Zum 100-jährigen Jubiläum des Würzburger Tonkünstlerverbandes gaben Christoph Henzel und Steffen Zeller eine Festschrift heraus, die bei weitem mehr ist als ein Buch zu einem Jubiläum.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Würzburger Tonkünstlerverbandes gaben Christoph Henzel und Steffen Zeller eine Festschrift heraus, die bei weitem mehr ist als ein Buch zu einem Jubiläum. Sie ist vor allem eine Standortbestimmung, zeigt, woher die Würzburger Tonkünstler kommen, beschreibt die gegenwärtige Situation und macht sich über die Zukunft Gedanken. So ist dieses Buch weit über Würzburg hinaus interessant als eine Musikgeschichte, die 100 Jahre Musikleben am Beispiel Würzburgs detailgenau und doch exemplarisch darstellt, und als hochaktueller Beitrag zur kultur- und musikpolitischen Diskussion in Deutschland.
100 Jahre Tonkünstlerverband werden von Max Link und Andreas Lehmann Jahr für Jahr dokumentiert. Christoph Henzel beschreibt das Würzburger Musikleben vor 100 Jahren, woraus deutlich wird, wie viel sich seitdem geändert hat. Doch die Schrift beschränkt sich nicht auf lokalhistorische Idylle, sondern zeigt auch, wie der schreckliche Ungeist der Nazizeit auch das Würzburger Musikleben bedrängte. Prägende und engagierte Musikerpersönlichkeiten wie Lotte Kliebert, die langjährige und sehr verdienstvolle Vorsitzende, und der Komponist Hermann Zilcher mussten mit der NS-Kulturpolitik umgehen und sich auf sie einlassen. Christoph Henzel legt ohne moralischen Zeigefinger offen, wie dies nach den vorhandenen Quellen geschah. Diese Festschrift „feiert“ die Vergangenheit, indem sie sich ihr stellt.
Der aktuelle Teil des Buches nähert sich den Problemen unserer Zeit in Interviews mit bedeutenden Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Der Präsident der Würzburger Musikhochschule Prof. Helmut Erb, der Würzburger Kulturreferent Muchtar Al-Ghusain, der Gründungspräsident des Bayerischen Musikrates Prof. Dr. Alexander L. Suder, der gegenwärtige Präsident des Bayerischen Musikrates Dr. Thomas Goppel, der Präsident des Deutschen Tonkünstlerverbandes Dr. Dirk Hewig und der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Wolfgang Heubisch zeigen, was erreicht wurde und welche Probleme dringend gelöst werden müssen. Für den kulturpolitisch interessierten Leser finden sich hier viele Denkanstöße.