Musik ist heutzutage allgegenwärtig – im Café, im Auto, im Kaufhaus, beim Shoppen in der Umkleidekabine, im Fitness-Studio oder im Wartezimmer des Arztes, um nur einige Beispiele zu nennen. Hinter jeder dieser Einspielungen stehen (ob Klassik oder Pop) professionell ausgebildete Instrumentalisten, Sänger sowie Tonmeister, die in der Regel von ihrem Job kaum den Lebensunterhalt bestreiten können. Wie viel ein Profi uns wert sein müsste, darüber gab es in Halle 8 der Musikmesse Frankfurt auf der Bühne „Musikbiz & Culture Forum“ ein interessantes Gespräch zur aktuellen Situation.
Der Deutsche Tonkünstlerverband engagiert sich seit Jahren für eine angemessene Honorierung von Musikern und Musiklehrern. Um hier ein repräsentatives Bild auch der Verbandsstruktur des Berufsverbandes zu verdeutlichen, trafen sich zum Themen-Panel die freiberuflich tätige Sängerin und Schauspielerin Lil von Essen (Frankfurt am Main), die freie Musiklehrerin Beatrix Weber (Wiesbaden) und Dr. Adelheid Krause-Pichler (Berlin), freischaffende Musikwissenschaftlerin, Musikkritikerin und Buchautorin.
In aller Kürze wurden in 40 Minuten die wichtigsten Problemfelder gestreift: gesellschaftlicher Stellenwert des Künstlers/Musikers – so genanntes freies (= faules) Künstlerleben mit Spaßfaktor – Musiklehrerin vorrangig als Hausfrauen-Nebenjob – Geringschätzung der Arbeit als Musikpädagoge – geringe Karrierechancen für professionell ausgebildete Solisten – falsche Einschätzung des Arbeitsaufwands – Genderproblematik auf den Bühnen – Problematik der Honorarverträge – Konkurrenz mit Dumpingpreisen sowie Unwissenheit und Unverständnis gegenüber der Leistung eines Musikers oder gar Musikwissenschaftlers.
Fazit: Nur Aufklärung über das lange und teure Studium dieser Berufsklasse, sowie Anerkennung von Talent und Genie der Solisten, Instrumentalisten und Sängern/-innen kann hier Bewusstsein schaffen für auskömmliche Bezahlung. Mit anderen Worten: Nicht der Künstler muss sich ändern und zum Profimanager werden, sondern die Gesellschaft sollte ihren Blick auf die Musiker neu definieren unter dem Motto „Es hat nie eine Gesellschaft ohne Musik gegeben; deshalb ist es in hohem Maße unwahrscheinlich, dass eine Gesellschaft ohne Musik humanbiologisch möglich ist“ (so der Philosoph Georg Picht).
Abschließend konnten die Vorteile eines Netzwerks, wie das des Berufsverbandes DTKV, verdeutlicht werden: Kommunikation und Austausch deutschlandweit unter Kollegen, zeitnahe Informationen über Aktivitäten und kulturpolitische Aktionen durch die nmz (neue musikzeitung), Vergüns-tigungen bei Versicherungen (Berufshaftpflicht), GEMA, Steuer (die Umsatzsteuer für Künstler beträgt 7%) sowie Künstlersozialkasse. Die interessierten Zuhörer in der Halle 8 fanden die Veranstaltung sehr informativ und anregend – selbst die Dame vom Künstlerdienst des Arbeitsamtes bat demnächst um weitere Beratung.