Zwei Seelen, ach, wohnen in jedes Musikers Brust. Die eine, die nach Sicherheit verlangt und Festanstellung an der Musikschule erträumt, und die andere, die die unwägbare, krisenanfällige Unabhängigkeit des freien Musikers vorzieht, der eben auch ein bisschen an der Musikschule unterrichtet.
Welche Vorteile haben Festanstellungen? Für den Einzelnen ist das ganz klar: Soziale Sicherheit ist ein hohes Gut. Familienplanung und Hausbau sind möglich, die Existenzangst ist weg. Ich habe in Musikschulen gearbeitet mit vielen fest angestellten Kollegen und festgestellt, dass das einzige, was zunimmt, die Verwaltungsbürokratie ist. Aber die Freude am Musizieren, die Spontaneität gehen in solchen Einrichtungen immer mehr verloren. Man geht halt arbeiten wie alle anderen auch. Der Musikschullehrer wird zum Unterstufenlehrer. Und anstrengen muss sich auch keiner mehr.
Ein fest angestellter Musikschullehrer muss täglich fünf bis sieben Stunden arbeiten, um ungefähr auf eine 35-Stunden-Woche zu kommen. Das heißt, fest anstellen kann die Musikschule die Klavierlehrer, die Gitarrenlehrer, die Geigenlehrer und die Flötenlehrer. Für alle anderen sind nicht genug Schüler da. Insbesondere Bläser sind außen vor. Oder kann sich jemand einen fest angestellten Waldhornlehrer oder Oboenlehrer vorstellen mit 35 Schülern?
Dazu kommt, dass für die Musikschulen die Kosten bei gleichem Angebot an Stunden um 40 Prozent steigen. Auf die Gebühren umlegen kann man das nicht. Also muss der Staat, also der Steuerzahler, das Geld für die ganzen Lohnnebenkosten aufbringen. So entsteht dann eine Zweiklassengesellschaft: die hoch subventionierten Staatsmusikschulen auf der einen Seite mit ihren beamtenähnlichen Lehrkräften, die kleinen kommunalen Vereinsmusikschulen und Privatmusikschulen auf der anderen Seite, die auf die Veränderungen und Interessen am Ort reagieren können, ihre Lehrer aber weiter lausig bezahlen müssen, weil die Preise am Markt nicht beliebig steigerbar sind.
Fazit: Der gewerkschaftliche Kampf für die Besserstellung von Musikschullehrern ist lobenswert, aber es ist auch veraltetes Denken. Sinnvoller wäre es, zukunftsfähige Modelle zu entwickeln. Zum Beispiel gibt das Land Brandenburg 2,8 Millionen Euro an Zuschüssen für die Staatsmusikschulen aus. Wenn wir jetzt mal von 10.000 Musikschulschülern ausgehen (die Zahl ist nur ein Beispiel) und das Geld anders verteilen, nämlich jedem Anbieter, gleich, ob staatlich, kommunal, Vereinsmusikschule, inhabergeführte Privatmusikschule oder Privatmusiklehrer pro Schüler einen festen Zuschuss bezahlen (in unserem Rechenbeispiel wären das 280 Euro pro Schüler und Jahr), dann haben alle gleiche Bedingungen, und jede Musikschule kann selbst entscheiden, ob sie die Honorarkräfte besser bezahlt oder feste Stellen schafft. Das wäre fair gegen alle.