„Der Musiklehrer ist verunsichert. Er wird hin und her gezerrt zwischen Erwartungen seiner Kollegen an der Schule, Erwartungen der Schüler, Erwartungen der Fachkollegen und Erwartungen seiner künstlerischen Lehrer an der Hochschule, die ihm während seines Studiums bestimmte Perspektiven mitgegeben haben. Ist er Künstler, ist er Lehrer, ist er musischer Erzieher?“, fragt Sigrid Abel-Struth 1982 im Aufsatz „Musiklernen und Musiklehren – Schlüsselbegriffe einer wissenschaftlichen Musikpädagogik“.
Dass Lehrer ein äußerst vielfältiges Anforderungsprofil erfüllen müssen, betrifft nicht nur Unterrichtende im Fach Musik. Lehrer sind als Erzieher, Berater, Betreuer, Experten, Wissenschaftler, Organisatoren von Lernprozessen, Vermittler, Beurteiler, Motivatoren gefragt. Dies zeigen Rollenzuweisungen im Rahmen von Professionalisierungsbestrebungen ebenso wie teilweise überspitzte Typologien, die Charakterisierung von Rollenkonflikten sowie auch der nicht immer unproblematische Verweis auf die „Lehrerpersönlichkeit“ in einschlägiger pädagogischer Literatur. Für Musikpädagoginnen und Musikpädagogen kommen zu den vielfältigen Erwartungen noch Anforderungen an sie als Künstler und Musiker hinzu. Dies ist bezogen auf das Berufsfeld der Instrumentalpädagogik immer schon so gewesen. Mit der verstärkt praxeologischen Schwerpunktsetzung des allgemeinbildenden Musikunterrichts treten künstlerische Fähigkeiten nun auch für Musiklehrer an Schulen stärker in den Blick. Einen weiteren Bereich der Verbindung von künstlerischen und pädagogischen Perspektiven des Lehrerhandelns bilden Projekte mit außerschulischen Partnern wie zum Beispiel Konzertinstitutionen, in denen nicht selten Künstler als Lehrende herangezogen werden.
Den Zusammenhang von Pädagogik und Kunst in unterschiedlichen musikpädagogischen Feldern zu entfalten und seine Chancen und Problematik für die Unterrichtenden zu erörtern, bildet das Anliegen der Frankfurter Tagung. Neben systematisierenden Beiträgen ist die Vorstellung konkreter Projekte gefragt. Beiträge können
- sich auf die Geschichte des Musikunterrichts und des Berufsbildes des Musiklehrers beziehen,
- den Zusammenhang von Pädagogik und Kunst aus ästhetischer, pädagogischer, psychologischer oder soziologischer Sicht in den Blick nehmen,
- empirische Ergebnisse im Zusammenhang der Thematik auswerten,
- institutionellen Fragen im Zusammenhang von pädagogischen und künstlerischen Aufgaben nachgehen oder
- eigenen themenbezogenen Fragestellungen folgen.
Der Vorstand der Gesellschaft für Musikpädagogik lädt ein zu Fachvorträgen, Vorstellungen eigener Konzertformate und Projektberichten. Neben Vorträgen sind auch Posterpräsentationen willkommen. Hierfür bitten wir um ein Abstract bis zum 15. November 2014 an eine der beiden Adressatinnen:
Prof. Dr. Constanze Rora
Hochschule für Musik und Theater
„Felix Mendelssohn Bartholdy“
Leipzig
Dittrichring 21
D-04103 Leipzig
constanze.rora [at] hmt-leipzig.de (constanze[dot]rora[at]hmt-leipzig[dot]de)
Prof. Dr. Katharina Schilling-Sandvoß
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main
Eschersheimer Landstraße 29-39
D-60322 Frankfurt
Katharina.Schilling-Sandvoss [at] hfmdk-frankfurt.de (Katharina[dot]Schilling-Sandvoss[at]hfmdk-frankfurt[dot]de)