60 Jahre alt geworden ist der Landesverband Bayerischer Tonkünstler dieser Tage. Am 10. April wurde der runde Geburtstag in einem Festakt in München im Saal des Künstlerhauses am Lenbachplatz gefeiert. Mit Reden, einem Büffet und – wie es sich für einen Musikverband gehört – mit viel Musik (siehe separater Beitrag). Integriert war dieses Ereignis in das bayernweit stattfindende siebte Tonkünstlerfest.
Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, zitierte Vorsitzender Dr. Dirk Hewig Wilhelm von Humboldt. Da sei es höchst beunruhigend, wenn Schüler in den neuen Bundesländern nicht einmal über die DDR-Vergangenheit Bescheid wüssten. Der Landesverband besinne sich hingegen auf seine Herkunft, „um aus dieser Vergangenheit Erkenntnisse und Antrieb für die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft zu gewinnen“. Dann zeige sich, dass die Herausforderungen im Gründungsjahr 1948 nicht völlig andere gewesen seien als heute. Auf der anderen Seite erforderten neue Anforderungen für den Landesverband wie die Regionalverbände neue Antworten. Professor Rolf Hempel, Präsident des Deutschen Tonkünstlerverbands, würdigte den Wiederaufstieg des Münchner und des Bayerischen Verbands nach dem Krieg. „Nicht zufällig“ sei der Bundessitz in der bayerischen Landeshauptstadt. Wilfried Hiller äußerte sich gewohnt humorvoll. Der Präsident des Bayerischen Musikrats wollte das Logo – zwei Notenhälse in schwarzer Umgebung – keineswegs politisch gedeutet wissen. Vielmehr zog er einen Bogen vom Tarot zum Buddhismus, wo der untere Notenhals Kraft bei Mutter Erde tanke, der obere kraftvoll ins Licht führe. Hiller wünschte in Anlehnung an Ludwig Thoma „weitere göttliche Eingebung in der Zukunft“.
Der mittlerweile eingetroffene Staatsminister Dr. Thomas Goppel wies in seiner launigen Festansprache erst einmal auf einen Druckfehler hin: In seinem Manuskript sei vom Landesvorsitzenden „Ewig“ die Rede. Dies wünsche er dem Verband, und wenn Menuhin konstatiert hatte, dass Musik das Leben verlängere, sei das beim Landesverband Bayerischer Tonkünstler nicht auszuschließen.
Goppel, nach humorvoller Selbsteinschätzung wohl von seinem Ministerialdirektor zu der Veranstaltung abgeordnet, ging auf Programmpunkte des Tonkünstlerfests genauso ein wie auf den Gedanken der Regionalisierung und Dezentralisierung des Verbands. Er hob hervor, dass sich der Musikplan bewährt hätte. Sport, Musik und Bildende Kunst bewegten Körper, Geist und Hände. Sie müssten miteinander, nicht in einer hintereinander angeordneten Konkurrenzposition stehen. Der Minister hob auch die Verdienste des Verbandes hervor, bei breiten, aktiv wie passiv involvierten Schichten, Verständnis für die Klangsprache zeitgenössischer Musik zu wecken. Dazu trügen die Konzerte des siebten Tonkünstlerfestes ebenso bei wie Hiller als „Unikat der bayerischen Musikszene“.
Goppel ging auf die zuvor von Hewig geäußerte Kritik an der unzumutbar niedrigen Besoldung von Lehrbeauftragten ein. Das Problem sei ihm bekannt, er treffe sich in einer halben Stunde mit Finanzminister Erwin Huber und werde ihm die Dringlichkeit einer Verbesserung der Situation erneut erläutern. Durch den Übergang des Richard-Strauss-Konservatoriums in die Hochschule böten sich aber konkrete Chancen einer besseren Stellung. Hinsichtlich des Landesverbands, so Goppel abschließend, sei man vor keiner Überraschung sicher. Und er hoffe, dass dies auch so bleibe. fi