden Melodien im „Declamatoire“: die Zuhörer glitten sanft von einem Affekt in den nächsten.
Nach der Pause waren „Klänge des Waldes“ von Sofia Gubaidulina zu hören. Tremoli und schnelle Läufe imitierten das Gezwitscher der Vögel. Jelena Firssowas „Zwei Inventionen für Flöte solo“ folgten. Whistle Tones, Klappen- und Flageoletttöne verliehen dem Ganzen eine ruhige mystische Stimmung.
Abschließend erklangen zwei Uraufführungen von Dorothea Hofmann. „So weit wie ein Stern“ ist eine Sammlung aus fünf Liedern für tiefe Stimme und Harfe nach Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger, einer achtzehnjährig verstorbenen rumänischen Autorin, deren kurzes Leben von Verfolgung und Zwangsarbeit geprägt war. Die von Hofmann meisterhaft vertonten Zeilen thematisieren Sehnsucht, Träume und die Natur. Perlende Melodien, die den Gedichten einen sanften und doch wehmütigen Charakter verliehen, wurden von stürmisch crescendierenden Arpeggien abgelöst und steigerten so deren Intensität.
„Glühend Rot“ setzte die Flöte und Harfe als Gesprächspartner gegenüber. Ein sich immer steigerndes Zwiegespräch der beiden Instrumente entstand. Scheinbare Einigungen wurden durch neue Motive durchbrochen und ließen das Werk unversöhnlich enden.
Eine vom Publikum geforderte Zugabe, „Nocturne“ von Lili Boulanger, beendete den gelungenen Abend.