Die Jahrestagung der Privaten Musikinstitute fand heuer im Mai in der Musikakademie Hammelburg statt. Insgesamt 25 Teilnehmer/-innen, Institutsleiter/-innen und Lehrkräfte nutzten das Forum in bewährter Weise zum Erfahrungsaustausch, zur Vernetzung und gegenseitigen Information.
Das Tagungsthema „Kooperation mit regionalen Partnern“ berührte einen für viele Musikschulen zentralen Faktor der Selbstpositionierung in einer zunehmend komplexer werdenden Bildungslandschaft. Im vergangenen Jahr wurde die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit als aktiver und qualifizierter Kooperationspartner anderer regionaler Institutionen aufzutreten, von 70 Instituten insgesamt 112-mal genutzt, wobei die wichtigsten Partnerinstitutionen bislang Grundschulen und kirchliche Gemeinden darstellen. Gemeinsame Projekte fanden v.a. im Bereich EMP/MFE und Singen/Chor statt. Das Potenzial institutioneller Kooperationen wird also bereits von zahlreichen Musikinstituten wahrgenommen, könnte und sollte aber noch weit intensiver genutzt werden. Damit verbundenen Fragen planungsstrategischer, juristischer und ökonomischer Natur widmete sich die Tagung.
Der erste Veranstaltungstag begann nach einer Begrüßung durch die 1. stellvertretende Verbandsvorsitzende Prof. Barbara Metzger mit einem Bericht über die Möglichkeiten der Förderung von Kooperationsprojekten (Steffen Zeller, Projektleiter PMI/FMP). Die zentrale thematische Einheit bildete dann der Nachmittag des zweiten Tags. Ein erster Einstieg brachte Orientierung im Hinblick auf das oben genannte Zahlenmaterial und weitere statistische Informationen. Ein Erfahrungsbericht von Kuno Holzheimer zeigte sodann am Beispiel der von ihm künstlerisch geleiteten Musikakademie Hammelburg Wege der Entwicklung von Kooperationsprojekten mit Partnern aus dem Bereich der Senioren-Pflege auf. Holzheimer stellte das Kompetenznetzwerk „Musik bewegt“ vor, das Menschen mit körperlicher, geistiger und seelischer Behinderung, aber auch Menschen mit Behinderungen im Alter sowie deren Angehörigen zielgruppenorientierte Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht. Im anschließenden „World Café“, das unter dem Motto „Erfahrungen einbringen und Fragen sammeln“ stand, wurden in vier Gruppen Stellungnahmen zu vier Themenkomplexen erarbeitet: 1. Risiken von Kooperationsprojekten (Moderation: Robert Huber, Institutsleiter music department); 2. Wechselseitige Unterstützung und Befruchtung Privater Musikinstitute in der regionalen Bildungslandschaft (Moderation: Werner Steinhauser, Institutsleiter MUSICATION); 3. Spezifisches Potenzial des künstlerische Praxis und Lehre verknüpfenden Berufsprofils des „integrierten Musikpädagogen“ (Moderation: Achim Bierbauer, Institutsleiter BACKLINE music school); 4. Chancen zur Schaffung einer kreativen Bildungslandschaft durch alternative Ansätze (Verbindung von Musik mit Tanz, Theater, Bildender Kunst, Literatur; Moderation: Stefanie Fersch, Institutsleiterin Piano & Voice). Die abschließende Plenumsrunde kam zu dem Ergebnis, dass, wo qualitativ hochwertige musikpädagogische Arbeit auf kreative Ansätze trifft, Kooperationen fast immer zum Vorteil aller Partner gereichen und eine Zusammenarbeit der Institute vor Ort in der Regel weiterführt als ein kontaktfreies Nebeneinanderbestehen oder gar eine Konkurrenzsituation.
In bewährter Weise wurde das Tagungsprogramm durch Workshopangebote bereichert. Unter der Maßgabe „So einfach, dabei so effektiv wie möglich“ vermittelte Johann Wagner, Leiter der Jazz-Rock-Pop-Abteilung der städtischen Musikschule Schweinfurt, Kompetenzen zur Nutzung elektronischer Mittel etwa bei der Verstärkung von Kleingruppen, Chören, Bandauftritten an Schulfesten u.ä. Uschi Hartberger, Dozentin an der Hochschule für Musik Würzburg, legte in ihrem Alexandertechnik-Kurs einen Schwerpunkt auf das wichtige Thema „Überlastung und Burnout“. Wie subs-tanziell sich fundierte Körperarbeit im oftmals stressbelasteten Berufsalltag auch auf die seelische Gesundheit von Musikpädagogen auswirkt, war am Morgen des zweiten Tages im gemeinsamen Warm up mit Uschi Hartberger zu erspüren.
In der Absicht, den offenen Dialog zu begünstigen und auf diese Weise der Entstehung neuer Ideen den Boden zu bereiten, hatte sich das Organisationsteam für ein neuartiges Tagungsformat entschieden. Anstelle einer Reihung von Vorträgen und Workshops sollte der gemeinsame Gedankenaustausch als Teil der Veranstaltung in den Vordergrund treten. Zentral hierfür war das den ersten Tagungsabend beschließende „Come together“ auf der Burg Saaleck, die durch einen 20-minütigen Fußmarsch erstiegen werden musste. Nicht zuletzt die angeregte Gesprächsatmosphäre der informellen Zusammenkünfte, ebenso wie der sehr lebendige Verlauf des „World Cafés“ zeigten das Potenzial dieses Tagungsformats auch für zukünftige Veranstaltungen.