Die JMD startet aktuell ihr Weiterbildungsprogramm für Orchesterleiter*innen und jugendliche engagierte Musiker*innen. Es nimmt die wichtigsten Aspekte erfolgreicher Orchesterarbeit in den Fokus, beleuchtet sie neu und gibt dynamische Impulse für zeitgemäße, attraktive Jugendorchester. In die Entwicklung der neuen Angebotsreihe eingeflossen sind auch die Ergebnisse der Umfrage unter den Mitgliedsorchestern und Antworten auf die darin artikulierten Herausforderungen.
„Immer noch Gänsehaut“
Die Reihe von fünf geplanten Seminaren für Orchesterleiter*innen eröffnete nun der Pilot des Seminars „Spannend proben“, mit einem Online-Teil und einem Praxisteil, vom 29. August – 1. September in der Musikschule Bremen.
Jugendorchester sehen sich einer hohen Freizeitkonkurrenz gegenüber. Zentraler Erfolgsfaktor für eine erlebnisorientierte Orchesterarbeit ist eine Probe, die für die Jugendlichen „spannend“ ist und im besten Fall auch den oder die Orchesterleiter*in emotional packt. Im Online-Teil des Seminars unter Leitung von Jugendorchester-Referentin Lisa Sohm und Generalsekretär Ulrich Wüster setzten sich die Teilnehmer*innen unter anderem mit den wechselnden Rollen auseinander, die sie als Orchesterleitung einnehmen können und mit der Frage, welche Wirkung diese jeweils auf die Probenarbeit haben. Für alle Teilnehmer*innen war dieses Reflexionsmodell ein neuer Ansatz, der zu Aha-Erlebnissen führte und dazu ermutigte, die eigene Präsenz während der Probe einzusetzen und ein im Hinblick auf die Orchestermitglieder veränderbares Selbstverständnis gezielt auszuprobieren.
Als Dreh- und Angelpunkt erfolgreicher Probenarbeit wurden das Verhältnis von Orchesterleitung und Orchester sowie gegenseitige Erwartungen eingehend erörtert. Für den Praxisteil vorbereitet wurden zwei Werke mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Unter Anleitung von Martin Lentz, JMD-Präsidiumsmitglied und selbst Dirigent der Jugendorchester der Musikschule Bremen, setzten sich die Teilnehmer*innen intensiv mit den Partituren auseinander und entwickelten gemeinsam Strategien, wie die Stücke möglichst spannend vermittelt und geprobt werden könnten.
In Bremen hatten die Teilnehmenden dann fünf Tage Zeit, die eigenen Vorhaben konkret auszuprobieren. Praxispartner waren drei sehr unterschiedliche Orchester der Musikschule Bremen: das Vorstufenorchester Sinfonietta, das Junge Kammerorchester und das große Jugendsinfonieorchester. Mit den Ensembles setzten die Teilnehmer*innen ihre Überlegungen in die Tat um, zum Beispiel das kluge Vermitteln zwischen spielen lassen und abbrechen. Angeleitet von Martin Lentz und Ole Faurschou, langjähriger Leiter von Jugendorchestern und einer eigenen Dirigierschule, entdeckten die Teilnehmer*innen sich selbst als Musikvermittler*innen. Sie fanden zu neuer Experimentierfreude beim Proben, was zu wirklich spannenden Momenten voller Musik führte, denen die jungen Musiker*innen gebannt und begeistert folgten.
Wesentlich zu diesem „Flow“ beigetragen hatte die vertrauensvolle Atmosphäre, in der die Seminarteilnehmer*innen sich ganz offen und kollegial austauschten und von der alle Seiten enorm profitierten. „Erfrischend und inspirierend!“ empfand dies etwa Alexander Adiarte, Leiter der sinfonischen Orchester der Musikschule Stuttgart. Auch für Hinnerk Otten, Orchesterleiter des Jugend-Sinfonie-Orchester Buxtehude, war das erstmals durchgeführte Seminar „eine großartige, impulsgebende Erfahrung“.
Martin Lentz gab den Jugendlichen seines Orchesters nach der letzten Probe die begeisterte Rückmeldung: „Ihr habt eine unglaubliche gemeinsame Energie freigesetzt. Ich hab’ immer noch Gänsehaut. Das können wir nur gemeinsam – wir als Orchester müssen das machen!“
Das zweite Seminar für Orchesterleiter*innen findet von 4. bis 6. Dezember online statt. Thema dann: „Ressourcen erschließen“. Wie lassen sich verfügbare Ressourcen erkennen, um neue Potenziale freizusetzen – sowohl materiell als auch immateriell. Anmeldungen unter jmd.info/kurse
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