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Das CD-Cover zeigt eine Kirchenkuppel von unten fotografiert.
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Unbekannter Meister im neuen Glanz

Untertitel
Eine CD, die Zuhörer in die Klänge kirchlicher Psalmen entführt und einen Komponisten in neuem Licht erstrahlen lässt
Vorspann / Teaser

Thomas Selle: Damals als einer der wichtigsten Vertreter der Hamburger Kulturszene des 17. Jahrhunderts, ist er heute kaum noch bekannt. Seit jungem Alter kam er in Berührung mit der Musik, die er dann zu seinem Lebenswerk machte, indem er durch gezielte Wechsel seiner Tätigkeitsstätten seine Karriere zu fördern versuchte. Sein Wirken in Hamburgs Musikleben, das sich vor allem in den Kirchen abspielte, war von hoher Wichtigkeit und lässt seine besondere Stellung zur damaligen Zeit erkennen. 
 

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Durch die Aufarbeitung von Selles „Concertuum Latino Sacrorum, Liber Primus“ belebte das Göttinger Barockorchester unter der Leitung von Antonius Adamske die Musik des damaligen Meisters wieder. 

Dass Selles Werk heute überhaupt aufgeführt werden konnte, mag auch an seinem ambitionierten Handeln gelegen haben, seine Werke für die Nachwelt zu erhalten. 

Doch anders als erwartet erschien lediglich der erste Teil der „Opera omnia“ mit dem Namen „Concertuum Latino-sacrorum II. IV. et V. Vocibus ad Bassum Continuum concinendorum, LIBER PRIMUS“ in gedruckter Fassung und bot die Grundlage der Aufnahme. 
Dabei war es Selle wichtig, dass diese Werke in unterschiedlichen Besetzungen und Stimmen aufgeführt werden konnten, was den Musikern damals wie heute einen gewissen Freiraum der Interpretation verschaffte. 
Das Göttinger Barockorchester interpretierte meisterlich dieses aus Psalmen, Antiphonen und Parodiemessen bestehende Werk und entführt den Hörer in eine lang vergessene Zeit. 

Erkennbar ist, dass Selle die Texte seiner Werke musikalisch ausdeutete. So beginnt der erste Psalm „Veni Domine“ mit einem von Koloraturen ausgeschmückten Ausruf. Das ineinander Verschlingen der Stimmen ist nicht nur meisterlich komponiert, sondern wird auch von den Sängern mit Leichtigkeit umgesetzt. Das harmonische Zusammenwirken von Instrumenten und vokaler Einzigartigkeit zieht sich durch die folgenden Werke. Dies mag Selles Verständnis von Musik und Praxis demonstrieren und lässt erneut erkennen, dass ihm zu Recht erneute Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die musikalische Textausdeutung des Rufens („et clamor“) mit einer kleinen Terz oder die dynamische Echogestaltung des „Jubilate Deo“ verleihen dem Ganzen noch mehr Ausdruck und Gestalt. 

Die Melodie der Geige im „Ecce nunc Benedicite“ erinnern zu Beginn an Pachelbels berühmten Kanon, der aber erst Jahre später entstand, werden dann aber in einer fröhlich beschwingten Art weitergeführt, die die Lobpreisung in ein erhabenes und doch beschwingtes Licht rücken. 

Außerdem erkennt man immer wieder die typische Stimmführung der damaligen Zeit, die von den Sängern gekonnt ausgeführt wurde.  
Eine CD, die die Musik eines heutzutage unbekannten Meisters wiederbelebt, dem Zuhörer die Vielseitigkeit und Schönheit der Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts vor Augen führt und das musikalische Können der Interpreten demonstriert.

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