Tongestalt ist eine Labsal, besser als jede Hausapotheke. Das konnte man empfinden, als die Fagottistin Anna Ernst, Sonderpreisträgerin des Tonkünstlerverbandes 2015, begleitet von Aya Masaoka bei dem Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart in B-Dur KV. 191 mit fabelhaft reicher Dynamik und silbrig hellem Ton spielte. Sie eröffnete das Konzert „Klangspürchen“, das im Prinzregent-Luitpold-Saal vom Tonkünstlerverband Hochfranken veranstaltet wurde.
Der junge und ebenso versierte Holzbläser Benedikt Schneider musizierte das von Carl Stamitz komponierte Klarinettenkonzert mit Schwung und technischer Finesse. Ebenso ausdrucksstark und hinreißend spielten Naomi Honda (Violine) und der Pianist Jeremy Lawrence das Allegro aus der Sonate in a-Moll op. 23 von Ludwig van Beethoven mit brodelnder Energie.
Die Pianisten des Abends bestachen durch unbekannte Werke. Laura Meile und Renate von Hörsten spielten aus op. 92 von Felix Mendelssohn-Bartholdy das Duett zu vier Händen. Der zweiten Satz aus der Sonate op. 10 von Carl Czerny, gespielt von dem Duo Fiona Friedrich und Diane Ernst, war Labsal pur – tiefinnerlich empfunden, sehnsüchtig verschattet und mit chopin’scher Verzierungskunst virtuos vorgetragen.
Der Gitarrist des Abends, Daniel Schreivogel, der zum wiederholten Male beim Bundeswettbewerb auftreten wird, spielte feurig ein Meisterwerk von Fernando Sor „La Folie d’Espagne“.
Nepomuk Bense, der ebenso versiert ist, bestach durch seinen immer wieder in anderen Facetten erklingenden Ton im Werk „Por los Campos de España“ von Joaquín Rodrigo. Die jüngsten Teilnehmer dieses Konzertes, Diana Pramatarov an der Violine, begleitet am Klavier von Elena Ayaka Koshida, musizierten klangschön die Sonatine von Hans Sitt.
Zum Abschluss des Konzertes hauchten Naomi Honda (Violine) und Jeremy Lawrence am Klavier Camille Saint-Saëns „Danse Macabre“ op. 40 Leben ein. Mit drohend peitschender Klangpalette entwickelte dieses junge Duo Musik, die das Publikum zu verdientem großen Applaus hinriss.