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Trossingen goes Berlin

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Bundesakademie connect in Kooperation mit dem Deutschen Tonkünstlerverband
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In diesem Jahr bietet sich allen, die zwar mit dem großen Angebot der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen hin und wieder liebäugeln, denen die Anreise nach Baden-Württemberg dann aber stets zu weit geht, die Möglichkeit, zwei Kurse der Bundesakademie stattdessen mit einer Reise nach Berlin zu verbinden. Im Angebot ein Seminar zu Gordon‘s Music-Learning-Theory (Juni 2023) und ein Seminar mit dem Thema „Jung & Alt: Impulse für generationenverbindendes Musizieren“ (Oktober 2023). Veranstaltungsort ist jeweils das Studio des DTKV in Berlin-Charlottenburg, Schillerstraße 64.

Gordon‘s Music-Learning-Theory

Im Seminar „Gordon‘s Music-Learning-Theory“ geht es um neue Perspektiven für die eigene Unterrichtspraxis und die Frage, wie wir lernen, wenn wir lernen. Über 50 Jahre lang hat sich der US-amerikanische Musikpädagoge und Musikpsychologe Edwin Gordon, Jahrgang 1927, mit diesem Thema beschäftigt – forschend und in der eigenen Unterrichtspraxis. Dabei hat ihn stets angetrieben, sich daran zu orientieren, wie sich das musikalische Denken in Kindern und Jugendlichen entwickelt und verändert. Aus seinen Erkenntnissen erarbeitete er schließlich seine Music Learning Theory. „Lange, bevor Edwin Gordon in Deutschland als Musikpädagoge wahrgenommen wurde, war er als Musikpsychologe bekannt,“ schrieb nmz-Autor Wilfried Gruhn 2015 anlässlich von Gordons Tod. „Er galt als Pionier auf dem Gebiet der Begabungsforschung in der er nicht nur zahlreiche Tests entwickelt hatte, sondern vor allem die Begabungsentwicklung von Kindern untersuchte.“ Gordon, der an der Eastman School of Music (Rochester, NY) Kontrabass studiert hatte und an der University of Iowa über Drake‘s Music Aptitude Test (Drakes musikalischer Eignungstest) promoviert wurde, ging es in seiner eigenen Theorie insbesondere um die optimale Entfaltung des musikalischen Potenzials aller Schüler*innen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Leistungsfähigkeit, so dass spezielle Stärken gefördert und Schwächen ausgeglichen werden.

Ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist das Konzept der Audiation. Gordon prägte den Begriff in den 1970er Jahren, um zu eindeutiger und präziser Begrifflichkeit beizutragen. Er definierte Audiation als „Hören und Verstehen von Musik, die nicht physikalisch erklingt”. Verstehen ist für ihn in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, (in) Musik zu denken und das gehörte Phänomen in einen musikalisch-syntaktischen Gesamtzusammenhang einordnen zu können. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung seines Ansatzes spielte sicherlich seine eigene musikalische Praxis. Gordon spielte als Bassist mit der Gene Krupa Band mit namhaften Jazzmusikern seiner Zeit. Die Jazz-Improvisation mit ihrem spezifischen Denken in Musik gilt als der Nährboden für das Konzept der Audiation. Seit 1958 forschte und lehrte Gordon an den Universitäten in Iowa und Buffalo (NY) und hatte von 1979 bis 1994 den Carl Seashore Lehrstuhl für „Research in Music Education“ an der Temple University in Philadelphia (PA) inne. Als Universitätslehrer und Forscher betreute er über 60 Doktoranden und wurde als charismatischer Lehrer zu Vorträgen und Kursen in ganz Amerika sowie nach Europa und Asien eingeladen.
Das Seminar der Bundesakademie in Berlin eröffnet neben Einblicken in die Prinzipien, Methoden und Materialien der Music Learning Theory die Möglichkeit, die eigenen Unterrichtsmethoden zu reflektieren und zugleich neue Perspektiven für die Unterrichtspraxis zu gewinnen. Inhalte, Wege und Ziele des Seminars sind: Kennenlernen von Möglichkeiten, Unterrichtsinhalte kreativ und anregend an den natürlichen Entwicklungsprozessen musikalischen Lernens auszurichten, Inspirationen und Spielideen zur Förderung und Anregung der Audiationsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern, Förderung tonaler und rhythmischer Kompetenzen durch die Einbindung eines vielfältigen Bewegungsrepertoires und den strukturierten Aufbau von Patternarbeit, Erweiterung eigener musikalischer Erfahrungsräume und Entwicklung eines tieferen Verständnisses für musikalische Lernprozesse sowie die Anregung und Erprobung neuer Lernwege als Grundlage für eine musikbezogene berufliche Entwicklung von Schülerinnen und Schülern. Angesprochen sind Lehrkräfte an Musikschulen und im freien Beruf, Chorleiter*innen, Orchester- und Ensembleleiter*innen, Musiklehrer*innen allgemeinbildender Schulen, Fachkräfte in der vorschulischen musikalischen Erziehung, weitere Interessent*innen aus instrumental-, vokal- oder elementarpädagogischen Tätigkeitsfeldern.

Alle Infos: Anmeldeschluss 5.5.2023 (online über die Verbandsseite www.tonkuenstlerverband.de). Veranstaltungsort: Studio des DTKV, Schillerstraße 64, 10627 Berlin-Charlottenburg, Datum und Uhrzeit: Sonntag, 04.06.2023, 09.30 bis 18.30 Uhr, Kosten: 130,00 Euro/ DTKV-Mitglieder 100,00 Euro, Dozentinnen: Gudrun Luise Gierszal (Ltg.) und Therese Büchner.

Jung & Alt

Das Oktober-Seminar in Berlin – Jung & Alt: Impulse für generationenverbindendes Musizieren – greift die große Herausforderung auf, die mit der demografischen Entwicklung verbunden ist. Die älter werdende Gesellschaft prägt vor allem die Qualität der Beziehungen zwischen Jung und Alt. Diese zu entwickeln und zu stärken ist eine langfristige Gestaltungsaufgabe, die auch in musikpädagogische Wirkungsfelder strahlt und diese künftig verändern wird. Musikschulen und Musikvereine, Orchester, Chöre und Ensembles werden in Zukunft zu den Orten gehören, an denen sich die kreativen Potenziale im Zusammenspiel aller Generationen entfalten können – Orte, an denen ein (musikalisches) generationsverbindendes miteinander, voneinander und übereinander Lernen gelebt werden kann. Gerade Musikpädagog*innen sind mit ihrer Erfahrung im Umgang mit Heterogenität dazu prädestiniert, sich in intergeneratives Musizieren einzubringen und diesen Bereich musikalischer Bildung mitzugestalten. Dieses Seminar möchte ein Bewusstsein für das Potenzial generationenverbindender Musizierangebote schaffen und Lehrkräfte dazu aufrufen, ihre Schülerinnen und Schülern – die Musikberufe ergreifen möchten – für dieses auf die Zukunft ausgerichtete Arbeitsfeld zu sensibilisieren. Es geht unter anderem um den Umgang mit (Alters-)Heterogenität in instrumentalen und vokalen Gruppen. Das Arrangieren für alters- und leistungsgemischte Gruppen, Chancen und Möglichkeiten des generationenverbindenden Musizierens, Gruppenmusizieren mit und ohne Noten, um die Bedeutung dieses neuen musikpädagogischen Tätigkeitsfeldes für die Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf Musikberufe sowie Anregungen für die eigene Praxis. Zielgruppe sind Instrumental- und Vokalpädagog*innen, Leiter*innen von Instrumental- und Vokalensembles und Musikgruppen aller Stilrichtungen, Studierende künstlerisch-pädagogischer Studiengänge, Lehrkräfte der Elementaren Musikpädagogik, Musikschulleiter*innen bzw. Multiplikator*innen in der Aus- und Weiterbildung, Kirchenmusiker*innen, weitere Interessent*innen aus musikpädagogischen Tätigkeitsfeldern.

Alle Infos: Anmeldeschluss 8.9.2023 (online über die Verbandsseite
www.tonkuenstlerverband.de). Veranstaltungsort: Studio des DTKV, Schillerstraße 64, 10627 Berlin-Charlottenburg, Datum und Uhrzeit: Sonntag, 7.10.2023, 9.30 bis 18.30 Uhr, Kosten: 130,00 Euro/ DTKV-Mitglieder 100,00 Euro, Leitung: Carina Frey, Dozent: Severin Krieger

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