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Ethno Germany verzaubert die Burg

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Internationales Erfolgsformat durch JM Rheinland-Pfalz nun endlich in Deutschland
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Im Café der Burg Lichtenberg in der beschaulichen Pfalz sind die Gespräche ein wenig leiser geworden. Viele Besucher lauschen den zarten Klängen, welche vom Wind über die Mauern getragen werden. Einige hundert Meter weiter sitzt eine denkbar bunte Gruppe junger, leidenschaftlicher Musikerinnen und Musiker auf den steinernen Überresten eines alten Burgturms. Sie jammen. Soweit nichts Ungewöhnliches, trägt dieser Streifen Deutschlands doch schon seit Jahrhunderten den Beinamen Musikantenland. Sehr wohl ungewöhnlich ist allerdings die Herkunft der überwiegend barfuß musizierenden jungen Leute sowie das verwendete Instrumentarium und Liedgut. Aus elf Ländern von drei Kontinenten kommen die Teilnehmenden des ersten Ethno-Camps in Deutschland. Und mit Nyckelharpa, Santoor, Kaval, vielen Geigen, Flöten und anderen Instrumenten spielen sie traditionelle Musik aus aller Welt – gemeinsam.

Ethno ist ein Format der Jeunesses Musicales International (JMI), welches sich seit der ersten Auflage 1990 in Schweden stürmischer Beliebtheit erfreut. Mittlerweile findet man Ethno Camps nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Ländern wie Uganda, Australien und im kommenden Februar zum ersten Mal in Indien. Der besondere Reiz der etwa einwöchigen Treffen liegt in der alles durchziehenden, stets entspannten und fröhlichen Atmosphäre. Die Teilnehmenden bringen sich die mal beschwingten, mal schwermütigen „Tunes“ ihrer Heimat gegenseitig bei und arrangieren diese zusammen. So kann es schon einmal vorkommen, dass ein Solo einer indischen Bambusflöte eine schwedische Polka aufpeppt. Der im Frühsommer neu gegründete JMD-Landesverband Rheinland-Pfalz unter Vorsitz des Posaunisten und lokalen Urgesteins Bernhard Vanecek holte in diesem Jahr zusammen mit Philipp Vandré vom Bundesverband und einer Handvoll Freiwilliger das erste Ethno Germany auf die Burg Lichtenberg bei Kusel. Zum einen, um das Pfälzer Musikantenland wieder mit ein wenig internationalem Flair zu versorgen, aber auch, um Deutschland ein Stück weit mit seiner eigenen Volksmusik zu versöhnen – denn auch diese ist Teil von Ethno Germany.

Wer sich vom türkischen Gassenhauer „Beyoğlunda gezersin“ oder dem belgischen Jig „‘t Smidje“ hat verzaubern lassen oder durch eines der Poster auf das Abschlusskonzert aufmerksam geworden ist, findet sich zum Abschlusskonzert im Innenhof der Burgruine ein. Ausgestattet mit einem Regenbogen, dessen Strahlkraft seinesgleichen sucht, sowie einer riesigen Portion Spielfreude präsentiert zunächst die Istanbuler Band Kapiko ihren Ethnojazz, bevor das große Ethno Germany Ensemble die Bühne übernimmt. Das zahlreich erschienene Publikum schunkelt zum chilenischen Walzer, tanzt hier und da einen Schottisch, bevor es nach fast zweieinhalb Stunden in frenetischen Jubel ausbricht. Dieser Applaus setzt Endorphine in rauen Mengen frei und markiert den Abschluss ereignisreicher Tage voller Improvisationsfreude und herzerwärmender Nähe. Steife Probensituationen mit notierter Musik kennt Ethno Germany nicht, weitergegeben werden die Tunes nach Gehör. Die wiederentdeckte und neu erfundene Musik vergangener Tage bringt junge Leute aus allen Ecken der Welt über den gelebten Enthusiasmus vorurteilsfrei zusammen.

Die Begeisterung, mit welcher sowohl Teilnehmende als auch Publikum das erste Ethno Germany aufgenommen haben, sind ein Ansporn für die Fortsetzung im nächsten Jahr. Dann soll es neben Gruppenaktivitäten wie die auf Ethno-Camps bereits zur Tradition gewordenen fröhlichen Tanzabende mehr Zeit und Raum für Waldspaziergänge, Lagerfeuer oder einen Fußgängerzonenstraßenmusikwettstreit geben.

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