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Streifzug durch die Welt der Elektronik

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Ein Bericht zur Internationalen Funkausstellung 1999 in Berlin
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Vom 28. August bis 5. September 1999 fand in Berlin das 75-jährige Jubiläum der Internationalen Funkausstellung, der Weltmesse für Unterhaltungselektronik, unter dem Funkturm statt. 1924 war die Messe ins Leben gerufen worden und präsentierte damals noch Kopfhörer, Detektormineralien und Röhrenrundfunkempfänger. Mittlerweile, am Beginn des 21. Jahrhunderts, überschlagen sich die Forschungsergebnisse und Innovationen auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik. Dabei werden die Geräte immer kleiner, kompakter, leistungsfähiger und aufgrund der massenhaften Produktion immer günstiger. Die Vielfalt der Geräte ist kaum überschaubar und nahezu alle zwei Monate drängen neue Entwicklungen auf den Markt. Selbst wer glaubt, auf dem Laufenden zu sein, wird immer wieder eines Besseren belehrt. Auf der IFA 1999 drängten sich 849 Aussteller auf 160 000 qm Ausstellungsfläche. Das Schlagwort der Elektronikmesse, die im Zwei-Jahres-Rhyth-mus neue technische Akzente setzt, hieß diesmal „Digitaltechnik“: besseres Bild, besserer Ton, mehr Komfort. Immerhin gaben die Bundesbürger noch 1998 mehr als 30 Milliarden Mark für Unterhaltungselektronik aus. Im Folgenden sollen einige der interessantesten Entwicklungen auf dem Sektor „Audio“ vorgestellt werden. Neue Audioformate Die MP3-Abspielgeräte sind noch kompakter geworden. MP3 steht für ein Audioformat, welches am Fraunhofer Institut in Erlangen entwickelt worden ist. Normalerweise benötigen Audiodaten, im Computer-Wave-Format gespeichert, enorm viel Speicherplatz. Das Limit für eine Standard-Audio-CD ist daher auf zirka 70 Minuten begrenzt. Derartige Audio-Datensätze gibt es zu tausenden im Internet, dem weltgrößten Datennetz. Der Download dieser Musik-Files aus dem Internet war daher bisher für den Normalverbraucher viel zu zeit- und kostenintensiv. Dem Fraunhofer Institut ist es gelungen, diese Wave-Files um ein Vielfaches zu reduzieren, ohne dass dabei die Qualität verloren geht. Der Trick dabei: Es werden lediglich die Frequenzbänder im hohen und tiefen Bereich bei der Komprimierung beschnitten, welche ohnehin kaum vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden können. So benötigt also ein 3-Minuten-Musikstück aus dem Netz jetzt nur noch drei bis vier Megabyte statt bisher das Zehnfache. Für jeden Internet-Besucher ist es also heutzutage möglich, sich sehr kostengünstig die aktuellsten Hits auf den PC zu laden und über Soundkarte und Stereoanlage wiederzugeben. Dabei werden jedoch die Urheberrechte sehr stark verletzt, so dass man hier demnächst verstärkt mit entsprechenden Maßnahmen wie zum Beispiel Audio-On-Demand (kostenpflichtiger Download auf Bestellung) rechnen muss. Kopierschutz für Stücke Der MP3-Player der Art-Voice-Gruppe in Pullach präsentierte sich auf der IFA mit zwei Steckplätzen für sogenannte ROS-Cards, nicht wiederbeschreibbaren Speicherkarten, welche den Kopierschutz von Musikstücken gewährleisten. Die Speicherkapazität einer Karte liegt bei etwa 32 Megabyte, was 30 bis 40 Minuten Musik entspricht. Das Gerät selbst ist dabei nicht größer als eine Streichholzschachtel. Auch Grundig, Samsung und Diamond stellten MP3-Walkman-Geräte in der Größe einer Kreditkarte vor, die Musik aus dem Internet via Computer in CD-Qualität aufnehmen und abspielen. Die Speicherkapazität liegt hier sogar bei 64 Megabyte Musikdaten. Ein Gerät dieser Art der Firma Creative Labs verfügt darüber hinaus sogar über ein UKW-Empfangsteil. Sony präsentierte den kleinsten Minidisc-Recorder der Welt. Das Gehäuse ist kaum größer als die Minidisc selbst. Über ein spezielles Kabel können sämtliche Daten einer CD, so wie auch Textdaten, überspielt werden. Eine ganz neue Generation von Hifi-Anlagen stellte Grundig vor. Unter dem Motto „Musik hören im ganzen Haus“ können mit dem Grundig-System RCD 2000 beliebig viele Lautsprecher kabellos in Haus und Wohnung platziert werden. Die Steuereinheit im Aluminium-Design mit Tuner und CD-Player lässt sich dabei sogar wie ein Gemälde an die Wand hängen. Komfort und Funktionalität Überhaupt waren Mini-Hifi-Kompaktanlagen mit ausgeklügeltem Design, hohem Bedienerkomfort und praktischer Funktionalität der Renner auf der IFA. Schon im vergangen Jahr wurden 86 Prozent aller verkauften Hifi-Geräte im Mini- und Micro-Format über die Ladentheke gereicht. Dabei wurde besondere Sorgfalt auf die Klangqualität gelegt. Ob in Würfelform, als wundersames Wandbild oder im Hightech-Light-Design mit Surround-Sound – der Phantasie der Hersteller waren keine Grenzen gesetzt. Und wieder einmal wurde ein neues Audio-Format auf dem Markt präsentiert: die SACD. Die Abkürzung steht für Super-Audio-CD, die digitale Musikscheibe der nächsten Generation. Die SACD soll eine noch größere Klangqualität als die herkömmliche CD besitzen. Das erste Abspielgerät dieser Art, der SCD-1-Player kostet ab Markteinführung im November 10.000 Mark, der kleinere Bruder, der SCD-77ES ca. 6.000 Mark. Manko: Derzeit befinden sich lediglich zirka 15 Titel im Bereich Klassik und Jazz auf dem Markt. Pro Monat sollen zehn weitere Titel folgen. Die Firma Hama bietet mit der neuen Handy-Freisprecheinrichtung Portable + Radio UKW-Empfang per Handy an. Per Tastendruck kann zwischen Handy- und Radio-Betrieb mit Digitaltuner umgeschaltet werden. Das Hauptinteresse an der diesjährigen IFA galt jedoch der DVD. Die Digital Versatile Disc ist das Medium der Zukunft. Gewaltige Datenmengen Auf der Datenscheibe können bis zu 25-mal mehr Daten untergebracht werden, als bei einer herkömmlichen CD, was durch mehrere Speicherschichten ermöglicht wird. Auf einer DVD finden also gewaltige Audio- und Video-Daten Platz. Acht Stunden Video-Kapazität und die Vorstellung der ersten Prototypen für DVD-Aufnahmegeräte lassen ahnen, dass durch diese Technik in absehbarer Zeit der Standard-Videorecorder abgelöst wird. Opern und Operetten in verschiedenen Inszenierungen und Sprachen finden zum Beispiel auf einer DVD Platz, und bis zum Ende des Jahres werden schon 1000 Titel aus verschiedenen Filmgenres und Musikgattungen auf dem Markt sein. Die Stiftung Warentest hat bestätigt, dass die DVD dem herkömmlichen Videorecorder in jeder Hinsicht überlegen ist. DVD-Player sind mittlerweile schon für 1.000 Mark im Handel erhältlich. Die DVD-Recorder werden jedoch nicht vor dem Jahr 2000 auf dem Markt erscheinen. Rekordstücke Wie immer war die Internationale Funkausstellung in Berlin auch für Rekorde gut. So wurde unter anderem die teuerste Hifi-Anlage der Welt präsentiert (Gesamtwert: 2 Millionen Mark), der kleinste und leichteste DVD-Player, der ohne Akku 640 Gramm wiegt, und 20 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Walkman hat das Multi-Media-Radio seine Premiere, über dessen Display man Verkehrsmeldungen, Börsenkurse und Sportergebnisse ablesen kann. Für den DTKV haben sich durch die IFA 1999 interessante Perspektiven für die Zukunft, insbesondere für das geplante Internet-Archiv-Projekt, ergeben, wobei MP3 eine große Rolle spielen wird. Die DVD und die Multifunktions-Handys werden für die Entwicklung der Unterhaltungselektronik und Informationstechnologie neue Weichen stellen. Man darf gespannt in die Zukunft blicken, denn die nächste IFA wird mit Sicherheit wieder einem technischem Quantensprung gleichen...
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