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Streichquartett – ganz neu

Untertitel
Zu einem Konzert im Rubinstein-Saal in München
Vorspann / Teaser

Wie sich neue Streichquartettklänge anhören, konnte man am 5. Februar in Münchens Rubinstein-Saal in einem Gesprächskonzert vernehmen. 

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Unter dem Titel der durch den Tonkünstlerverband veranstalteten Konzertreihe „Dedicated to…“ bestimmte in diesem Fall das Zentaur-Quartett, bestehend aus Ronja Sophie Putz, Violine, Marc Kaufmann, Violine, Katharina Schmauder, Viola und Caio de Azevedo, Violoncello, selbst das Programm des Konzertabends. Aus den beiden Gesprächen im Programm, die der junge Komponist Johannes X. Schachtner kundig moderierte, konnte man entnehmen, dass es eine Programmidee ist, jene Ensembles, die sich seit längerem der neuen Musik verschrieben haben, mit einem eigenen Konzert vorzustellen.

Das engagiert spielende und ungemein vielseitige Quartett präsentierte sowohl einen Querschnitt seines Könnens sowie die Werke verschiedener Komponisten. Damit möglichst viele Komponisten zu Wort kommen konnten, wurden aus manchen Quartettwerken einzelne Sätze ausgewählt. Den Anfang machte das String Quartet No. 1 von Vasiliki Kourti-Papamoustou. Flirrende Klänge wandern vom pp bis zum großen Forte-Aufschwung und wieder zurück. Klanglich nicht unähnlich, sozusagen die heftigere Variante des ersten Stücks, war das folgende mit dem Titel „Pixels“ von Jacopo Salvatori. Nach dem ersten Gespräch zwischen Johannes X. Schachtner und dem Ensemble folgte das Stück „Skin“ von der Bratschistin des Ensembles, Katharina Schmauder. Das Stück klingt überraschend – einschmeichelnd bis rau – aber es kommt in gewohnter Spielweise ohne erweiterte klangliche Effekte aus. Verschiedenes fällt auf: mehrere Ensemblemitglieder spielen nicht nur ihr Instrument, sondern komponieren auch selbst und sie sehen das Streichquartett, die Königsklasse der Kammermusik, in der guten Tradition, dass ein Streichquartett zusammenklingt und so seine Aussage macht.  

Nach der Pause folgten Teile aus Streichquartetten, zunächst aus: Ornamente und Konstruktionen (Streichquartett Nr. 2) des anwesenden Komponisten Arsen Babajanyan. Es breitet sich ein großer Klangteppich aus mit klagenden tiefen Tönen und heftigen Akkorden.

Das folgende Stück (vom Cellisten des Ensembles, Caio de Azevedo, aus seinem Streichquartett Nr. 2 „Le sang des autres“) verlässt insofern die gewohnte Klanglichkeit, als hier zwei Stücke übereinandergelegt werden. Es gibt die Zuspielung eines Werkes eines brasilianischen Songwriters; Der Komponist-Cellist leitet bei seinem Werk das Ensemble – über die Zuspielung des brasilianischen Songs entwickelt sich gleichzeitig so eine Art Meditation, die das Streichquartett spielt.
Den Abschluss des Konzerts nach einem zweiten Gespräch bildet eine Uraufführung: „Erased“ von Michael Emanuel Bauer. Zum Eindruck dieses Werks fällt mir ein Filmtitel ein: Schreie und Flüstern. Hier hören wir erweiterte Spieltechniken der Streichinstrumente: unter anderem sul ponticello und sul tasto. Jedes Instrument bekommt seine eigene Stimme und Kadenz, besonders auffällig ist eine virtuose Kadenz für das Cello, das dieses Instrument als Schlaginstrument darstellt.

Das Ensemble bedankte sich beim Publikum mit einer Zugabe von Moritz Eggert, die wieder einen gemeinsamen Streichquartettklang präsentierte. Abschließend sei noch einmal bemerkt, dass das Zentaur-Quartett souverän die verschiedensten Effekte bewältigte: sowohl den Zusammenklang wie auch das Herausgehoben-Sein durch virtuose Kadenzen. Sie zeigten sich als wahrhafte Spezialisten für neue klangliche Herausforderungen.

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