Wer hätte das gedacht: 1874 wurde die Impfpflicht für Kinder eingeführt, wurden die Komponisten Josef Suk und Arnold Schönberg geboren, wurde die „Fledermaus“ von Johann Strauß in Wien uraufgeführt und in Stuttgart ging diese Pressemitteilung öffentlich: „Als ein erfreuliches Zeichen für die hiesigen musikalischen Verhältnisse darf gewiss mit Recht die Gründung eines Tonkünstlervereins bezeichnet werden. Eine fühlbare Lücke wurde in dem sonst regen musikalischen Leben der schwäbischen Metropole ausgefüllt“. Eigentlich gibt’s uns also schon 150 Jahre!
Rückenstärkung durch den Verband
Vor hundert Jahren – 1924 – bildeten die nach dem 1. Weltkrieg neu entstandenen Ortsverbände in Baden und Württemberg je einen Landesverband und schlossen sich dem 1922 gegründeten „Reichsverband deutscher Tonkünstler und Musiklehrer“ in Berlin an. Und vor 75 Jahren – 1949 – wurde der Tonkünstlerverband Baden-Württemberg nach dem 2. Weltkrieg wieder zum Leben erweckt, dem sich die damaligen Ortsverbände anschlossen.
In all diesen Jahren war es das Ziel des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg, den musikalischen Reichtum unseres Bundeslandes zu stabilisieren und zu fördern. Besonders wichtig dabei die Kontakte zu den Musikausübenden (pädagogisch und künstlerisch tätig), zu anderen Musikverbänden und -institutionen, zu Musikhochschulen, zu Ministerien und Politikverantwortlichen, zu Musikproduzenten, zu Versicherungen, zu Verlagen, zur Presse, zu Stiftungen, zu Vereinen und zum Landesmusikrat.
Auch durfte ich mich als langjähriger Präsident des gesamtdeutschen Tonkünstlerverbandes beim Deutschen Musikrat, beim Deutschen Kulturrat und unseren anderen bundesweiten Landesverbänden engagieren. Ein vielfältiges Spektrum an Möglichkeiten zum Austausch und zum solidarischen Zusammenschluss, auch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Schweiz und in Österreich.
Besonders in Zeiten gravierender Herausforderungen, beispielsweise die Bedrohungen der Berufsausübung in Pandemiezeiten oder die zeitgemäßen digitalen Umstellungen und weiteren Varianten, bemüht sich der Tonkünstlerverband Baden-Württemberg um adäquate Beratung und Unterstützung. Über 2200 Mitglieder in unserem Verband profitieren durch ihre Mitgliedschaft und erfahren eine Rückenstärkung.
Als Vorstandsvorsitzender des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg in den vergangenen 12 Jahren erinnere ich mich an bereichernde Begegnungen mit den Vorständen und Teams der anderen Landesverbände, oft begleitet von musikalischen Höhepunkten und Überraschungen. Und mein Resümee aus all den Jahren: Wir als Deutscher Tonkünstlerverband sind mit einem Orchester vergleichbar, mit vielen unterschiedlichen Instrumenten, die individuelle Fähigkeiten und spezielle Herausforderungen beanspruchen. Letztendlich aber zählt der Zusammenhalt und der Zusammenklang.
Und wenn nur Eine oder Einer falsche Töne spielt, dann irritiert das den Gesamtklang erheblich und bringt das künstlerische Ergebnis zum Wackeln.
So wünsche ich all denen, die sich für die Interessen unserer Mitglieder einsetzen, weiterhin gute Nerven, viel Phantasie und Geduld. Für die Unterstützung, die ich in den vergangenen Jahren erfahren durfte, danke ich allen! So manche Freundschaft entstand. Das war eine schöne und bereichernde Zeit. Und nun begebe ich mich in den Ruhestand. Ruhestand? Hm ..., ob das klappt?
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