Eins, zwei, drei, im Sauseschritt
läuft die Zeit, wir laufen mit.
Und kaum, eh man sich versah,
ist die Pensionierung da.
21 Jahre lang,
unterm Erdgeschoß, am Gang,
warst Du Chef, wo’s zur Genüge
Bücher gab, Klavierauszüge,
wo von Arcadelt bis Zelter
Noten war’n wie Wein im Kelter.
Gern hab ich dort nachgeschaut,
denn Du hast es ausgebaut,
was vorher ein wenig schlief:
Das BR-Musikarchiv.
Wie gings los vor vielen Jahren,
als Du, jung und unerfahren,
gar nicht lang darob sinniert
und am Trappschen Kons studiert?
Dein so strahlender Tenor
ist noch heut begehrt im Chor:
Ottobeuren, Kölner Dom
und den Vatikan in Rom …
alles hast Du gern erkundet,
singend diese Welt umrundet.
Immer wieder zog’s Dich heim
in die Heimat München-Laim,
um mit Schaufel, Hacke, Spaten
zu betreuen die Tomaten.
Auch Zucchinis wachsen hier
zur Musik von Bayern vier.
Wie Dein Name schon verpflichtet,
wird der Garten stets gerichtet
und mit 90 beugt Dich noch
gar nichts unters Rentnerjoch.
Spielst bei Sonne, Mond, Gewitter
Hackbrett, Geige und die Zither,
hast jahrzehntelang (besaitet)
„Laimer Zithermusik“ begleitet.
Lang im Fernsehn gab es sie:
„Kennen Sie die Melodie?“,
wo Du stets den Chor betreutest
und den Nachwuchs drunter streutest.
60 Jahre ist es her,
dran zu glauben fällt mir schwer:
Über Nacht und über Tag
gabs den Orlando-Verlag
nach dem großen Frankoflamen
„Roland de Lassus“ mit Namen.
In den 68er Jahren
waren wir noch unerfahren.
Während wir Musik studierten
und die andern demonstrierten,
spielten wir Musik vom Blatt.
Doch davon wird man nicht satt.
Unsre Stücke mal zu hören,
sich zu freuen, zu empören,
war es endlich dann soweit
für „musik unserer zeit“.
Schellenberger, Hamel Peter,
waren wichtige Vertreter.
Im Konzert der ersten Stunde
wars noch eine kleine Runde.
Schließlich stand ne ganze Masse
abends an der Hochschulkasse.
Um die Stücke aufzuführen,
mussten wir sie auch kopieren.
Damals hieß es: „Ein Geheimtipp-
nah beim Leonrodplatz sei er,
für Kopien, Transparente,
namens Richard Gartenmaier.“
Alle kamen sie gelaufen,
wie man sie noch heute kennt,
mit den großen Partituren
auf Papier und Transparent: u
u Okasaka aus Osaka,
Evzen Zamecnik aus Brünn,
auch der Grieche Antoniou,
alle liefen zu Dir hin.
Blendinger, Klaus Peter Bruchmann,
Leistner-Mayer, Kiesewetter,
Sinnhoffer und Alfred Goodman,
Ulrich Stranz und Hamel Peter.
Turgut Aldemir, der Türke,
Engel Paule aus Tirol,
Achim Krist (er spielte Bratsche)
fühlten sich bei Dir sehr wohl.
Robert Helmschrott, Anton Ruppert,
Büchtger Fritz und Mark Lothar,
Robert Owens aus den Staaten
und wer immer noch es war.
Du erlerntest uns mit Sorgfalt,
ruhig, aber insistent,
das perfekte Notenschreiben
aus Papier und Transparent.
Was wir oft in langen Nächten
mühsam aufs Papier gespuckt,
Hast Du, liebend wie ein Vater,
gleich am nächsten Tag gedruckt.
Manche dieser Jugendsünden
werden heut noch aufgeführt
und beim Hören dieser Stücke
ist man immer noch gerührt.
Du hast damals was geschaffen,
was man nirgendwo kann finden,
wohl ein Unikat auf Erden.
den VERLAG DER JUGENDSÜNDEN.
Alle diese Jugendsünden
lagern heut wie alter Wein,
gieße Dir und Deiner Hedwig
öfter mal davon was ein.
In zehn Jahren - tempus fugit -
was uns alle nicht verwundert,
treffen wir uns fröhlich wieder,
denn dann wirst Du schließlich 100.
Für die ungeheure Freundschaft,
das Vertrauen jahrelang,
sei Dir, Richard Gartenmaier,
hier bei der Geburtstagsfeier
millionenfacher Dank.