Banner Full-Size

Würdevoll und mit großer Intensität

Untertitel
20 Jahre Tonkünstler in Brandenburg: Konzert zur Feier
Autor
Publikationsdatum
Body

Der Landesverband Brandenburg hatte am 27. September zu einem kleinen Tonkünstlerfest zur Feier seines zwanzigjährigen Bestehens in den Festsaal der IHK Potsdam eingeladen.

Der amtierende Präsident, Thomas Heyn, hielt eine kleine Festrede, aus der hier einige wenige Passagen zitiert werden sollen: „Die erste Frage lautet immer: was soll, was tut dieser Verband überhaupt. Denn Musiker binden sich nicht gern. Sie gehen nicht in Parteien und Verbände, denn sie sind Einzelkämpfer. Jeder ist ein kleiner Beethoven oder Mozart. Jeder sieht zu, wie er so einigermaßen durchkommt und jeder hofft, seine Probleme selbst zu lösen oder für generell unlösbar zu halten. Ein Berufsverband, der diese sensiblen und zum Teil lebensunpraktischen Künstler-Seelen zusammenhalten und Hilfe anbieten will, muss das einkalkulieren. Trotzdem, oder besser gesagt, gerade deshalb ist ein solcher Berufsverband heute wichtiger denn je. Denn unsere Kultur ist gefährdet und damit unsere Existenzen als Musiker, als Künstler. Wenn uns Kultur irgendwann zu teuer ist, dann werden wir wieder Barbaren. Kultur ist engstens mit Bildung verbunden: schlechte Bildung führt zu Desinteresse an und Unverständnis für (Hoch)Kultur. Denn ginge es nach der Politik, liest die Sozialarbeiterin aus der Stadtteilbibliothek ihre Problemgedichte und die Kinder der Grundschule hoppeln ein wenig nach Musik aus dem Recorder (pardon Laptop). Mehr ist dann nicht mehr zu erwarten. Aber es ist ja gerade die Stärke der etablierten deutschen Kulturlandschaft, immer wieder Bildungs- und Erlebnisangebote für alle Schichten und zu bezahlbaren Preisen zu machen. Und soll es bitte auch bleiben. Und der Tonkünstlerverband wird versuchen, das seine beizusteuern.“

Zwei Jahre nach der Gründung des Landesverbandes stießen Frau Morgenstern und Herr Bertheau dazu, die seitdem unermüdlich für den Landesverband wirken, etwa Pulte und Ins-trumente, für den Festakt herangeschafft hatten. Die Bertheau’sche Tochter stand am Ausschank und der Sohn bediente Videokamera und Fotoapparat; ein großer Dank soll der ganzen Familie auch an dieser Stelle noch einmal gesagt werden.

Der erste Brandenburger Präsident war Heiko Mathias Förster, der Dirigent, der jetzt in München lebt und arbeitet. Ihm folgten Klaus Bäsler, Björn O.Wiede und Anno Blissenbach, der leider vor kurzem verstorben ist.

Mit der Rechtsanwältin Brigitte Gmelin führte der Verband in den 90iger Jahren zahlreiche Beratungsgespräche in ganz Brandenburg durch, mit dem Ziel, den Verband bekannt zu machen. Derzeit hat der Verband etwa 40 Mitglieder, der Schwerpunkt der Arbeit liegt in Potsdam. Vielleicht kann man das in der Zukunft in einem Flächenland auch ein bisschen breiter aufstellen.

Neben dem Tonkünstlerfest ist ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit sowohl die Durchführung regelmäßiger Veranstaltungen von Mitgliedern, als auch von Schülerkonzerten, denn die Mehrzahl der Mitglieder unterrichtet natürlich auch. Deshalb gründete die Mitgliederversammlung eine AG Veranstaltungen und Konzerte. Neben dem Präsidium, das derzeit aus Andreas Bertheau, Gisbert Näther und Walter Thomas Heyn besteht, gehören diesem Gremium derzeit Ines Bojak und Kristin Hofmann an, weitere Mitglieder werden noch hinzukommen.

Im Festkonzert erklang ein bunter Mix aus Musik. Eingeleitet wurde das Ganze von einer engagiert swingenden Bigband, die z.T. aus Grundschülern bestand. Es folgte das Streicherensemble der Musikschule „Bertheau & Morgenstern“, sowie allerlei Schülerbeiträge. Den ersten Höhepunkt setzte der junge Gitarrist Jakob Heidke, der zwei Flamenco- Piecen von einer solch hohen Qualität darbot, dass der Applaus kaum enden wollte.

Auch zwei Komponisten waren im Programm vertreten. Der Neu-Brandenburger Thomas Heyn offenbarte seine Leidenschaft für scheinbar „kunstlose“ Lieder in Ausschnitten aus seinen Fontane- und Heine-Liederzyklen und hatte in der Sopranistin Anna Pehrs eine Interpretin gefunden, die exakt die Mitte zwischen Kunstlied, Chanson und angerauten Tönen fand, die selten anzutreffen ist, obwohl es eine Fülle von Literatur dafür gibt.

Der bekannte Potsdamer Komponist Gisbert Näther war neben einigen Stücken für Schüler mit seiner Kammermusik „Hommage á Picasso“ vertreten. Das für einen Festakt eher schwierige und vertrackt gebaute Stück wurde von Sarah Piorkowsky an der Violine virtuos und einfühlsam interpretiert und erntete wohlverdienten Applaus. Gisbert Näther hatte vorab einige Erläuterungen zu dem Werk gegeben und nebenbei mitgeteilt, dass er gerade an einem Trompetenkonzert für Brasilien arbeitet. Das Konzert wurde abgerundet von Uta Meyer (Sopran), die zu Anfang eine Händel-Arie aus „Rinaldo“ gesungen hatte und nun mit drei Dvorák- Liedern den Festakt würdevoll und mit großer Intensität beschloss. Sie wurde von Natalija Nikolajeva einfühlsam begleitet.

Zum Abschluss drückte der Vorstand noch einmal seine Hoffnung aus, dass die Verbandsarbeit in Brandenburg aktiviert werden sollte. Denn die Notwendigkeit und Berechtigung des Tonkünstlerverbandes wird in der Zukunft eher größer als kleiner. Mehr denn je gilt es, die vorhandenen Individuen zu finden, zu fördern und optimal am Markt zu platzieren. Es seien die Daumen gedrückt, dass die politische Ebene nicht aus Unverstand in wenigen Jahren verspielt, was in Jahrzehnten gewachsen und geworden ist. Dazu gehört auch ein bisschen Glück im Einzelfall, vor allem aber langjährige harte Arbeit. Frau Musica wird’s danken.

Ort
Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik