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Vom Herbst des Kunstlieds

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Ein Liederabend mit zeitgenössischem Programm
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Ein Hauch von Wehmut lag über dem Liederabend, den der Tonkünstlerverband Augsburg-Schwaben im Leopold-Mozart-Zentrum veranstaltete. Grund dafür war keineswegs etwa mangelnde Ausstrahlung und Kompetenz der beiden Künstler Erik Völker (Bariton) und Stephanie Knauer (Klavier) – diese hätten positiver nicht sein können.

Ebenso wenig lag es an der Qualität der ausgewählten Lieder, sämtliche von Komponisten des 20. Jahrhunderts mit Wirkungsstätten im Augsburger Raum. Aber alle Stücke warfen – bei großer individueller Eigenständigkeit – gleichsam auch einen Blick zurück ins 19. Jahrhundert, jene Epoche, in der das Kunstlied noch eine „Dachmarke“ deutscher Musikkultur war.

Diese Sichtweise trug bei Walter Scheidlers (1924-2002) Zyklus „Schlichte Weisen“ nach Gedichten von Hanns Rupp geradezu spielerisch-biedermeierliche Züge („Ein Kränzlein Margeriten“), während Willi Leininger (1907-71) seine Trakl-Lieder mit üppigen Melodienbögen und Akkordballungen à la Richard Strauss versah.

Das war durchaus aufregend und faszinierend, aber für die todverfallene Bilderwelt der Texte oft etwas zu vordergründig. Die strenge, modal getönte Harmonik, mit der Erna Woll (1917-2005), hoch angesehene Schöpferin geistlicher Vokalmusik, der hermetisch-rätselhaften Bildsprache Paul Celans begegnete („Sieben Rosen später“), wirkte da deutlich angemessener. In seinem beeindruckend schlichten Ernst dieser Grundhaltung sehr nahe kam das, auf mittelhochdeutschen Texten beruhende, „Kleine Triptychon – Von der Vergänglichkeit“ des Augsburger Domorganisten Karl Kraft (1903-78).

Auf skurril pointierte Art entledigte sich Franz R. Miller, Orff-Schüler und angesehener Chorpädagoge, in seinen Liedern aus privatem Umkreis schließlich jeglichen romantischen Ballasts. Mit einer sympathischen Mischung aus aufrichtigem Engagement für ihr Anliegen und einer gewissen zeitgenössischen Distanz gewannen die beiden Künstler das Publikum sogleich für sich. Erik Völker (Theater Augsburg), mit unangestrengt warmem Bariton sang, frei von jeder Attitüde, variantenreich und textbezogen und führte die Hörer klug durchs Programm.

Am Flügel bewältigte Stephanie Knauer spielend ein heikles Riesenpensum; ihre Wiedergabe des bizarren Scherzos von Karl Erhard (geb. 1928), wohl der avantgardistisch ambitioniertesten Nummer des Abends, nahe beim Kontrapunkt, aber weit weg von Tonalität, hatte fesselnde Intensität.

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