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Stärkung der nationalen Mitglieder

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Zur Weltkonferenz der JMI in Montreal
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Lebendig, lebenswert und modern quirlt die Stadt Montreal vom St. Lorenz-Strom hinauf um ihren massiv aufragenden Hausberg, der sich wie ein „Restposten“ der Wälder Kanadas aus dem Häusermeer erhebt und den keines der aus den Quadraturen des Straßennetzes emporwachsenden Skyscraper zu überragen wagt. Von hier ein Zoom auf das Quartier des Spectacles, Montreals profiliertes Kulturviertel mit seiner Place des Arts: Opernhaus, Philharmonie, Theater, Museum für Moderne Kunst. Hier, im Montreal Hyatt Regency, traf sich die 68. Generalversammlung der Jeunesses Musicales International vom 16. bis 22. Mai auf Einladung der kanadischen Sektion. Die Delegation der JMD bestand aus Präsident Hans-Herwig Geyer, Generalsekretär Uli Wüster und Tobias Schröter, seit letztem Jahr Chairman der „Election Commission“.

Das Rahmenprogramm führte den Kollegen aus aller Welt die Säulen der JM Canada vor: Die Eröffnung der Weltkonferenz fand in Verbindung mit dem Abschlusskonzert des Concours Musical International de Montréal statt, erst 2002 von der JMC ins Leben gerufen gehört er zu den renommiertesten internationalen Musikwettbewerben. Den Abschluss der Tagung feierte man indes nach der Präsentation eines Konzertprogramms für Kinder im Haus der JMC in der Avenue Mont-Royale. In dieser Spannweite – vom Ersthörer bis zum Galakonzert – bewegt sich die Arbeit der Jeunesses Musicales in Montreal und über 20 Städten der östlichen Provinzen Kanadas. Ein Ausflug führte ins 100 km entfernte Centre d’Arts Orford: Dieses Musik-Camp, in seiner Funktion etwa deutschen Musikakademien vergleichbar, wurde von der JM in den 1950er Jahren gegründet. Gelegen inmitten einer aus dem Wald herauskultivierten Parklandschaft besteht es aus mehreren Zentralbauten wie einem Konzertsaal, einem Speisesaal, einem Dozentenpavillon und dem Verwaltungsgebäude sowie aus zahlreichen in das Gelände verteilten Studios zum Wohnen, Üben und Proben. Gespräche über die Aufnahme dieser Einrichtung in die Reihe der „World Meeting Center“ der JMI – neben Schloss Weikersheim und und Groznjan/Kroatien – wurden aufgenommen.  

Inhaltlich stand diese Weltkonferenz ganz im Zeichen der Mitgliederpolitik und damit im Prozess des Wandels, dem die JMI sich – auch auf Drängen der JM Deutschland – derzeit unterzieht: Angesichts der Diversität der über 40 nationalen Sektionen in allen Kontinenten muss die JMI sich von einem zentralistischen Gravitationszentrum zu einer internationalen Dachorganisation ihrer Mitglieder weiter entwickeln. JMD-Generalsekretär Uli Wüster hatte bei seiner Wahl zum Vizepräsidenten der JMI 2012 zugesagt, Vorschläge für eine Modernisierung der Satzung zu erarbeiten. Diese wurden jetzt diskutiert und insgesamt befürwortet. Somit ist der Weg frei für eine umfassende Satzungsreform im nächsten Jahr: Die Rechte werden präziser gefasst, die Aufgaben der Mitgliederversammlung klarer definiert, der Wahl- und Abstimmungsmodus transparenter gemacht und ein neues „Membership Review Panel“ als Qualitätssicherungsinstrument für eine partizipative Mitgliederpolitik eingeführt. Auch ein Vorschlag für die Bildung kontinentaler JM-Strukturen kam zur Diskussion und erhielt gleich vor Ort auch aktuelle Relevanz: Eine Vertreterin der Organisation „Montreal International“ bekräftigte vor der Generalversammlung das Interesse, dem Sitz einer „JM the Americas“ in Montreal mit Reichweite von Kanada über Venezuela bis Argentinien für mehrere Jahre finanzielle Starthilfe zu geben.

Globalisierend und gleichzeitig die Mitglieder fördernd entwickelt sich auch die Programmpolitik der JMI: „Music Crossroads“, das erfolgreiche Projekt einer strukturierten JM-Arbeit in Afrika, wurde in das direkte Management der JMI zurück geholt und erhielt für weitere drei Jahre vom norwegischen Außenministerium eine Million Euro für die Implementierung von Ausbildungsstrukturen für Musiklehrer in Sambia, Mosambik und Malawi, wobei endlich auch die traditionelle Musik dieser Länder eine zentrale Rolle spielt. Das Format „Ethno“ gewinnt beständig neue Träger unter den Mitgliedern der JMI – seit 2013 auch mit der JM Deutschland. Auch das „Imagine“-Programm kann durch seine Öffnung für Pop- und Rockmusik allerorts Platz greifen. Während der World Youth Choir und die JM Jazz World BigBand sich von Jahr zu Jahr durch enor-men Einsatz der JMI und einzelner einladender Sektionen und deren Fundraising gut behaupten – auch die JMD sorgte 2012 und 2013 für Mitspieler und Konzerte –, musste der Neustart des JM World Orchestra erneut um eine Saison verschoben werden. Nach der hoffnungsvollen Startphase des durch die JM Zypern in Limassol angesiedelten Projekts „Euro-Arab Youth Music Centre“ soll nun – ebenfalls durch Mitwirkung der JM-Sektionen – ein Austausch junger Musiker zwischen Europa und der arabischen Welt in Gang kommen.

Die Inhalte der Jeunesses Musicales öffnen sich internationalen multikulturell geprägten Strömungen der Jazz-, Pop- und Rockmusik ebenso wie dem interkulturellen Dialog mit den traditionellen Musiken der Völker und Kulturen. Mit seinem leidenschaftlichen Appell „défenser la Musique Classique!“ machte der rüstige 84-jährige Präsident der JM Canada Joseph Rouleau plötzlich allen bewusst, dass die JMI auch aktiv eintreten muss für diese Musik, deren Zugang sich nicht während eines Camps erschließt.

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