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Verschiedene Wege zu Zielen

Untertitel
Der Kontrabassist Soshi Nishimura
Publikationsdatum
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Als sich bei Soshi Nishimura das Interesse an alter Musik entwickelte, hatte er noch keine Möglichkeit, dieser Leidenschaft nachzugehen: In seinem Heimatland Japan gab es weder Barockorchester, noch war das Spiel auf historischen Instrumenten etabliert.

Als er sich also nach seinem Philosophiestudium zu einer Laufbahn als Musiker entschied, begann seine Reise auf dem modernen Kontrabass. Hierzu übersiedelte Nishimura nach Deutschland und absolvierte in Trossingen zunächst ein Masterstudium auf dem heute gebräuchlichen Instrument, setzte seine Ausbildung dann aber auf dem historischen Kontrabass fort und schloss in Frankfurt sein Studium der Violone mit einem weiteren Mastertitel ab.

Als aktiver Kammermusiker wie als Solist verwendet Soshi Nishimura verschiedenartige Instrumente mit unterschiedlichen Stimmungen, die er zudem je nach Ensemble auf andere Stimmhöhen des Kammertons bezieht.

Für Soshi Nishimura gibt es in der Darbietung Alter Musik verschiedene Wege zu verschiedenen Zielen, von denen viele ihre Berechtigung haben und jeweils für sich geltende Schönheiten offenbaren. Das macht das Abenteuer, diese Musikepochen zu erleben, umso aufregender. Obgleich sich Nishimura der historischen Aufführungspraxis verschreibt und entsprechend die Spielweisen vergangener Epochen möglichst präzise nachzubilden versucht, so will er sie doch in unsere Zeit integrieren und nicht einem Museumsstück gleich ohne Bezug zur Jetztzeit darstellen. Die zeitgeschichtlichen Quellen wie die individuelle Interpretation stellen sich also gleichwertig nebeneinander – dabei heißt Interpretation nicht, frei mit dem Material zu jonglieren, sondern unter Einbezug aller Naturgesetzmäßigkeiten harmonischer und melodischer Spannungsverhältnisse bewusste Entscheidungen zu treffen, um der Musik in Gänze zu dienen. Im Fokus steht, neutral und von den Noten aus zu denken, jedes Stück den eigenen Gegebenheiten nach aktiv zu reflektieren.

Gerade die Vielseitigkeit der klanglichen Resultate, die aus solch einer nimmer endenden Suche emporkeimen, sorgen für die Faszination, die Soshi Nishimura für die Alte Musik empfindet. Es gibt immense innere, geistreiche Aktivität der Energie in ihr, die durch ihre bloße Substanz wirkt. So braucht es keine Verstärkung durch Stahlsaiten oder andere instrumentale wie spieltechnische Mittel, um einen erstaunlichen Farbenreichtum erstrahlen zu lassen. Auf diese Weise dringt die Musik unverfälscht, offen und grundehrlich zu uns hinüber.

 

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